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Kunst kehrt heim

 
     
 
Wenn Hans Adam II., regierender Fürst von Liechtenstein, nach Wien kommt, ist dies nicht weiter erwähnenswert, denn da weilt er ohnehin öfter als in Vaduz. Daß er vorige Woche auf großen Staatsbesuch nach Österreich kam und mit allen protokollarischen Ehren empfangen wurde, bedurfte also eines Anlasses - und den gab es tatsächlich: Ein Teil der liechtensteinischen Kunstsammlung kehrte nach fast 60 Jahren an seinen ursprünglichen Aufstellungsort, in das großzügig renovierte Palais Liechtenstein im neunten Wiener Gemeindebezirk, zurück und ist dort wieder allgemein zugänglich.

Um das besondere Verhältnis der Fürstenfamilie zu Österreich - aber auch das staatsrechtliche Kuriosum - zu verstehen, ist ein kleiner historischer Exkurs angebracht: Die Stammburg der Liechtensteiner steht in Mödling südlich von Wien, die Familie ist also gewissermaßen "österreichischer
" als das Haus Habsburg. Vom 16. Jahrhundert an konnten die Liechtensteiner riesige Ländereien erwerben, vor allem in Böhmen und Mähren, aber auch jenes kleine Territorium, welches später von Kaiser Karl VI. zum reichsfreien Fürstentum erhoben wurde und das heutige Liechtenstein bildet. Der Aufstieg der Liechtensteiner war engstens mit dem Hause Habsburg verknüpft, dem sie stets loyal verbunden blieben.

Nach Auflösung des "Ersten Reiches" 1806 wurde Liechtenstein weder ein Bestandteil der Donau-Monarchie, wo die meisten Besitzungen der Fürstenfamilie lagen, noch wurde es später ein Teil des "Zweiten" oder des "Dritten Reiches". (Dennoch wurden die fürstlichen Besitzungen in Böhmen und Mähren durch die Benesch-Dekrete enteignet.) Der zwischen Fürst Hans Adam II. und der liechtensteinischen Regierung vor einigen Jahren ausgebrochene verfassungsrechtliche Konflikt wurde mittlerweile durch eine Volksabstimmung zugunsten des Fürsten entschieden, der vorher angedroht hatte, ins Exil zu gehen.

So wie die Habsburger waren auch die Liechtensteiner eifrige Kunstsammler. Die wertvollsten Stücke wurden in dem vor 300 Jahren - damals außerhalb der Stadtmauern - errichteten Wiener Barockpalais aufgestellt. Und ausgestellt, denn die Kunstschätze waren schon im 19. Jahrhundert der Öffentlichkeit zugänglich. Im Jahre 1945 wurde alles von Wien nach Vaduz in Sicherheit gebracht.

In den ersten Nachkriegsjahren mußten wertvolle Stücke verkauft werden, doch seit drei Jahrzehnten sind die Liechtensteiner wieder als Käufer auf den Kunstmärkten präsent. Was heute als weltweit größte Privatsammlung gilt, umfaßt Kunstwerke, vor allem Gemälde, von der frühen Renaissance bis zum Biedermeier. Hauptsitz der Sammlung bleibt Vaduz, wo der größte Teil aber nur eingelagert ist. Das Wiener Palais, das in der Vorkriegszeit "bis an die Decke vollgestopft" war, wird nun - modernen Museumskonzepten entsprechend - in jeweils wechselnder Auswahl die wichtigsten Werke zeigen. Für Kunstliebhaber ist Wien damit um eine Attraktion reicher, die es qualitativ mit den Beständen des Kunsthistorischen Museums durchaus aufnehmen kann. RGK

 
     
     
 
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