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Nach einer monatelangen Kreuzfahrt, rund um den Globus auf der „Kap Hoorn“, zeigt ein Maler seiner Frau die Skizzen, die er auf der Reise angefertigt hat. Die Skizzen sind Momentaufnahmen dieser Reise, Augenblicke, die den Maler tief bewegt haben.
Beim Durchschauen stellt sich schnell der beabsichtigte Effekt ein, vergessene Erlebnisse formen sich anhand der Bilder zu Erinnerungen und der Maler schildert seiner Frau die Szenen, die ihn dazu brachten, den Moment oder auch nur ein bestimmtes Detail auf Papier festzuhalten.
So erinnert ihn zum Beispiel die Farbe Kornblume nblau an die Begegnung mit einer alten, bemalte Eier verkaufenden Frau in Odessa, welche ihm von ihrem Schicksal berichtete und deren Kopftuch diese Farbe trug.
Sie unterhielten sich einige Zeit, und ihre Lebensgeschichte rief ein solches Mitleid und zu einem gewissen Teil auch schlechtes Gewissen, aufgrund seines erfolgreichen Lebens, in ihm hervor, daß er, als er ihren Verkaufsstand nach einem Museumsbesuch verlassen vorfand, sich auf die Suche nach dieser Frau machte.
„Ich kam in einen Hof umgeben von Backsteinmauern. Zwei Verkäuferinnen holten Wasser aus einem Brunnen. Ich erkannte die Eierverkäuferin an ihrem Kopftuch. Ich kramte alle Kopijka in meinen Taschen zusammen und reichte ihr das Geld ... Tränen liefen über ihr Gesicht. Plötzlich beugte sie die Knie und segnete mich. Ihre Hand hielt mir das Geld wieder hin. Nehmen Sie es, Monsieur, Sie werden es brauchen, Sie sind in einer kalten Stadt ...“
Der Autor Peter Haff schildert in „Acht Stockwerke über der Wirklichkeit – Auf einem Luxusdampfer durch die Weltmeere“ nicht irgendeine fiktive Kreuzfahrt, sondern er berichtet von seiner eigenen Reise auf dem Luxusdampfer „Kap Hoorn“ und wie er einige Monate nach seiner Heimkehr mit seiner Frau seine Skizzen sichtet.
Der krasse Gegensatz eines Lebens im Überfluß auf dem luxuriösen Kreuzfahrtschiff und dem ärmlichen Leben der Einwohner der Städte, in denen die „Kap Hoorn“ zum Teil anlegt, gibt dem Leser das Gefühl, daß auch er anstelle des Autors in einigen Situationen ein schlechtes Gewissen, aufgrund des eigenen Wohlstandes, gehabt hätte.
Die Erzählungen Haffs sind beherrscht von einer Art nüchterner Romantik. Eine wirklich schöne Idee, daß Haff den Leser an seinem Schatz an Eindrücken und Begegnungen dieser Reise mittels dieses Romans teilhaben läßt.
Peter Haff: „Acht Stockwerke über der Wirklichkeit – Auf einem Luxusdampfer durch die Weltmeere“, Luchterhand Literaturverlag, München 2006, geb., 206 Seiten, 18 Euro 5633 |
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