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Investoren vom Pazifik

 
     
 
450 deutsche Hafenarbeiter in Rostock wurden Anfang Oktober in die Kurzarbeit entlassen, der Hafen steht möglicherweise vor dem Aus. Und das, weil Oberbürgermeister Arno Pöker (SPD) unter dubiosen Umständen 1997 den Hafen der Stadt an eine dubiose Finanzholding mit Sitz auf den pazifischen Marshallinseln verkauft hatte. Deren Inhaber sind die berüchtigten Finanzjongleure Menachem Atzmon, Lord David Young und Azra Harel. Das Trio versprach viel: sichere Arbeitsplätze, neue Investitionen, eine neue Container
-Reederei – hielt aber nichts.

Bei den Familien der betroffenen Arbeiter in den Plattenbau-Siedlungen ist die Stimmung schlecht: "So etwas gibt es doch gar nicht!" Auch für Oberbürgermeister Arno Pöker ist die Lage peinvoll, schließlich hat er mit großer Energie Rostocks Hafen privatisieren wollen. 1997 war die Hafenumschlagsgesellschaft mit 100 Hektar gepachteter Hafenfläche ohne öffentliche Ausschreibung an die Kent Investment verkauft worden.

Verbandschef Ulrich Seidel kritisiert besonders den "lächerlich niedrigen" Verkaufspreis von 19 Millionen Mark. Gutachter schätzten den Wert auf 77 Millionen Mark. Obendrein wurden bislang nur 9,5 Millionen Mark bezahlt, die zweite Rate steht noch aus. Den günstigen Preis hatte OB Pöker mit der dreijährigen Beschäftigungsgarantie der Investoren für die damals noch rund 450 Hafenarbeiter und deren Investitionsversprechen zu rechtfertigen versucht. Doch den Großteil der Arbeiterlöhne zahlt jetzt das Arbeitsamt in Form von Kurzarbeitergeld. Immerhin hatte Kent Investment die Leute zwischenzeitlich vollbeschäftigt – von Juli bis September.

Auch andere Hoffnungen verpufften: Der auf dem Hafengelände geplante Industriepark ist bisher nur Illusion – und wird es wohl auch bleiben. Das Finanz-Trio hatte sich auch vertraglich verpflichtet, eine Container-Reederei zu gründen. Gegründet wurde sie auch, doch nach drei Fahrten erwies sich die "Rostock-Atlantic-Linie" (RAL) als wenig erfolgreich. Betroffen sind dabei auch Mecklenburg-Vorpommern und Rostock, denn die RAL-Schiffe wurden mit einer Landesbürgschaft von zehn Millionen Mark finanziert.

Immerhin: Die Zusage der Kent Investment, im Hafen mindestens fünf neue Firmen anzusiedeln, wurde teilweise erfüllt: Die Clean System Technologies, eine von Menachem Atzmon und Jacob Lustgarten gegründete Firma, beschäftigt sich heute dort mit Reinstraumtechnik. Mit 1,5 Millionen Mark EU-Hilfe werden Rostocker Schauerleute mit High-Tech vertraut gemacht.

Dabei hätte Oberbürgermeister Arno Pöker, wenn er denn vor dem Verkauf das Vorleben seiner neuen Freunde geprüft hätte, durchaus Skepsis zeigen müssen. Atzmon war Schatzmeister der Likud-Partei und dort in dubiose Finanzaktionen verwickelt und zu 50 000 Mark Geldstrafe verurteilt worden.

 

 
     
     
 
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