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Von Karl Friedrich Schinkel stammen nicht nur profane und sakrale Bauten, er malte auch Bilder und bemühte sich um die Erhaltung bedeutender Baudenkmäler wie etwa der Marienburg, und er setzte sich für die Vollendung des Kölner Doms ein. Seine Bühnendekorationen etwa für Mozarts „Zauberflöte“ oder E.T.A. Hoffmanns Oper „Undine“ werden heute noch bestaunt. Sogar Möbel hat er entworfen. Als Schöpfer des preußischen Stils ist Schinkel in die Kunstgeschichte eingegangen. Von seinem reichen Schaffen kann man sich noch bis zum
9. Oktober im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte, Kutschstall am Neuen Markt in Potsdam, ein Bild machen (dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, am Wochenende bis 18 Uhr).
Viele Bauten, die Schinkel einst entworfen hat, sind in der Vergangenheit umgebaut, verfälscht oder gar vernichtet worden. Man denke nur an die von 1832 bis 1836 zwischen Kupfergraben und Fried-richswerderscher Kirche errichtete Bauakademie in Berlin, den ersten repräsentativen Rohziegelbau in Preußen, der 1962 abgerissen wurde und dem Gebäude des DDR-Außenministeriums weichen mußte. Der 2001 gegründete Verein International e Bauakademie Berlin, dem renommierte Architekten angehören, bemüht sich nun, mit Hilfe von Sponsoren das ehrwürdige Gebäude wieder zu errichten. Seit 2002 steht die nordöstliche Ecke des Hauses wieder. In der Zwischenzeit sollen mit der Schinkelschen Fassadenarchitektur bedruckte Planen in den Originalabmessungen einen Eindruck von der Wirkung des ganzen städtebaulichen und architektonischen „Juwels“ im historischen Zentrum Berlins vermitteln. Sein erster Ziegelbau war die Bauakademie allerdings nicht; schon bei der Neuen Wache und bei der Friedrichswerderschen Kirche hatte Schinkel „ohne Übertünchung und Abputz“ gearbeitet. Mit der Bauakademie jedoch erreichte er einen Höhepunkt in dieser Technik.
Als der höchste für das Bauwesen in Preußen zuständige Beamte unternahm Schinkel in diesen Jahren auch eine Reihe von Dienstreisen durchs Land und beeinflußte durch seine Stellung viele der nach ihm folgenden Architekten. Auch in seiner Eigenschaft als erster Denkmalschützer bereiste Schinkel die Lande. So unternahm er 1819 eine Dienstreise zur Marienburg, die er zuvor nur auf den Zeichnungen Friedrich Gillys, den er sehr verehrte, gesehen hatte. Die Wiederherstellung der Deutschordensburg wurde ein bedeutender Schwerpunkt seines Schaffens, galt sie doch nicht nur als großartiges Bauwerk, sondern auch als Symbol für Preußens Wehrhaftigkeit und Größe.
Als einer der Gründungsväter der institutionalisierten Denkmalpflege war Schinkel darauf bedacht, den Respekt für den Baubestand mit dem praktischen Nutzen zu verbinden. Wichtig war ihm die ästhetische Qualität, die Übereinstimmung der einzelnen Teile mit dem Stil des Gebäudes. Denkmale waren für ihn Orte der stillen Einkehr, der Besinnung und des Gedenkens, um die herum das Leben der Gegenwart pulsierte. Sie zu erhalten, diente der Verbesserung der Lebensqualität – auch wenn man damals dieses Schlagwort noch nicht kannte.
Fast jeder klassizistische Bau jener Jahre wird mit Schinkels Namen verbunden. Die meisten Entwürfe anderer Architekten landeten auf seinem Tisch und sind mit seinen Korrekturen versehen. Ein ausführlicher und übersichtlich gestalteter Führer zu seinen Bauten gibt Aufschluß darüber, welche Bauwerke tatsächlich von Karl Friedrich Schinkel stammen. In zwei Bänden – Band I umfaßt Berlin und Potsdam, Band II führt von Aachen bis Sankt Petersburg – haben sich Fachleute daran gemacht, nur eigenständige Entwürfe Schinkels in Einzelbetrachtungen zu würdigen. Andere Bauten, auf die Schinkel Einfluß ausübte, finden in einleitenden Texten zu einzelnen Gebieten Erwähnung. Gerade hier wird deutlich, wie groß der Einfluß Schinkels als oberster Baubeamter war.
Dem Maler, Denkmalschützer und Baumeister Schinkel ist es nicht zuletzt zu verdanken, daß Preußen erstmalig in der Geschichte der deutschen Kunst eine Führungsrolle übernahm. In seinem Werk vereinigten sich auf glanzvolle Weise Romantik und Klassik zu einem harmonischen preußischen Stil. |
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