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Der siebte Kirchentag der in Bayern lebenden Ost- und Westpreußen war wieder gut besucht. Sein prominentester aktiver Teilnehmer war der bayerische Landesbischof Dr. Johannes Fried-rich, der die Predigt, die Abendmahlliturgie und den Schlußsegen in der Oberschleißheimer Trinitatis- kirche übernahm. In seiner vielbeachteten Predigt gab er auch sein familiengeschichtliches Bekenntnis zu Ostdeutschland ab.
"Mein Vater", der spätere Theologie-Professor Dr. Gerhard Friedrich, "stammte aus dem Kreis Schloßberg, ging in Gumbinnen zur Schule, studierte an der Universität Königsberg und war Pfarrer in Groß Heidekrug ... Er hat eine ungeheuer positive Einstellung zu Ostdeutschland bei mir erzielt ... Er hat mir ein gutes Gefühl für Ostdeutschland vermittelt ... Man kann seine Erinnerungen und seine Beheimatung nicht einfach auslöschen." Es sei wichtig, angesichts scheinbar unveränderlicher Realitäten nicht in Resignation zu verfallen, sondern die Hoffnung auf "Heilung und Versöhnung" zu bewahren.
Bei den Gottesdienst-Teilnehmern, darunter zahlreichen Erstbesuchern des Kirchentages, war eine große Aufmerksamkeit zu verzeichnen. Es fiel allerdings auf, daß der Landesbischof die jetzige neue kirchliche Situation im Gebiet der Propstei Königsberg, mit immerhin 40 Gemeinden-Neugründungen, nicht einmal erwähnte.
Im Anschluß an den Gottesdienst gab Diakon Gerhard Hoyer, bisheriger Vorsitzender der Stiftung Diakoniestation Gumbinnen, einen Bericht über die Salzburger Kirche und das 1998 eingeweihte Diakoniezentrum "Haus Salzburg". Gerade das Diakoniezentrum ist aus der Fürsorge und Sozialarbeit in der Stadt Gumbinnen nicht mehr wegzudenken. Insbesondere müssen hier sowohl die Alten- und Krankenbetreuung, Schulspeisungsprogramme, aber auch die Zusammenarbeit mit dem örtlichen Krankenhaus genannt werden.
Erwähnenswert ist, daß zum Kuratorium des Diakoniezentrums nicht nur ein Vertreter der Stadt Gumbinnen (Gusew), sondern auch der Chefarzt des Krankenhauses und eine weitere russische Ärztin gehören. Die Unterstützungen aus Deutschland sind beträchtlich. So hat, beispielsweise, die Preußische Genossenschaft des Johanniterordens, neben Geldspenden, allein im vergangenen Jahr etwa 13 Tonnen Hilfsgüter nach Nord-Ostdeutschland transportiert.
Diakon Hoyer wies aber auch in einem persönlichen Schlußwort darauf hin, daß man mit Geld und Materialien allein die Verhältnisse dort nicht wesentlich ändern kann. Bei seinen vielen Fahrten nach Gumbinnen und anderen Orten im Königsberger Gebiet sei er immer wieder an das Wort von Friedrich Wilhelm I., "Denn wenn ich baue und verbessere das Land und mache keine Christen, so hilft mir alles nit ...", erinnert worden.
Selbstverständlich wurde auch dieser 7. Kirchentag am Mahnmal der Ost- und Westpreußen in Bayern beendet. Dr. Doro Radke gedachte der Toten aller Kriege und der Opfer von Flucht und Vertreibung in aller Welt und zu allen Zeiten. Anschließend erklang die Kiwitter Kirchenglocke. Der Vorsit- zende der GeO, Hubertus Senff, legte ein Blumengebinde am Gedenkstein nieder, dankte allen Mitarbeitern und verabschiedete die Teilnehmer. Werner Ambrosy |
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