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Ich will 125 Gedichte schreiben, das Ganze ordentlich verteilt auf drei Bücher, das ist dann alles, und ich leg mich ins Grab", so sprach einmal der Dichter und Schriftsteller Johannes Bobrowski. Es sind nun durchaus mehr als 125 Gedichte geworden, die er zu Papier gebracht hat; es entstanden zwei Romane "Levins Mühle", veröffentlicht 1964, und "Litauische Claviere", veröffentlicht 1966, eine Reihe von Erzählungen ("Boehlendorff und andere", "Mäusefest und andere Erzählungen") sowie die Lyrikbände "Sarmatische Zeit", "Schattenland Ströme", "Wetterzeichen". Immer wieder ist es die Erinnerung an die Landschaft seiner Kindheit, die Weite des Memellandes, das Leben am großen Strom, die Johannes Bobrowski in seinem Werk aufklingen läßt, ohne ein Heimatdichter oder -schriftsteller zu sein.
Geboren wurde Bobrowski 1917 in Tilsit, in Rastenburg und Königsberg ging er zur Schule, die Sommerferien verbrachte er im Memelland bei den Großeltern. Vielleicht war es ihm deshalb auch gegeben, Brücken zu schlagen zwischen Ost und West, zwischen Vergangenheit und Gegenwart. "... noch einmal gültig darstellen, ehe es ganz vergangen ist", darin sah er seine Aufgabe.
Der Dichter, der Anreger und Vorbild für sein Schaffen unter anderem in Klopstock sah, wurde selbst zum Anreger für viele Nachwachsende, für Dichter gleichermaßen wie für Grafiker, Bildhauer und Komponisten. Und noch heute werden seine Texte immer wieder einmal neu aufgelegt und gelesen. Beachtenswert die "Gesammelten Werke in sechs Bänden", die 1999 in der Deutschen Verlagsanstalt herauskamen, beachtenswert aber auch die Bände, die immer wieder einmal im Berliner Verlag Klaus Wagenbach erscheinen, so jetzt das schmucke Bändchen Im Strom Gedichte und Prosa (96 Seiten, Leinen, 23,80 DM) mit ausgewählten Texten aus "Sarmatische Zeit", "Schattenland Ströme", "Wetterzeichen", "Mäusefest" und "Der Mahner". Dem Verleger, der zugleich Vorsitzender der erst kürzlich gegründeten Johannes-Bobrowski-Gesellschaft (Gabelsberger Straße 6, 10247 Berlin) ist, muß man danken, daß er das Andenken an den Dichter aus Tilsit bewahrt. Als dieser am 2. September 1965 an den Folgen einer Blinddarmentzündung in Berlin starb, ging mit ihm ein Mahner, der mit seiner kraftvollen Sprache heute seinesgleichen sucht.
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