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Museum

 
     
 
Wer einmal das Ostdeutsche Landesmuseum in der Lüneburger Ritterstraße besucht hat, der wird auch nicht achtlos an der überlebensgroßen Bronzeplastik vorübergegangen sein, die gegenüber dem Haupteingang einen würdigen Platz gefunden hat. Sie trägt die Inschrift "Erinnerung an Ostdeutschland" und wurde 1970 von dem Bildhauer Hermann Brachert geschaffen. Einst in Stuttgart, der Vaterstadt des Bildhauers, aufgestellt, fand sie ihren endgültigen Standort 1987 zur Eröffnung des Neubaus des Ostdeutschen Landesmuseum
s in Lüneburg. – Hans Hopp, Architekt und Gefährte Bracherts aus Königsberger Jahren, sagte einmal über diese letzte Arbeit des Bildhauers, dessen 25. Todestages wir kürzlich gedachten: "Die Figur bedeutet für mich eine überaus treffende Darstellung des ostdeutschen Schicksals. Die Verhaltenheit, die ernste Verschlossenheit und auch zugleich das Vorwärtsdrängen dieser Menschen ist vortrefflich dargestellt ..."

Der Erinnerung an Ostdeutschland ist auch das Haus an der Ritterstraße gewidmet, eine Erinnerung allerdings, die keineswegs den Modergeruch eines Mausoleums in sich trägt, sondern vielmehr nach neuen museumstechnischen und museumspädagogischen Erkenntnissen eine besondere Botschaft übermitteln will: Ostdeutschland geht uns alle an, es ist ein Teil deutscher Geschichte und ein Teil deutschen Schicksals.

In diesen Tagen nun wird der Eröffnung des Neubaus vor zehn Jahren mit allerlei Aktivitäten gedacht. So stehen auf dem Festprogramm am 28. Juni eine Feierstunde im Fürstensaal des Lüneburger Rathauses, an der Ehrengäste aus allen Teilen der Gesellschaft mitwirken werden. Eine Kabinettausstellung (zu sehen bis 4. Januar 1998) im Museum macht die Geschichte des Hauses deutlich, auch wird eine umfangreiche Publikation zu diesem Thema erscheinen, in der die Schätze des Museums vorgestellt werden.

Gerade in diesen Tagen wird man sich auch der Anfänge des Museums erinnern, die eng mit dem Namen Hans-Ludwig Loeffke verbunden sind. Der Oberforstmeister a. D. aus Tilsit hatte Forstwirtschaft in Eberswalde studiert und sich schon als junger Mann engagiert mit Flora und Fauna seiner Heimat beschäftigt. 1953 organisierte er auf dem Bundestreffen der Freundeskreis Ostdeutschland in Dortmund eine erste große Jagdausstellung; ein Jahr später folgte auf der Internationalen Jagdausstellung die Gedenkschau "Deutscher Osten".

Unzählige Exponate hatten sich im Laufe kurzer Zeit angesammelt, so daß man daran gehen konnte, an ein eigenes Museum zu denken. 1957 wurde der Verein "Ostdeutsches Jagdmuseum – Wild, Wald und Pferde Ostdeutschlands e.V." gegründet. Loeffke als die treibende Kraft fand Unterstützung nicht nur bei seinen Landsleuten sondern auch beim Bund, dem Land Niedersachsen und der Stadt Lüneburg, wo nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs übrigens viele Heimatvertriebene, darunter vor allem Ostdeutschland, eine neue Existenz aufbauen konnten. Die Stadt stellte der Sammlung vor allem ostdeutscher Jagdtrophäen Räume im Dachgeschoß des alten Kaufhauses an der Ilmenau zur Verfügung. In diesem Barockbau aus dem Jahr 1742, der einst als städtischer Heringsspeicher diente, stapelten sich alsbald Erinnerungsstücke aller Art und kulturhistorische Kostbarkeiten, die Flucht und Vertreibung wie durch ein Wunder wohlbehalten überstanden hatten.

Unzählige ehrenamtliche Helfer, die lange Jahre entscheidend das Erscheinungsbild des Ostdeutschen Jagdmuseums prägen sollten, standen Loeffke zur Seite, so daß am 6. Dezember 1958 das Museum am Alten Kran eröffnet werden konnte. Eine Freude, die allerdings nicht lange währen sollte, denn in der Nacht vom 22. zum 23. Dezember 1959 wurden die meisten Exponate durch Brandstiftung vernichtet.

