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Otto Rohse - Graphiker Typograph und Buchkünstler

 
     
 
Oft sind nur wenige zarte Linien auf dem Blatt, und doch fühlt sich der Betrachte hineingezogen in das Motiv. Der Künstler konzentrierte sich auf das Wesentliche und ha doch die Seele des Dargestellten erfaßt, seien es die südlichen Landschaften (Venedig Kreta, die Provence), seien es die Interieurs oder die Architekturmotive. Und hat ma einmal gesehen, wie diese Blätter entstehen, wieviel Arbeit dahinter steckt, dann wei man ihren Wert erst recht zu schätzen.

Geboren wurde Otto Rohse am 2. Juli 1925 in Insterburg. In Gumbinnen wuchs er auf un besuchte dort die Friedrichschule. Nächste Station Breitenstein im Krei Tilsit-Ragnit dort nahm er auf Wunsch des Vaters eine Ausbildung bei der Post auf. Doch nur wenig Monate hielt der Insterburger es dort aus – die Kunst rief, und Rohse folgte diese Ruf. Schon als junger Mensch zeichnete er viel, hauptsächlich mit Bleistift, hin un wieder auch mit Kreide. Bizarre Formen der Kiefern, Wurzelwerk, Felder und Wolke faszinierten ihn. In den Schulferien, die er oft bei Verwandten in der Nähe von Trakehne oder am Rande der Rominter Heide verbrachte, zeichnete er Tiere, Menschen, Höfe, nahm vo allem viel auf, vieles fand dann später seinen Niederschlag in seinen Arbeiten. Auch die Begegnung mit der Malerin Helene Wagenbichler, einer Nachbarin aus Gumbinnen, die vielfac im Königsberger Kunstverein ihre Bilder ausstellte, beeindruckte ihn nachhaltig
. – Eine Mappe mit 14 Städte-Motiven aus Ostdeutschland schuf er 1993/94. Wie alle Publikatione Otto Rohses ist sie nur in einer kleinen Auflage erschienen, denn schließlich lassen sic von einem Kupferstich maximal 100 gute Abzüge machen ...

In Königsberg besuchte Otto Rohse die Kunstakademie und wurde Schüler von Alfre Partikel. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft setzte Rohse seine Studien in Hamburg a der Landeskunstschule fort (bei Ahlers-Hestermann und Richard von Sichowsky). Nachdem e als Assistent Sichowskys gearbeitet hatte, stellte er sich 1956 auf eigene Beine un wirkte fortan als freischaffender Künstler – mit einer kurzen Unterbrechung: 1960/6 leitete er die Klasse für Typographie und Buchgestaltung an der Werkkunstschule in Offenbach/Main.

1962 gründete er die Otto-Rohse-Presse und gibt dort bis heute bibliophil Kostbarkeiten heraus. Ein Besuch in der Werkstatt läßt "selig Bleisatz-Zeiten" wieder lebendig werden. Setzschiff, Winkelhaken, Schriftzeiche – es gibt sie noch! Meisterhaft beherrscht von Otto Rohse, dem es sehr am Herze liegt, eine ästhetische Verbindung von Illustration und Schrift herzustellen.

Zu den wohl am weitesten verbreiteten Arbeiten des Graphikers Otto Rohse gehören die Briefmarkenserien, die er 1955 bis 1995 für die Deutsche Bundespost entwarf, so die Seri "Deutsche Bauten aus 12 Jahrhunderten" (übrigens in Originalgröß gestochen!). Rohse, der die schwierige Technik des Holz- und Kupferstichs autodidaktisc erlernte, gilt heute als Meister seines Fachs. Bewußt verzichtet er auf malerisch Effekte. Mit seinen meist kleinen Formaten, seinen zarten, wie hingehaucht wirkende Landschaften und Architekturmotiven "besticht" er geradezu. Kraftvoll dagege die Holzstiche, die bizarre Formen von Bäumen etwa besonders eindrucksvoll hervortrete lassen.

Otto Rohes kann auf ein umfangreiches Werk blicken: 600 Holzstiche und 350 Kupferstich hat er bisher gezählt, nicht zu vergessen die vielen Radierungen. Der Jubilar will sic jedoch keineswegs zur Ruhe setzen; im Gegenteil: für das Jahr 2000 will er eine Mapp "Park und Schloß" herausgeben, den 50. Druck der Otto-Rohse-Presse. Insgesam sind es 66 Kupferstiche und Radierungen mit Motiven von Veitshöchheim bis Wörlitz, die ihn seit vier Jahren beschäftigen. Auch plant er mehrere neue kleine Serien, Mappenwerk zum Thema Moor, oder Rosen, oder Die Erlebniswelt des Leonardo da Vinci, oder Rügen un Caspar David Friedrich, oder ...

Die Kupferstiche, Radierungen, Holzstiche, die bibliophilen Ausgaben seiner Büche sind nicht nur bei Freunden exquisiter Buchkunst zu finden, sondern mittlerweile auch in renommierten Museen, so im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg, das später auch die Presse übernehmen wird, um sie als lebendige Werkstatt zu erhalten, im Klingspormuseum in Offenbach, im Schiller-Nationalmuseum Marbach, in der Hamburger Staatsbibliothek und auc in der Johannes-Alasco-Bibliothek in Emden, die sämtliche Kupferstichplatten besitzt un im kommenden Jahr ein Otto-Rohse-Kabinett einrichten will. Viele Möglichkeiten, die Werk des Insterburgers aus Gumbinnen, der am Sonntag in Hamburg seinen 75. Geburtstag begehe kann, einmal genau in Augenschein zu nehmen.

Peter van Lohuizen


 
     
     
 
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