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Immer bereit für Neuland

 
     
 
Durch den Straßenfeger "Melissa", einen dreiteiligen Durbridge-Krimi, wurde ihr Gesicht 1966 Millionen Fernsehzuschauern bekannt. Seither hat sich Ruth Maria Kubitschek an die berufliche Spitze gespielt. Unvergessen ihr "Spatzl" in der Kultserie "Monaco Franze" und die Brauereibesitzerin in "Das Erbe der Guldenburgs".

Geboren und aufgewachsen im böhmischen Komotau, wünschte sie sich schon als kleines Mädchen vom Lande, Schauspielerin zu werden. Gegen den Willen der Eltern setzte sie sich durch. Nach ihrer Ausbildung in Halle und Weimar
- die Familie lebte seit 1945 in der späteren DDR - sammelte sie unter anderem am Staatstheater Schwerin (Elisabeth in "Don Carlos", Hauptmanns "Rose Bernd") Bühnenerfahrungen und -erfolge in begehrten klassischen Rollen, drehte mehrere DEFA-Filme.

1959 entschied sich Ruth Maria Kubitschek, inzwischen Mutter eines Sohnes und Ehefrau des Opernregisseurs Götz Friedrich (Scheidung 1962), für ein Leben im Westen. Der große Regisseur Fritz Kortner entdeckte sie und holte sie nach der Zusammenarbeit für den Film "Lysistrata" (1960, mit Romy Schneider) an die Münchner Kammerspiele. Neben dem Theaterspielen ging es mit ihrer Fernsehkarriere voran. Mit den Worten "Das war wunderbar" erinnert sie sich an Dreharbeiten in Kappeln an der Schlei. Dort stand sie 1968 mit Karl Michael Vogler in der Sudermann-Verfilmung "Reise nach Tilsit" vor der Kamera.

Populär zu werden, das war nie ihr Bestreben. Doch ist sie es, ohne Frage. Eine strahlend schöne, wissende Löwefrau von 73 Jahren, die mit 60 ihren Lebensraum in München verließ, einen radikalen Schnitt machte, um sich im schweizerischen Fruthwilen mit Ausblick auf den nahen Bodensee einen

Lebenstraum zu erfüllen. Sie krempelte die Ärmel hoch und verwandelte, unterstützt von Freundinnen, ein etwa 3.000 Quadratmeter großes "Unland" in ihren "Garten der Aphrodite". Eines ihrer Bücher trägt diesen Titel. Es erzählt vom Werden eines kleinen Paradieses und von ihrer Auszeit vom Beruf. "Ich weiß jetzt auch, wie lange man braucht, um heil zu werden. Ich fühle dieses Heilwerden auf allen Ebenen."

Der anfängliche Spott ihr gegen-über, was diese spirituelle Seite betrifft, sei der Zustimmung gewichen. "Wir sehen ja, wie die Natur reagiert." Selbst Interviews mit ihr in den Medien würden anderen Frauen irgendwie Halt geben. "Wir sind alle allein auf die Welt gekommen, wir gehen allein wieder zurück. Und wir müssen uns alle allein in die Verantwortung nehmen", resümiert Ruth Maria Kubitschek.

Bei einer Begegnung in Hamburg stellte ich fest, daß der erwartete Stein in der Hand als Kraftspender für sie der Vergangenheit angehört. "Ich brauch das nicht mehr. Ich bin jetzt sozusagen in mir gefestigt." Dafür enthält ihr neues und damit siebtes Buch "Das Wunder der Liebe" (Nymphenburger Verlag, 240 Seiten, 19,90 Euro) eine Art Stein- und Schmucklehre. Die 59jährige Elisabeth, Hauptfigur des Romans, läßt in Deutschland alles hinter sich, um auf einer griechischen Insel ein neues Leben zu beginnen. Auf Santorin verliebt sie sich in den Goldschmied Konstantin, findet in dem gut aussehenden Griechen ihren Seelenpartner.

Ein Stoff reich an Gefühlen und Sehnsüchten, der Autorin wohl vertraut. "Ich hab wahnsinnig viel recherchiert, auch über die griechische Mythologie. Zeus kommt natürlich auch vor", so Ruth Maria Kubitschek. Vor Ort auf Santorin erfuhr sie vieles, was sie für das Buch brauchte. Und sie schrieb dort einen Teil des Manuskripts. "Mit der Hand in Schulhefte. Hinterher diktiere ich einer Freundin in den Computer." Zu ihrer großen Freude hat TV-Produzentin Regina Ziegler die Rechte für ihr Buch bereits gekauft. Das wäre dann die erste Kubitschek-Verfilmung, ohne "Kubi", wie sie die Kollegen nennen, als Darstellerin.

Diese bleibt dem Publikum aber in Zukunft erhalten, zumindest im Fernsehen, denn "Theaterspielen ist vorbei". Gerade hat Ruth Maria Kubitschek mit Christian Kohlund für "Das Traumhotel - Der Zauber von Bali" gedreht, zuvor in Schleswig-Holstein für die Krimikomödie "Prinz & Paparazzi" mit Sky Du Mont. Momentan arbeitet sie auf Capri, dann in Mexiko.

Und der Lebenspartner auf Distanz, TV-Produzent Wolfgang Rademann, schippert derweil auf dem "Traumschiff" umher. Toleranz auf beiden Seiten. "Wenn ich mein Leben erfülle, dann ist er froh", sagt sie über den humorvollen Berliner. Auf jeden Fall werde sie weiter Bücher schreiben und Seminare geben, zur Seinsfindung. Zur Zeit fehle ihr diese bereichernde Gruppenarbeit, der Beruf nimmt sie in Anspruch. Da müsse sie sich, wenn sie wieder in ihrem Schweizer Dorf ist, erstmal selbst sammeln.

Dieses Zu-sich-finden, Abtauchen für eine gewisse Zeit, ist wichtig im Leben der Schauspielerin, das nicht ohne Nackenschläge und Brüche verlief. Eine enorme Kraft gibt ihr das Malen. Lieblingsmotive sind Blumen, Engel und Gestalten aus der Märchenwelt. Anfang der 60er Jahre begann sie auch diese kreative Seite in die Tat umzusetzen. "Das ist wie eine Therapie", meint die Vielbegabte. Aber sie klebe nicht an ihren Werken. "Ich halte nichts fest, auch meine Bilder nicht." Das nächste TV-Ereignis mit Ruth Maria Kubitschek kündigt das ZDF für den 7. und 8. November an. In dem Zweiteiler "Die Rosenzüchterin", einer bewegenden Geschichte zweier Frauen nach dem gleichnamigen Erfolgsroman von Charlotte Link, spielt sie gemeinsam mit Hannelore Elsner. Zwei Schauspielerinnen mit Vorbildfunktion Seite an Seite - immer bereit für Neuland und starke Rollen.

Ruth Maria Kubitschek: "Ich halte nichts fest, auch meine Bilder nicht" Foto: Deuter

 
     
     
 
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