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Und sie bewegt sich doch, die Uno. Jetzt hat sie das Mandat für die von den Franzosen geführte Truppe im Nordosten des Kongo erweitert, zeitlich wie inhaltlich, und in Liberia macht sie Druck auf die USA und die Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (Ecowas), damit dem Morden in dem kleinen Küstenstaat endlich ein Ende bereitet wird. Denn die Lage der Flüchtlinge und Einwohner in Monrovia ist so verzweifelt, daß die Menschen sich einen reguläre n Krieg, am liebsten mit amerikanischen Truppen, geradezu herbeisehnen. Von dem Einsatz einer Friedenstruppe unter Führung der Amerikaner erhoffen sie sich wenigstens Ruhe und das Notwendige zum Überleben.
Diese Truppe wird kommen. Die Modalitäten ihres Einsatzes werden noch verhandelt. Washington hat Hilfe versprochen, scheut aber einen Einsatz ohne Pläne für eine Nachkriegsordnung. Weder die Regierung unter dem Kriegsverbrecher Taylor noch die von Guinea und islamistischen Gruppen unterstützten Rebellen sind vertrauenswürdig. Ihr Führungspersonal gehört längst vor ein Kriegsverbrechertribunal. Aber wer soll es machen?
Washington zögert nicht nur wegen des Mangels an politischen Alternativen. Eine Stationierung von Truppen in diesem Raum enthält auch ein militärisches Risiko, das mit den kurzen Erfahrungen im Nachkriegsirak hinreichend beschrieben ist. Keine amerikanische Regierung kann es sich heute, ein Jahr vor den Wahlen, leisten, täglich ein, zwei Soldaten in einem Kampf zu verlieren, dessen Sinn der einheimischen Bevölkerung schwer zu vermitteln ist. Das um so eher, als auch die Europäer diesen Feldzug führen könnten, die jetzt im Fall Liberia Amerika beschwören und im Fall Irak verdammten. Dennoch wird Washington seinen Einfluß in Westafrika wahren und intervenieren. Denn es geht auch um Bodenschätze, nicht nur heute um die Diamanten in Liberia, von denen übrigens auch der internationale Terrorismus profitieren könnte, sondern vor allem morgen um das Öl in der gesamten Region. Derzeit beziehen die USA rund 17 Prozent ihres Bedarfs aus Westafrika und Angola, der Anteil soll in den nächsten Jahren auf 25 Prozent steigen. Es handelt sich um schwefelarmes Öl, das leicht zu bearbeiten ist, ähnlich wie das nahöstliche schwarze Gold. In den letzten Jahren wurden reiche Vorkommen vor der Küste entdeckt. Man schätzt sie auf rund zehn Milliarden Barrel, die wie eine strategische Reserve oder Alternative für das Öl im labilen Vorderen Orient sind, vor allem in Saudi-Arabien. In Washington sieht man beide Regionen von islamistischen Regimen bedroht, in Westafrika drängen Fanatiker in der Tat aus dem Norden Nigerias, der Elfenbeinküste, aus Guinea und dem Saharagürtel in Richtung Süden. Auch sie haben es auf die Ölvorkommen abgesehen, und mit ihnen auf die Abhängigkeit des Westens. Der Weg nach Europa führt über die Felder Afrikas, sagte schon Lenin, und er meinte die Schätze in den Böden. In mehreren Ländern der Region sind Europäer, vor allem Franzosen, stationiert und garantieren eine gewisse Stabilität, etwa an der Elfenbeinküste, in Gabun und Kamerun. Es wäre an der Zeit, daß sich Amerikaner und Europäer gemeinsam, vielleicht im Rahmen der Uno, jedenfalls nicht wieder gegeneinander, Gedanken machten über die Zukunft Westafrikas.
Sie berührt in vielfacher Weise die Zukunft der Industriestaaten. Der Fall Monrovia, die Not in Liberia, das wäre ein trauriger, aber auch gebotener Anlaß für den Beginn einer neuen transatlantischen und gleichzeitig globalen Politik. Monrovia: In der Haupstadt Liberias patrouillieren die schwerbewaffneten Kindersoldaten der Rebellen |
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