|
China, nicht nur das Land der Mitte, sondern auch das Land der unbegrenzten Möglichkeiten - zumindest für Architekten, möchte man meinen. Auf jeden Fall ist China für das Hamburger Architekturbüro von Gerkan, Marg und Partner, unter dem Kürzel gmp heute in aller Welt bekannt, ein Land, das ungeahnte Möglichkeiten bietet. Meinhard von Gerkan (der Rigaer konnte erst vor kurzem seinen 70. Geburtstag feiern) war zum ersten Mal 1998 im Land der Mitte, eingeladen zu einem Wettbewerb für den Neubau der Deutschen Schule in Peking. Dieses Projekt war schließlich der Anfang einer großen Reihe von Aufträgen, die aus China nach Hamburg gelangten und in die anderen Büros, die gmp seit seiner Gründung 1965 in Deutschland eröffnet hat.
Eine intensive Bautätigkeit war die Folge. Neben Museen, Bürotürmen und Messehallen in der Größe von über 20 Fußballfeldern war es vor allem die Stadt Luchao unweit von Shanghai gelegen, die das Herz des Architekten höher schlagen ließ. Eine ganze Stadt zu konzipieren, welcher Architekt träumt nicht davon. "Der größte Reiz an den chinesischen Projekte n liegt in ihrer außergewöhnlichen Größe und Aufgabenstellung", so Meinhard von Gerkan. "Projekte dieser Dimension, sowohl inhaltlich als auch quantitativ, gibt es in Europa nur ganz selten, ebenso wie die Schnelligkeit, mit der viele der sehr großen Projekte in die Wirklichkeit umgesetzt werden." In einem Interview mit der Tageszeitung Die Welt räumt er allerdings ein, man müsse einen Großteil der Leistungen vor Ort erbringen, "mit örtlichen Kräften, auch wenn das schon mal länger dauert. Und man muß Abstriche machen beim Perfektionsanspruch, der unser Büro fast 30 Jahre begleitet hat, was Details betrifft und die Präzision der Ausführung. Das wird in China überhaupt nicht wahrgenommen."
Meinhard von Gerkan und auch Volkwin Marg, sein aus Königsberg stammender Partner im Architekturbüro, sind geprägt von großem Respekt gegenüber dem historischen Bestand. Stets versuchen sie, den Charakter des jeweiligen Ortes in ihrem Entwurf zu berücksichtigen. So wird denn die Erweiterung des Chinesischen Nationalmuseums in Peking, das neueste Projekt von gmp, schlicht dadurch erreicht, daß der trennende Hofbereich zwischen dem zweigeteilten Altbau mit einer schwebenden Konstruktion überdacht wird. Auf diese Weise entsteht ein neuer Schauraum.
Man muß aber nicht gleich nach China oder nach Vietnam reisen,
wo gmp in Hanoi gerade das neue Parlamentsgebäude errichtet, um Arbeiten des erfolgreichen Architekturbüros zu bestaunen. Auch in Deutschland sind "typische" gmp-Projekte zu entdecken: der Lehrter Bahnhof in Berlin, die Erweiterung des Olympiastadions in der Hauptstadt, Terminals der Flughäfen in Berlin-Tegel, Hamburg oder Stuttgart, die Neue Messe in Leipzig, das BMW-Kundenzentrum in München, Museen in Aachen, Trier oder Hamburg, Bibliotheken in Göttingen und Frankfurt, Einkaufszentren in Saarbrücken, Duisburg ... Peter van Lohuizen
Peking: Das Chinesische Nationalmuseum wird durch ein schwebendes Dach, entworfen vom Architekturbüro Gerkan, Marg und Partner (gmp), erweitert. Mit seinen dann 170.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche wird es so das größte Museum der Welt |
|