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Mammut-Schau mit Macken

 
     
 
Von eigentlich classischen Gebäuden, die in ihrer ganzen Idee etwas wirklich eigenthümliches und vorzüglich großartiges haben, besitzt Berlin nur zwei: das Königliche Schloß und das Zeughaus", lobte Karl Friedrich Schinkel, Baumeister und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts Chef der Oberbaudeputation in Berlin, zwei herausragende Werke des Danziger Bildhauers und Architekt
en Andreas Schlüter (um 1660- 1714). Schinkel würdigte sie als "Monumente der Kunst", die immer wichtiger würden, "je weniger die Zeit im Stande sein wird, sich auf so große und vollkommene neue Werke einzulassen". Ein Zitat, das auch heute noch seine Gültigkeit haben dürfte, zumal das Schloß ein Opfer der Barbarei in der ehemaligen DDR wurde.

Das Zeughaus, heute das älteste Gebäude am Boulevard Unter den Linden und wohl auch der schönste Monumentalbau der Hauptstadt, war ursprünglich preußisches Waffenarsenal und ein Gemeinschaftswerk verschiedener Architekten. Nach einem Entwurf von Fran-çois Blondel begann Johann Arnold Nehring 1695 mit dem Bau. Nach dessen Tod führte Martin Grünberg die Baumaßnahmen weiter, bis 1698/99 Andreas Schlüter die Leitung übergeben wurde. Der Danziger war bereits seit 1696 als Bildhauer an dem Bauwerk beteiligt. Seine Köpfe sterbender Krieger im Innenhof zählen noch heute zu den hervorragendsten und beeindruckendsten Zeugnissen deutscher Barockkunst. Doch Schlüter bewies keine sehr glückliche Hand - er überlud die Attika, den oberen Gebäudeabschluß, mit allzuviel Schmuck, so daß der Bau einstürzte. Jean de Bodt vollendete das Äußere des Zeughauses bis 1706; der Innenausbau war 1730 abgeschlossen.

1877/80 erfolgte ein Umbau des Arsenals zu einem Waffenmuseum durch Friedrich Hitzig, der den Innenhof mit einem Glasdach schloß. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem auch das Zeughaus schwere Zerstörungen erlitt, wurde das Gebäude wieder hergerichtet, das Glasdach beseitigt und in den Räumen das Museum für Deutsche Geschichte untergebracht. Bis zur Wende wurden die Besucher, darunter auch ungezählte Schulklassen aus Westdeutschland, mit dem Bemühen des Regimes konfrontiert, zu beweisen, wie unvermeidlich der Sieg des Sozialismus sei.

Heute nun hat das Zeughaus wieder ein Glasdach, entworfen von dem chinesisch-amerikanischen Star-Architekten I. M. Pei, das allerdings eine schlechte Akkustik bewirkt. Und so mußte unter das Dach ein Segel gespannt werden - hoffentlich die einzige Panne an dem allerorten gerühmten und 25 Millionen Euro teuren Umbau des Zeughauses, der jetzt abgeschlossen wurde.

Bis zum Ende des Jahres soll dort nun die neue Dauerausstellung des 1987 gegründeten Deutschen Historischen Museums eine Heimstatt finden. Es ist mit Abstand das größte deutsche Geschichtsmuseum und kann auch im europäischen Vergleich mithalten. Nahezu 8.000 Objekte sollen auf fast genauso vielen Quadratmetern Ausstellungsfläche 2.000 Jahre deutsche Geschichte vermitteln. 9,1 Millionen Euro wurden veranschlagt, eine solche Mammut-Schau auf die Beine zu stellen. Findige Köpfe haben ausgerechnet, daß es etwa zehn Stunden dauern würde, sich alles anzusehen. Ob es sich lohnt, wird die Zukunft weisen. Daß es schwierig sein dürfte, die deutsche Geschichte "nicht zu päd-agogisch, sondern publikumswirksam" darzustellen, kann selbst der Laie nachvollziehen. Und so wird man sich fragen, ob nicht wieder nur das dem Zeitgeist entsprechende Geschichtsbild präsentiert wird. Zu diesem Schluß kann man durchaus schon jetzt gelangen, ist doch zu vernehmen, daß 50 Jahre Nachkriegsgeschichte weniger Platz einnehmen werden als die zwölf Jahre des Nationalsozialismus. "Im ganzen Obergeschoß haben wir weniger Exponate als allein für die Jahre 1933 bis 1945", so der Direktor Hans Ottomeyer. Man darf also gespannt sein.

Neu trifft alt: Das Zeughaus Unter den Linden ist von Grund auf renoviert worden. Das barocke Gebäude erhielt im Inneren moderne Elemente und soll bald die neue Dauerausstellung des Deutschen Historischen Museums beherbergen.
 
     
     
 
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