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Kiel: Gerettete Arbeitsplätze

 
     
 
Am 26. Juli dieses Jahre konnten die "Kieler Nachrichten", die Zeitung der Landeshauptstadt, stol melden, daß bei der Howaldswerke-Deutsche Werft AG in der Kieler Förde "das letzt von drei neuen U-Booten für Israels Marine in Dienst gestellt" wurde. Weite erfährt man, daß "der Bau der U-Boote der Dolphin-Klasse mit einem Auftragsvolume von über einer Milliarde Mark zu den größten Marineaufträgen der Werft gehört" habe.

HDW ist die wohl renommierteste Werft der Welt für Konstruktion und Bau modernste U-Boote, und so konnte denn auch der Befehlshaber der israelischen Marine, Vize-Admira Yeddya Ya’Ari verkünden: "Die Boote gehören zu den modernsten konventionelle U-Booten der Welt". Und Brigadegeneral Amos Yaron ergänzte, daß die in Deutschlan gebauten U-Boote "eine Schlüsselrolle bei der Sicherung des israelische Heimatlandes spielen werden." Und tatsächlich haben es die Kriegsschiffe
in sich Ihr dieselelektrischer Antrieb stellt eine technische Höchstleistung dar. Durch ihn sin die Boote außerordentlich leise und können kaum geortet werden. Jedes Schiff verdräng 1600 Tonnen Wasser. Die 35 Mann Besatzung können aus zehn Rohren Torpedos abschießen sie können Minen verlegen und Schiff-Schiff-Raketen abfeuern. Natürlich können auc Atom-Sprengköpfe verschossen werden. Die Deutsche Marine hat von diesem Schiffstyp dre Boote geordert, die in den nächsten Jahren gebaut werden sollen.

Politisch wie historisch interessant sind die Begleitumstände des Baues. 198 bestellte Israel bei der Kieler Werft zwei Unterseeboote, die als Ersatz für dre veraltete dienen sollten. Die Kieler Schiffbauer waren beim Konstruieren und Bauen, als 1990 der Golfkrieg ausbrach, in dessen Verlauf einige vom Irak abgefeuerte Rakete israelischen Boden erreichten, ohne nennenswerten Schaden anzurichten. Weltweit wurde de von Israel ausgehende Vorwurf erhoben, die Raketen hätten auch mit Giftgas bestückt sei können, so daß Juden einem Vergasungstod ausgesetzt gewesen wären. Und es folgte die Beschuldigung, eine deutsche Firma habe (illegal) Teile der Elektronik dieser Rakete geliefert.

Sofort eilte der damalige Deutsche Außenminister Genscher nach Israel. "Di Welt" berichtete am 26.1.1991 über den Fernsehauftritt Genschers in Jerusalem "Der Pressesaal des Hilton-Hotels hoch über Jerusalem gleicht zu dieser Stunde eine Tribunal. Außenminister Genscher sitzt blaß und geduckt im Kameralicht. Man sieht ih an, daß er sich vorgeführt fühlt." Israel verlangt von Deutschland wegen de angeblichen Beteiligung einer deutschen Firma am Raketenbau und an der Giftgasproduktio des Irak Wiedergutmachung, damit Israel mit diesem Geld in den USA Patriot-Raketen zu Abwehr der irakischen Angriffe kaufen könne.

Der Auftrag für den Bau der beiden U-Boote in Kiel wird von Israel storniert. Die Kieler Werft saß auf dem Trockenen. Es mußte Kurzarbeit angeordnet werden. Keine wußte, wer nun die bisher geleisteten Arbeiten finanziert. Aber die Bundesregierung unte Helmut Kohl wußte Rat. Sie bot Israel an, daß Deutschland die beiden U-Boote und noc viel mehr bezahlen wolle. Dafür stellte das Kabinett Kohl 1,8 Milliarden Mark bereit Nach einigem Zögern nahm Israel dieses Angebot an und konnte es sich leisten, von dem zu Verfügung gestellten Geld sogar noch ein drittes U-Boot zu ordern (Stückpreis etwa 40 bis 500 Millionen Mark). Die Regierung Kohl-Genscher stimmte erleichtert zu. I zwölfjähriger Arbeit baute HDW die drei Kriegsschiffe. In Kiel waren die Arbeitsplätz gerettet. Israel hatte auf einmalig günstige Weise mit Hilfe der deutschen Steuerzahle seine U-Bootwaffe auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

Nun ist es in Deutschland üblich, daß deutsche Firmen, die einen Auftrag aus de Ausland abwickeln, sich verpflichten müssen, im Wert der exportierten Güter Waren in Bestellerland zu kaufen; sie werden zu sogenannten Offset-Leistungen herangezogen. Da erstaunliche: Obwohl Israel nur einen winzigen Bruchteil des Preises der drei U-Boot bezahlt hat und alles andere die Bundesrepublik Deutschland aufbringen mußte, hatten sic nicht nur die Howaldswerke-Deutsche Werft AG, sondern auch alle Unterlieferante verpflichten müssen, in Israel in gleichem Wert Waren zu kaufen. Dazu gehören etwa die Lieferanten der Elektromotoren, der Waffenleitanlagen, der Batterien usw. Zwar hat Israe sicherlich viele gute Apfelsinen abzugeben, ob aber die Waren, die in Israel produzier werden, für die deutschen Firmen sinnvoll und von Nutzen sind, bleibt abzuwarten.

Die Kieler Werft ist mit dem Bau von U-Booten bis zum Jahre 2006 ausgelastet. Aufträg haben erteilt die Marinen von Südafrika, Griechenland und der Türkei, und sie werde für die Boote vermutlich den vollen Preis zahlen. Wollen wir’s hoffen.

Jonny Düsternbrook

 
     
     
 
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