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In acht Stunden von Berlin via Königsberg nach Moskau

 
     
 
Ende Oktober wurde im Deutsch-Russischen Haus in Königsberg der 80. Geburtstag der deutsch-russischen Fluggesellschaft „Deruluft“ gefeiert, die von 1921 bis 1937 bestand. Bei diesem Fest waren der deutsche Botschafter in Rußland, Hans-Jörg von Studnitz, der Gouverneur des Königsberger Gebiets, Wladimir Jegorow, der Regionaldirektor der Lufthansa für Rußland, Ulrich G. Rüger, und führende Vertreter der lokalen Fluggesellschaft Kaliningrad-AVIA anwesend.

Die Deruluft wurde am 24. November 1921 als ein deutsch- sowjetisch
es Gemeinschaftsunternehmen gegründet, von dem 50 Prozent der Russischen Föderativen Sozialistischen Sowjet-Republik gehörten und die anderen 50 Prozent einer deutschen Holding - hinter der sich unter anderem namhafte Firmen wie die Hapag (Hamburg-Amerika Linie), AEG und Luftschiffbau Zeppelin verbargen -, aus der später die deutsche Lufthansa hervorging.

Die damalige historische Situation zwang Deutsche und Sowjets geradezu zur Zusammenarbeit im Bereich der Luftfahrt und brachte sowohl dem Deutschen Reich als auch dem Sowjetstaat Vorteile: Deutschland war es nach dem Ersten Weltkrieg untersagt, selbst schwere Flugzeuge zu bauen, während Rußland sich infolge der Oktoberrevolution in einer schwierigen wirtschaft- lichen Lage befand. Ausgangspunkt der neu gegründeten Luftfahrtgesellschaft wurde Königsberg. Im Frühjahr 1922 richtete man eine Flugroute zwischen Königsberg und Moskau ein, die 1928 auf eine Route von Berlin nach Königsberg und über die baltischen Länder bis nach Leningrad ausgedehnt worden ist. Bis März 1937 verlief der Luftverkehr reibungslos. Danach verschlechterten sich die Be-ziehungen zwischen Deutschland und Rußland zusehends, so daß die Aufrechterhaltung des Flug-verkehrs aus politischen Gründen unmöglich wurde.

Anfangs nutzte die Gesellschaft einfache Flugzeuge mit offenem Cockpit, deren Motoren lediglich 320 PS leisteten und den Maschinen eine Höchstgeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern ermöglichten. Ende der 20er Jahre verfügte die Fluggesellschaft über Dornier-Merkur-Passagierflugzeuge und über die moderne Junkers-F 13. Später wurde die Flotte um Maschinen des Typs Rohrbach Roland, Tupolev ANT-9 und Junkers-Ju 52/53m erweitert.

Deruluft kann auf eine stolze Geschichte zurückblicken: 1928 überflog der Königsberger Flugpionier Ehrenfried Günter Freiherr von Hünefeld den Atlantik in Ost-West-Richtung; bereits 1923 konnte ein Streckenrekord aufgestellt werden über die längste zurückgelegte Flugstrecke ohne Zwischenlandung: 820 Kilometer von Smolensk nach Königsberg. Im ersten Jahr ihres Bestehens transportierte Deruluft 300 Passagiere auf 109 Flügen zwischen Moskau und Berlin. Die Flugdauer betrug damals acht Stunden - verglichen mit zwei Tagen Bahnfahrt eine wahre Errungenschaft! Von Berlin nach Leningrad betrug die Flugdauer 14 Stunden. Deruluft war eine der ersten Fluggesellschaften der Welt, die einen festen Flugplan einhielten. Vom 1. Mai bis zum 1. September gingen zwei Flüge pro Woche, im Winter wurden hingegen nur einige spezielle Flüge durchgeführt.

An dieses berühmte Vorbild aus den 20er Jahren möchte man in Königsberg nun gerne wieder anknüpfen: Kaliningrad-AVIA hofft auf eine Zusammenarbeit mit der deutschen Lufthansa. Tatsächlich könne er sich im Zuge der Globalisierung eine künftige Allianz zwischen der Aeroflot und der Lufthansa nach dem historischen Vorbild Deruluft vorstellen, gab Botschafter von Studnitz in seiner Rede bei der Geburtstagsfeier zu verstehen. Ulrich G. Rüger, der Regionaldirektor der Lufthansa für Rußland und die Gemeinschaft Unabhängiger Staaten, sieht die Möglichkeit zur Realisierung dieser Idee etwas verhaltener. Er betonte, daß die Lufthansa sicher nicht von heute auf morgen eine Fluglinie nach Königsberg einrichten werde. Schließlich habe ja die SAS, eine Partnergesellschaft der Lufthansa, erst vor kurzem aus wirtschaftlichen Gründen die Flugverbindung Königsberg- Kopenhagen einstellen müssen. Längerfristig könne er sich hingegen ein Engagement seiner Fluggesellschaft im Königsberger Gebiet schon vorstellen. Julian Mühlbacher

 
     
     
 
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