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Mischung aus Politik und Kultur

 
     
 
Vor vier Jahren hatte die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen – auf Initiative von Landesschatzmeister Alfred Nehrenheim und der Bezirksreferentin Dora Kalkhorst – zum ersten Mal zu einer Kulturveranstaltung auf Schloß Burg eingeladen. Schnell sprach sich herum, daß für diese Veranstaltung auch weitere Anreise
n in Kauf zu nehmen lohnt. So wuchs die Teilnehmerzahl in den vergangenen Jahren stetig, und in diesem Jahr waren es rund 800 Landsleute, Vertreter anderer ostdeutscher Freundeskreisen und Gäste, die den Weg zur "Gedenkstätte des deutschen Ostens" fanden.

"Das Gedenken an das – für viele der heutigen Bürger unseres Staates – unvorstellbare Schicksal der Heimatvertriebenen sowie an die unvergängliche über 700jährige Kultur unserer unvergessenen Heimat sind notwendig, um die Gedankenlosigkeit und das Vergessen in der heutigen Politi- kaster-Gesellschaft zu verhindern." Mit diesen Worten mahnte der Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, Ehrenfried Mathiak, in seiner Begrüßung die Landsleute, immer wieder und zu jeder Gelegenheit das Menschenrecht auf die Heimat und das Recht auf Selbstbestimmung einzufordern. Unter dem heftigen Applaus der Zuhörer forderte Mathiak darüber hinaus die Bundesregierung zur Wiedergutmachung des Nachkriegselends auf.

Zu Beginn der sich anschließenden Totenehrung erklang das Geläut der Königsberger Glocke. Eindrucksvoll untermalte es das stille Gedenken der Anwesenden. Als äußeres Zeichen der Trauer und der Mahnung legten zwei junge Ostdeutschland am Mahnmal innerhalb des Batterieturms einen Kranz der Landesgruppe zur Ehrung der auf der Flucht ermordeten oder durch Hunger und Entbehrung verstorbenen Landsleute nieder.

Der von der gesamten Veranstaltung beeindruckte Solinger Bürgermeister Bernd Kurzrock dankte anschließend in seinem Grußwort den Vertriebenen für die grandiose Hilfe beim Wiederaufbau der hiesigen Gemeinden nach dem Ende des fürchterlichsten aller Kriege. "Ohne die geistige und vielerorts notwendige körperliche Unterstützung der einzugliedernden Vertriebenen wäre der heutige Erfolg dieser Region niemals erreicht worden", so der Bürgermeister. Tod, Leid und Schmach der Überlebenden und ihrer Nachkommen werden im Gegensatz zu dem Erleben vieler anderer ethnischer Bevölkerungsschichten nicht zur Kenntnis genommen, sondern werden – jetztzeitig vehement unterstützt von den Nachfolgern oder gar Mitbegründern der roten Diktatur in Mitteldeutschland – diskriminiert und ausgegrenzt. Aber auch ein Leben in der kulturellen Diaspora hält die aufrecht gehenden Ostdeutschland und ihre ostdeutschen Landsleute nicht davon ab, ihre heimatlichen Bräuche und ihre Kultur vor aller Öffentlichkeit darzustellen.

Der von Alfred Nehrenheim moderierte unterhaltsame Teil der Kulturveranstaltung rührte vor allem durch die mundartlichen Beiträge von Elli Weber, Wuppertal, manches Auge zum Tränenfluß; nicht immer aus Freude, jedoch immer still und friedvoll. Mit ihren musikalischen Beiträgen zu begeistern wußten das Ostdeutsche Mundharmonikaorchester unter der Leitung von Bruno Wendig und der Ostdeutsche Singkreis, geleitet von Ulla Witt, von der LO-Kreisgruppe Gütersloh. Eine kesse Sohle legten die Marjellens und Bowkes aus Leverkusen unter der Leitung von Lm. Mehlmann auf das hölzerne Parkett der eigens aufgestellten Bühne. Frau Jarchow und ihre Mitstreiterin ließen zudem die Anwesenden an einem "Gespräch in Masuren" teilnehmen; Heiterkeit inbegriffen.

Da die Ostdeutschland jedoch nicht nur von Kultur und Besinnlichem leben können (oder wollen ?), wurde auch dem mittleren Teil des Körpers Tribut gezollt. Die vielen von den Gruppen gespendeten Kuchen fanden reißenden Absatz. Um Verdauungsbeschwerden gar nicht erst aufkommen zu lassen, wurde im Anschluß auch bei Pillkaller und Meschkinnes keine Zurückhaltung an den Tag gelegt. So versorgt, konnte man sich im Anschluß am Stand der Landesgruppe der geistigen Nahrung widmen.

Das stehend von allen Anwesenden mit tiefer innerer Erregung gesungene Ostdeutschlandlied bildete den Abschluß eines unvergeßlichen Tages. Verstohlen wurden Taschentücher gezückt, um die Tränen zu trocknen, als die Königsberger und die Breslauer Glocke noch einmal ihren Klang über das Bergische Land schickten; gleichsam als weithin schallenden Aufruf: Auf Wiedersehen am 22. Juli im Jahre 2001!

 
     
     
 
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