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Preußen ist in diesem Jahr in aller Munde; Ausstellungen reihen sich an Ausstellungen, und so mag es nicht verwundern, daß selbst in der stolzen Freien und Hansestadt Hamburg, die ansonsten nicht allzuviel mit Preußen „am Hut“ hat, eine Ausstellung zu diesem Thema zu finden ist. Eingefleischte „Preußen-Fans“ allerdings vermag sie nicht zu begeistern, die Ausstellung mit Drucken von 24 Handpressen im Museum der Arbeit (dienstags bis sonnabends 10 bis 17 Uhr, montags 13 bis 21 Uhr, sonntags 10 bis 18 Uhr).
Bis zum 18. November ist in der alten Fabrik am Wiesendamm unter dem Titel „Luises Glanz und Preußens Gloria “ meist Kritisches zum Thema Preußen zu sehen. Ein Zitat aus einem Edict von 1725 besagt, daß Zigeuner, die das Land betreten und 18 Jahre und älter sind, ohne Gnade mit dem Galgen bestraft werden. - Keine Rede von der preußischen Toleranz. Im Gegenteil: Da wird versucht, die preußischen Tugenden, „Pünktlichkeit“ oder „Pflichtbewußtsein“ etwa mit den Stilmitteln Schrift und Grafik darzustellen und in einen lächerlichen Zusammenhang zu bringen; die oft belächelte Bürokratie verkörpern Stempelabdrucke aller Art, von „Gesehen“ über „Gelesen“ bis „Genehmigt“. Auf einem anderen Druck springt dem Betrachter das Wort „Saupreußen“ über den Farben Bayerns geradezu entgegen. Allein versöhnlich stimmt da der Ausspruch Bismarcks: „Preußen ist wie eine neue Wolljacke. Sie kratzt ein wenig, hält aber warm.“
Auch Luises Glanz ist kaum zu spüren, lediglich ein Porträt betitelt mit „Lady Lu“ und an „Lady Di“ erinnernd läßt schmunzeln. In einem weiteren Porträt fehlen die Gesichtszüge, dort findet man den Satz Treitschkes: „Es ist ein Prüfstein ihrer Frauenhoheit, daß sich so wenig sagen läßt von ihren Thaten.“ Diese allerdings sind in einer Darstellung des Treffens der Königin mit Napoleon zu erahnen. Der große Korse ist hier ganz klein, ähnelt eher einem Gartenzwerg, während Luise, umgeben von Beratern, das Bild dominiert.
Der Titel der Ausstellung sei bewußt ironisch gewählt, so einer der Verantwortlichen zum , doch vermißt man bei aller Ironie Erläuterungen zu einzelnen Zitaten oder Ereignissen, die historisch nicht Bewanderten das notwendige Hintergrundwissen vermitteln. Wenn auch die Inhalte der Ausstellung nicht jedermanns Geschmack sein dürften, so sind die handwerklichen und künstlerischen Fertigkeiten der Typographen, die nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus der Schweiz, den Nie-derlanden und aus Spanien stammen, durchaus sehenswert.
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