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Viele Menschen haben einen persönlichen Bezug zu Ostdeutschland, zumeist durch die eigene Vergangenheit. Für uns ist dies bereits Grund genug, Ostdeutschland einmal bezüglich seiner Briefmarken zu thematisieren.
Dem Verfasser dieses Artikels lag eine Motivsammlung über Ostdeutschland vor, die auch die philatelistische Situation nach 1945 berücksichtigt. Davon ausgehend, daß sich nur wenige Sammler mit dieser speziellen Thematik beschäftigt haben, diese aber doch einen bestimmten Kreis von Philatelisten (Briefmarkensammlern), insbesondere Heimatvertriebene, ansprechen dürfte, wurde dieser Beitrag abgefaßt.
Um den Umfang des vorliegenden Artikels nicht zu groß werden zu lassen, mußte auf die Einbeziehung politischer Fakten verzichtet werden. Vorausgeschickt werden soll auch der Hinweis, daß hier nur auf das Gebiet von Ostdeutschland in seinen Vorkriegsgrenzen von 1939 eingegangen wird.
Postbeförderung ins Ausland war in Deutschland ab 1. April 1946 wieder möglich. Auch Post von und nach Ostdeutschland mußte mit Auslandsporto freigemacht werden, nachdem das Königsberger Gebiet bereits im Oktober 1945 der Sowjetunion als besondere Verwaltungseinheit angegliedert worden war.
Das früheste Poststück aus dem Königsberger Gebiet, das dem Autor vorgelegen hat, ist eine Bedarfspostkarte vom 16. August 1946, die noch mit einem Stempel abgeschlagen wurde, der vor der Umbenennung des Gebiets in Verwendung war ("Kenigsbergskoi ..." in kyrillischen Buchstaben, Rest unleserlich). Der Absender stammte aus Goldbach, einem Ort in der Nähe von Wehlau. Damals gab es noch nicht viele russische Ortsbezeichnungen auf ostdeutschem Gebiet.
Eine Karte vom November des selben Jahres wurde bereits mit "Kaliningrad Oblast" abgestempelt, der Absender gab als seine Anschrift jedoch noch "Kaliningrad (Ostpr.), Rennparkallee Nr. 60" an. Die Angaben zu Absender und Adressat wurden in lateinischer und kyrillischer Schrift verfaßt. Weitere Karten entsprechen sowjetischer Bedarfspost und enthalten zunehmend keine Hinweise auf die deutsche Vergangenheit des Gebiets mehr. Sie sind insoweit hier nicht von Interesse.
Es gab auch Bildpostkarten (Ansichtskarten mit rückseitig eingedrucktem Wertzeichen aus der damaligen Freimarkenserie). Dem Autor lagen zwei dieser Karten mit bekanntem Motiv vor: Zum einen handelt es sich um eine Ansichtskarte mit Stempel vom 11. Juli 1966 (Motiv: Ehemaliger Hansaplatz mit Nordbahnhof in Königsberg - Platz des Sieges, Seemannsheim). Nummer zwei mit Stempel vom 7. April 1971 und erneuter Verwendung des Stempels "25 Jahre Oblast Kaliningrad" zeigt das ehemalige Neue Schauspielhaus in Königsberg (Kaliningrader Dramentheater).
Weiter stieß der Verfasser auf sowjetische Briefmarken mit Motiven aus dem Königsberger Gebiet. Es handelt sich hier um zwei Wertzeichen aus der Sonderausgabe von 1967 "Kurorte an der baltischen Meeresküste" (Marke zu 12 Kopeken: "Neues Kurhaus in Cranz"; Marke zu 16 Kopeken: "Warmbad mit Wasserturm in Rauschen", Wasserbäderklinik, Swetlogorsk). Weitere Wertzeichen mit Abbildungen ostdeutscher Sehenswürdigkeiten sind vor 1990 nicht mehr erschienen.
Schließlich enthält die vorgenannte Sammlung noch eine Reihe von Bedarfspostbelegen oder Briefstücken mit Poststempeln auch kleinerer Orte, wie Gumbinnen (Gussev), Gerdauen (Zelesnodoroznyi), Tapiau (Gwardeysk) und Tharau (Wladimirowo).
