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Er flüchtete selbst von seiner Heimatstadt Königsberg nach Ostdeutschland über die Ostsee: Martin Schmidtke hat nun auch aus Dankbarkeit gegenüber den Seeleuten und Soldaten der Flüchtlingsflotte ein Nachschlagewerk über die an der Rettungsaktion über die Ostsee beteiligten Schiffe veröffentlicht. Die zusammenfassende Dokumentation einschließlich der beteiligten Schiffe und Boote von Handelsflotte, Kriegsmarine, Luftwaffe und Heer macht schon anhand ihrer Fülle einen umfassenden Eindruck.
"Wir dokumentieren eine Rettungsaktion, die in der Seefahrt sgeschichte einmalig ist: In den letzten 125 Tagen des Zweiten Weltkrieges wurden rund zwei Millionen Menschen vor einem ungewissen Schicksal bewahrt. Es ist eine historisch verbürgte Tatsache, daß der letzte Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Karl Dönitz, die entscheidende Kraft dieser Aktion war, denn er befahl den Einsatz der letzten verbliebenen Schiffe der Kriegsmarine bei dieser Rettungsaktion. Es wurde durch Verhandlungen mit Feldmarschall Montgomery noch erreicht, daß die Kapitulation der Kriegsmarine als einzige der Teilkräfte um vier Tage hinausgezögert wurde, wodurch noch weitere Menschen gerettet werden konnten", so der Verleger Manfred Sadlowski des bei Bernard und Graefe erschienenen Buches.
Der Veröffentlichung des vorliegenden Buches ist ihm ein persönliches Anliegen, da auch seine Familie von der organisatorischen, humanitären Meisterleistung profitierte.
Es ist allerdings ein wenig zu viel von dieser Dokumentation verlangt, sie als Mahnung an die Nachkommen zu sehen, damit sie für Frieden und Freiheit als hohes Gut einstehen. Der Grund: Es handelt sich um eine sehr nüchterne, alphabetisch geordnete Auflistung der beteiligten Schiffe. Nur am Anfang werden einige kleinformatige, alte Aufnahmen von ostdeutschen Städten und Häfen gezeigt. Danach kommen, die Schiffe und Boote mit Foto (wenn verfügbar), Angabe von Bruttoregistertonnen, Baujahr, Reederei und Verbleib.
Die Anzahl der transportierten Flüchtlinge ist nur ganz selten angegeben. Und nicht immer nachvollziehbare Zeichen informieren über Minentreffer, Selbstversenkung und Tote.
Zwar sind die Zeichen eingangs erklärt, doch das führt zu einer ständigen ärgerlichen Blätterei. Eine mit denselben Zeichen versehene chronologische Liste der Schiffs- und Menschenverluste ist auch nicht dazu angetan, die Dramatik der Rettungsaktion an Nachgeborene zu vermitteln. Die wenigen Zeitzeugenberichte am Ende des Buches schaffen hier auch keine Abhilfe.
"Rettungsaktion Ostsee 1944/1945 - Eine Großtat der Menschlichkeit" ist ein Nachschlagewerk für wirklich Interessierte, für andere hat es den Charme eines Telefonbuchs.
Martin Schmidtke: "Rettungsaktion Ostsee 1944/1945 - Eine Großtat der Menschlichkeit", Bernard & Graefe Verlag, Bonn 2006, kartoniert, 335 Seiten, 39 Euro. |
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