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Nicht nur im deutschen Osten haben zwei verlorene Weltkriege viel Leid über die Menschen gebracht und den Verlierern Grenzveränderungen zu ihren Lasten auferlegt, sondern auch im Norden Deutschlands kam es in der Folge des Ersten Weltkrieges zu einer Grenzverschiebung. In Nordschleswig wohnten allerdings auch schon vor 1914 viele Dänen, und so wurde die Provinz geteilt. Seither lebt in Dänemark eine bedeutende deutsche Minderheit . Einer von ihnen war der vor 110 Jahren, am 17. Mai 1893, in dem Ort Schauby auf der Halbinsel Alsen geborene Peter Sandkamm-Möller, der zu den bedeutendsten Spätexpressionisten Dänemarks zählt. Ihm und seinem Werk ist in diesem Sommer im deutschen Museum in Sonderburg eine Ausstellung gewidmet.
Peter Möller besuchte das Lehrerseminar in Tondern und wechselte ab 1913 auf die Kunstschule des Westens in Berlin. 1914 meldete er sich zu den Waffen und wurde 1916 an der Westfront ernsthaft verwundet. Nach einem Lazarettaufenthalt begann er sich künstlerisch weiter zu vervollkommnen. 1919 besuchte er zu Studienzwecken Norwegen, und 1920 bis 1921 lebte er erneut in Berlin. In diesem Jahr lernte er auch die Lehrerin Anna Sandkamm kennen und heiratete sie. Seither betätigte er sich als Maler in seiner Heimat, die inzwischen dänisch geworden war. Aus der Ehe ging die 1924 geborene Tochter Ursula hervor, die später nach Düsseldorf heiratete.
Sandkamm-Möllers Bilder legen Zeugnis ab von der Schönheit seiner Heimat, der Halbinsel Alsen und Nordschleswigs. Seine Ateliers befanden sich ausschließlich in dem Städtchen Augustenborg, und dort malte er das, was er sah: die Landschaft, die Natur, die Menschen.
Trotz seiner bedeutenden Rolle als Maler, der sowohl für den dänischen wie den deutschen Spät-expressionismus von großer Wichtigkeit ist, war Sandkamm-Möller kein reicher Mann. Den Verkauf seiner Bilder ins Ausland lehnte er ab. Er wollte sein Werk am Ort des Schaffens wissen. Als bodenständiger Mensch wäre es ihm ein Greuel gewesen, seine Bilder in alle Winde verstreut zu sehen. Das wollte er nicht. So kam es, daß Metzger, Maler, Bäcker und Schuster sich Sandkamm-Möller-Bilder in die Wohnstube hängen konnten als Ausgleich für erbrachte Leistungen und gelieferte Waren.
1972 erblindete Sandkamm-Möller, aber er malte weiter. Waren es früher Leinwand, Ölfarbe und Aquarellkasten, so bediente er sich nun gezwungenermaßen schwarzen Tonpapiers und Kreidestiften. In einem 2002 im Klartext-Verlag, Essen, erschienenen Buch schilderte die Essener Ärztin Helene Charlotte Wolf, die ihm in den letzten Lebensjahren sehr nahe stand, wie dies vor sich ging: "In einem Holzkästchen waren die Kreidestifte sortiert. Sandkamm-Möller sagte dann, welche Farben er brauchte, die in der gewünschten Reihenfolge senkrecht auf den Tisch gelegt wurden. Zur Kontrolle wiederholte er die Farbenfolge, um sie sich einzuprägen. Legte er seine linke Hand mitten auf das Papier, damit er die räumliche Abmessung hatte, war der Zeitpunkt gekommen, um ihn allein zu lassen, jetzt war er in seiner inneren Bilderwelt versunken."
In den letzten Jahren wurde es einsam um den Künstler, der auch Geige spielte und das Horn blies. Wer ihn besuchte, der lernte die Gastfreundschaft kennen, die diesen ländlich geprägten Menschenschlag auszeichnet. Wenn ihm ein Besucher aus seinem geliebten "Nordschleswiger" vorlas, blühte er förmlich auf. 1980 fand eine Ausstellung seiner Bilder in Kiel statt, die er noch mitgestalten konnte. Erst im letzten Lebensjahr mußte der Maler seine gewohnte Umgebung verlassen und in das Pflegeheim der Stadt Augustenborg umziehen. Dort starb er am 4. März 1981. Er liegt auf dem Ostfriedhof der Stadt Essen in der Gruft der Familie Wolf begraben. Noch zu Lebzeiten hatte Sandkamm-Möller einen Teil seiner Bilder dem Pflegeheim in Augustenborg vermacht. Die meisten übrigen Bilder befanden sich nach seinem Tode im Besitz von Dr. Helene Charlotte Wolf, die nun die übrigen Werke dem Museum in Flensburg und dem deutschen Museum in Sonderburg schenkte. Das deutsche Museum in Sonderburg befindet sich im Rönhaveplads 12 und ist Dienstag in der Zeit von 14 bis 16 Uhr und am Freitag von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Klaus Gröbig
Schweres Schicksal gemeistert: Peter Sandkamm-Möller vor einem Selbstporträt |
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