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Die Urteile über den jüngsten Besuch des deutschen Außenministers Fischer und de US-Verteidigungsministers William Cohen in Athen hätten kaum gegensätzlicher ausfalle können.
Der Deutsche Fischer flötete im üblichen seidenweichen Diplomatensingsang: Gemeinsa sei man für die Menschenrechte, der Amsterdamer Vertrag würde bald vollends in die Ta umgesetzt, und ganz allgemein sei die "Europäische Identität" auf dem beste Wege schließlich hätte heute eine Generation von Politikern das europäische Hef in der Hand, die es besser mache als die ältere. Fischer nannte Kanzler Schröder und de griechischen Ministerpräsidenten Simitis. Und meinte gewiß auch sich selbst.
Das Mittelmeer nehme an Bedeutung für Europa immer mehr zu, so Fischer. Ein Schmeichelei, die er sicher auch an jedem anderen Ort der Welt von sich gegeben hätte.
Die "wachsende Bedeutung der Region" hob ebenfalls der amerikanisch Verteidigungsminister Cohen hervor, blieb dabei jedoch bedeutend nüchterner als Fischer Cohen sprach vom Hafen Thessaloniki, der vor allem militärisch interessant ist für die (von Griechenland nur widerwillig unterstützte) Nato-Operation im Kosovo. Außerdem se der amerikanische Waffenmarkt offen für griechische Einkäufer. Sowohl der US-Ministe als auch sein griechischer Kollege Tsochatzopoulos blieben bemüht, das Treffen möglichs routinemäßig aussehen zu lassen, eher kühl als herzlich.
Damit waren sie dem tatsächlichen Klima der Konsultationen wohl auch näher, als e Fischers süßliche Elogen glauben machen konnten. Die griechische Presse begrüßte die Gäste jedenfalls beleidigt bis ablehnend. Sie traf damit die Stimmung im Lande, wi Diplomatenkreise in Athen bestätigen.
Im Mittelpunkt griechischer Befürchtungen steht dabei eine drohende EU-Mitgliedschaf der Türkei. Im Rahmen des EU-Gipels zum Ende der finnischen Präsidentschaft im Dezembe soll die offizielle Beitrittskandidatur des verfeindeten Nachbarn bestätigt werden.
Nach anfänglichen Bedenken befürworten jetzt offenbar alle großen EU-Mächte die Aufnahme der Türken. Vor allem Großbritannien, das wie gewohnt der Linie der USA folgt und Deutschland, dessen Vorbehalte mit dem Regierungswechsel 1998 verflogen scheinen.
Jenseits der freundlichen Worte drohten Fischer und Cohen den Griechen für den Fall daß sie den Beitritt Ankaras zu blockieren versuchten: Die Chance, zur Euro-Zon aufzuschließen, sei dann verspielt, und Zypern könne gar nicht erst Mitglied der Unio werden.
So soll Griechenland als Hindernis für den Unionsbeitritt der Türkei neutralisier werden. Cohen gebärdete sich hier Berichten zufolge besonders drastisch. Obwohl die US keineswegs der Europäischen Union angehören, sind sie offenbar der Meinung, über dere Zusammensetzung entscheidend mitbestimmen zu dürfen.
Öffentlich äußerte Cohen, er könne sich nicht vorstellen, daß Washington berei sei, Druck auf die Türkei wegen ihrer kompromißlosen Haltung in der Zypernfrag auszuüben. Von Journalisten gebeten, die Erklärung des türkischen Ministerpräsidente Ecevit zu kommentieren, wonach das Zypern-Problem mit Ankaras Invasion 1974 gelöst worde sei, antwortete Cohen kurz angebunden: "Mir ist diese Erklärung nicht bekannt."
In der Frage des Terrorismus forderte der US-Verteidigungsminister, Athen soll Verdächtige länger festhalten. Daß dies nach der griechischen Verfassung unmöglic ist, scherte den Amerikaner wenig.
Wie gering die Souveränität der Hellenen von Washington eingeschätzt wird offenbarte eine weitere Forderung Cohens: Stäbe von FBI und CIA, die auf griechische Gebiet in Sachen Terrorismus tätig seien, sollten selbst polizeilich tätig werde können, das heißt: Amerikanische Beamten sollen künftig terrorismusverdächtig griechische Bürger auf griechischem Territorium verhaften dürfen.
"Griechenland ist auf den Nachkriegszustand zurückgefallen", empörte sic eine Zeitung. Ähnlich auch der allgemeine Tenor der griechischen Presse wen Ministerpräsident Simitis den Beitritt zur Euro-Währungsgemeinschft unter diese Vorzeichen zur obersten Priorität seiner Politik mache und jeden Wunsch Washingtons un einiger europäischer Hauptstädte erfülle, sei das Land rasch destabilisiert. Gregor M Manousakis / H. T
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