Loeffke und seine Freunde aber gaben nicht auf, und erneut zeigte sich die Stadt Lüneburg großzügig: sie stellte das Haus an der Salzstraße 26 zur Verfügung, wo die immer wieder neu eintreffenden Erinnerungsstücke den Grundstock für ein neues Jagdmuseum legten. Fünf Jahre nach dem Brand konnte dieses neue Museum der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

Die Sammlung wuchs behende und breitete sich bald über drei Stockwerke aus. Im Sommer 1969 schließlich wurde ein Erweiterungsbau eröffnet; 1974 dann erhielt man zusätzliche Ausstellungsfläche durch den baulichen Anschluß an ein Alt-Lüneburger Fachwerkhaus.

Dieses Ereignis hat Hans-Ludwig Loeffke noch miterleben dürfen – er starb am 11. Dezember 1974. Nachfolger in der Leitung des Ostdeutschen Jagdmuseums wurde Horst Albinus als geschäftsführender Vorsitzender des Trägervereins. Unter seiner Ägide beteiligte man sich an Fachmessen und wirkte so über die Grenzen Lüneburgs hinaus und machte die Sammlung weithin bekannt.

1981 wurde das Museum in Ostdeutsches Jagd- und Landesmuseum umbenannt. Verbunden mit dieser Namensänderung war schließlich auch die Erweiterung der Sammlung und die Aufgabe, Landeskunde und Kulturgeschichte Ostdeutschlands umfassend darzustellen.

Am 31. Januar 1986 wurde das Ostdeutsche Jagd- und Landesmuseum geschlossen. Die Bestän-de gingen in das Ostdeutsche Landesmuseum über, das am 26. Juni 1987 in der Lüneburger Ritterstraße seine Pforten öffnete. Seitdem besuchen 20 000 bis 30 000 Besucher jährlich das Haus, das als Modellmuseum für ähnliche Gründungen gilt, so Dr. Ronny Kabus, Direktor seit 1991. Noch heute sind neben den hauptamtlichen Mitarbeitern immer wieder auch ehrenamtliche Helfer zur Stelle, wenn es gilt, Besucher zu betreuen oder Ausstellungen vorzubereiten. Trotz meist leerer Kassen gelang es in der Vergangenheit dennoch immer wieder, neue Exponate zu erwerben, nicht zuletzt auch durch die Unterstützung des Vereins der Freunde des Ostdeutschen Jagdmuseums und des Förderkreises Ostdeutsches Jagdmuseum/Hans-Ludwig Loeffke Gedächtnisvereinigung.

Neben der Dauerausstellung zu einzelnen Themenbereichen wie Naturkunde, Kunsthandwerk, Geistesgeschichte, Bildende Kunst, Ländliche Wirtschaft und Landesgeschichte, die 1995 fertiggestellt wurde, sind immer wieder Sonderschauen oder Kabinettausstellungen in dem von der Ostdeutschen Kulturstiftung getragenen Haus zu sehen. Einer breiten Öffentlichkeit werden mit diesen Ausstellungen bildende Künstler aus Ostdeutschland ebenso vorgestellt, wie auf landschaftliche oder kulturhistorische Besonderheiten hingewiesen. So seien nur beispielhaft die Sonderausstellungen mit Werken von Eduard Bischoff, Karl Eulenstein und Heinrich Bromm genannt. Eine weitere Ausstellung beschäftigte sich mit dem Thema Rominten und der Jagd, andere mit deutscher Goldschmiedekunst oder mit Ostdeutschland als Reiseland. Bis zum 27. Juli wird eine umfangreiche und informative Bernstein-Ausstellung gezeigt, die in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Bergbaumuseum entstanden ist. Vorträge, Lesungen und auch Dia-Vorträge ergänzen das kulturelle Angebot. Ein einfallsreiches museumspädagogisches Programm begleitet darüber hinaus so manche Ausstellung, die damit auch in das Interesse von Kindern und Jugendlichen (und Lehrern) gerückt wird. Museum – nicht als trockener Lehrstoff, sondern als Geschichte zum Anfassen.

Auch im heutigen Ostdeutschland ist das Landesmuseum mit Ausstellungen vertreten, und von dort kommen Präsentationen nach Lüneburg, so daß ein reger Kulturaustausch über alle Grenzen hinweg aufgebaut werden konnte. Aktivitäten, die auf ein lebendiges Museum hinweisen; ein Museum, "das uns alle angeht", wie es vor zehn Jahren zur Eröffnung hieß. Peter van Lohuizen

Das Ostdeutsche Landesmu-seum ist täglich (außer montags) von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

 
     
     
 
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