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Kurz vor Beginn der Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) im mexikanischen Cancún am 10. September gab der EU-Agrarkommissar Franz Fischler der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Interview. Darin äußerte sich der Österreicher Fischler auch über den Schutz geographischer Lebensmittelbezeichnungen.
Auf den Hinweis, daß westliche Handelspartner der EU mit ihrer Forderung, Spezialitäten wie Feta- oder Roquefort-Käse international zu schützen, eine "subtile Form von Handelshemmnissen" vorwerfen, antwortete der Kommissar: "Den Erzeugern in vielen Teilen der Welt entgehen jedes Jahr Beträge in Millionenhöhe, weil Erzeuger außerhalb der EU zu Unrecht von der Reputation europäischer Qualitätserzeugnisse profitieren." Als Beispiel führte Fischler den Parmaschinken an. Dessen italienische Hersteller hätten pro Jahr über drei Millionen Euro Verluste, da sie ihren Schinken "in Mexiko und Kanada nicht unter dieser Bezeichnung verkaufen dürfen - weil die Marke ‚Parma Ham Schinken aus kanadischer Erzeugung vorbehalten ist".
Bei dem Vorhaben, diesen Zustand zu ändern, weiß sich der Brüsseler Politiker der Unterstützung vieler Entwicklungsländer sicher. Wörtlich erläutert er: "Indien, Pakistan, Sri Lanka, Thailand, Kenia, Jamaika und andere fordern auch einen besseren Schutz. Sie befürchten, daß multinationale Unternehmen Bezeichnungen wie Basmati-Reis, Ceylon-Tee, Blue-Mountain-Kaffee, Jasmin-Reis patentieren und verkaufen."
Fischler nennt Indien, wo jährlich 10 000 Millionen Kilo "Darjeeling-Tee" hergestellt werden, während rund um den Globus die dreifache Menge im Angebot ist. (MS) |
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