Im südlichen, polnisch verwalteten Teil Ostdeutschlands wurde der lokale oder regionale Postverkehr schon 1945 wieder aufgenommen, nachdem die sowjetische Besatzungsmacht der provisorischen polnischen Regierung noch vor Kriegsende erlaubt hatte, auf ostdeutschem Gebiet Woiwodschaften zu errichten.
Sehr frühe Belege mit polnischen Wertzeichen, frankiert im südlichen Teil Ostdeutschlands, lagen dem Autor nicht vor. Die ersten Briefe mit polnischen Poststempeln datierten aber immerhin von November und Dezember 1945 ("Olsztyn" = Allenstein und "Morag" = Mohrungen). Bedarfspost mit Abstempelungen im polnisch verwalteten Gebiet aus der Zeit von 1946 und später finden sich indessen relativ häufig in Briefposten von Händlern, so daß es nicht nötig sein dürfte, hierauf weiter einzugehen.
In dem hier interessierenden Zusammenhang sind natürlich erneut jene Poststücke von Bedeutung, die ein Motiv mit Bezug zu Ostdeutschland aufweisen. Hierbei stehen aber nicht Bildumschläge und Bildpostkarten im Vordergrund, wie es bei der sowjetischen Post der Fall ist -, sondern das Motiv findet sich in den Briefmarken selbst. So kamen in Polen bereits frühzeitig nach dem Krieg entsprechende Sonderausgaben an die Postschalter:
1) 14. Juli 1945: Sonderausgabe zum Jahrestag der Schlacht von Tannenberg (Grunwald)
2) 25. Juni 1951: Sonderausgabe zu einem Kongreß der polnischen Wissenschaft (unter anderem mit einer Copernicus-Marke)
3) 22. Mai 1953: Sonderausgabe zum Geburtstag von Nicolaus Copernicus
4) 16. Oktober 1954: Sonderausgabe zum Jahrestag der sogenannten Rückkehr "Westpreußens" zu Polen (unter anderem mit historischen Stadtansichten von Elbing, Marienburg und Allenstein
5) 19. Dezember 1959: Sonderausgabe "Berühmte Gelehrte" (unter anderem mit Copernicus).
In der Folge wurden zahlreiche weitere Wertzeichen (beziehungsweise Wertstempel auf Ganzsachen) mit Motiven aus Ostdeutschland ausgegeben. Diese können von interessierten Sammlern problemlos in entsprechenden Katalogen wie etwa denen des Schwaneberger Verlags (Michel) nachgeschlagen werden. Möglicherweise bieten sie ja - in Verbindung mit diesem einführenden Beitrag - einen Anreiz, sich dem Thema Ostdeutschland auch mal philatelistisch zu widmen. Faszinierend ist es allemal - und für den einen oder anderen älteren Philatelisten dürfte eine Ostdeutschland-Sammlung auch mit vielen persönlichen Erinnerungen einhergehen.
Genehmigter Nachdruck aus "Briefmarken Spiegel", Nr. 4/06. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.briefmarkenspiegel.de
Bildumschlag von 1986 mit der zur Philharmonie umgebauten Königsberger Katharinenkirche Fotos (4): BMS
Seltener Postkartenausschnitt: Ende 1945 gab es noch keine "Kaliningrader Oblast", sondern eine "Verwaltungseinheit Königsberg" (Kenigsbergskaja Oblast).
"Euro-Boom" in Sammlervitrinen
Der Euro hat das Hobby Sammeln aus der verstaubten Ecke herausgeholt." Dr. Michael Göde, Inhaber des weltweit drittgrößten Versandhandelsunternehmens für Sammlerartikel, weiß, wovon er spricht. Denn: Millionen Menschen in ganz Europa sammeln mit großem Vergnügen Euro-Kursmünzensätze der EU-Staaten. Die "gängigen" Euromünzen aus Frankreich und Italien finden sich auch in deutschen Geldbeuteln wieder. Dagegen ist es aber nahezu unmöglich, einen Euro aus dem Vatikan, Monaco oder San Marino über das Wechselgeld beim Bäcker in den Geldbeutel zu bekommen. Diese Münzen kann man bei Anbietern wie dem Bayerischen Münzkontor (www.muenzkontor.de) auch kaufen.
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