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Kein Atomwaffenverzicht in Sicht

 
     
 
Seit zwei Jahren dauern in Peking Verhandlungen von sechs Staaten (USA, Nordkorea, Südkorea, China, Japan und Rußland) ohne konkrete Ergebnisse an. Es geht um das militärische Nuklearprogramm Nordkoreas, das Pjöngjang in Gang gesetzt hat, obschon es Unterzeichnerstaat des sogenannten Atomsperrvertrags
ist. Letztes Jahr wurden die Inspektoren der Wiener Atomagentur aus dem Lande ausgewiesen, so daß ein Kompromiß zwischen den USA und den Nordkoreanern immer schwieriger wird.

Nach Angaben des Pariser Nordkoreaexperten Pierre Rigoulot wurde Pjonjang am Anfang vorwiegend durch die Sowjetunion mit konventionellen Waffen ausgerüstet und profitierte später im Nuklearbereich von der pakistanischen Hilfe. Nordkorea entwickelte seinerseits hochtechnologische Trägersysteme und tauschte mit Islamabad Raketen gegen Atomgeheimnisse aus. Es gelte als unwahrscheinlich, daß die Volksrepublik China bei diesem Trägerprogramm mitgeholfen hat. Das Hauptgewicht Pekings im Nordkoreaproblem bestehe darin, mit Wirtschaftshilfe das nordkoreanische Regime zu unterstützen.

Die Lage in dieser Region Südostasiens scheint für Washington besonders heikel zu sein. Seit dem Waffenstillstand von Panmungjong im Jahre 1953 ist die Situation dort eingefroren, und alle Anstrengungen der USA, das nordkoreanische Regime zu verändern, geschweige zu stürzen, sind erfolglos geblieben. Es bleibt Washington nun nur noch übrig, mit umfangreichen internationalen Wirtschaftshilfen Pjöngjang den Atomwaffenverzicht schmackhaft zu machen.

Washington schlägt Pjöngjang vor, sein Nuklearprogramm zunächst einzufrieren und dann die betreffenden Militäranlagen zu zerstören. Selbstverständlich will Nordkorea nichts davon hören. Deshalb sind die Beobachter des gegenwärtigen diplomatischen Spiels ziemlich pessimistisch. Das Außenministerium in Pjöngjang beschimpfte inzwischen den amerikanischen Präsidenten als "politischen Blödmann" und "Tyrannen, der Hitler in den Schatten stellt", so daß eine diplomatische Einigung derzeit äußerst unwahrscheinlich erscheint.

Laut Rigoulot besteht das Hauptanliegen Chinas in der derzeitigen Krise darin, eine nukleare Aufrüstung Japans zu verhindern. Falls Nordkorea eine in der Tat für die Sicherheit Japans gefährliche Militärmacht würde, wäre in Tokio die Versuchung groß, selbst die Atomwaffe zu bauen. Es liege auf der Hand, daß eine solche militärtechnische Entwicklung die Lage in Asien und in der Welt völlig verändern würde. Die Amerikaner, die gegenwärtig im Irak engagiert sind, würden eine solche Entwicklung wohl kaum zulassen

In diesem Zusammenhang - so der Pariser Fernostexperte weiter - habe sich das Pentagon dazu entschlossen, seine Truppen nicht mehr an der Demarkationslinie zu stationieren, sondern in den Süden der Halbinsel Korea zurückzuziehen, um eine Gegenschlagfrist zu besitzen. Die Regierung in Seoul erwäge ihrerseits sogar die Möglichkeit, ihre Hauptstadt 140 Kilometer zu verlegen.

Innenpolitisch sei bemerkenswert, daß in Seoul mit Präsident Ro Moo-Yoon ein Politiker an der Macht ist, der gern eine Ostpolitik nach Willy Brandts Art führen würde. Die südkoreanische Jugend und die Altersgruppe zwischen 30 und 40 seien pazifistisch gesinnt, da sie keine Ahnung vom jetzt 50 Jahre zurückliegenden Koreakrieg hätten. Südkorea, dessen Lebensstandard innerhalb zweier Menschenalter von dem Bangladeshs bis zu dem Spaniens emporgestiegen sei, wünsche sich nur eine Fortsetzung der internationalen Zusammenarbeit. Pierre Rigoulot meint, die Mehrheit der südkoreanischen Bevölkerung dränge nicht auf die Wiedervereinigung mit dem Norden, da sie analog zur deutschen riesige Wirtschaftsprobleme mit sich bringen würde.

 
     
     
 
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