|
Um Elbing einen ungehinderten Zugang zur Ostsee zu ermöglichen, hat Polens Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski in der Hafenstadt den Bau eines Schiffahrtskanals durch die Frische Nehrung versprochen. Die Finanzierung ist bereits geklärt. So hat Kaczynskis Minister für Meereswirtschaft, Rafal Wiechecki, wissen lassen, daß die Regierung hierfür umgerechnet 80 Millionen Euro bewilligen werde. Dem Projekt werde im Programm "Infrastruktur und Umwelt" Priorität eingeräumt. Offen scheint jetzt nur noch der Baubeginn.
Das Frische Haff ist mit der Ostsee nur durch das Pillauer Tief verbunden. Diese Verbindung liegt im russisch verwalteten Teil des Haffes und ist für den polnischen Schiffsverkehr praktisch geschlossen.
Im Jahre 1945 wurde zwar ein polnisch-sowjetischer Vertrag unterzeichnet, der Schiffen unter polnischer Flagge nach vorhergehender Genehmigung im Einzelfalle die Fahrt durch das Pillauer Tief grundsätzlich erlaubt. Die russische Seite hat jedoch das Recht, Durchfahrten zu verweigern und die Prozedur zur Erlangung einer Durchfahrtsgenehmigung ist sehr lang. Außerdem verlangen die Russen eine hohe Gebühr für das Führen des Schiffes durch einen Lotsen. Die Notwendigkeit eines Lotsen wird mit technischen Schwierigkeiten begründet. Die Russen argumentieren, daß im Schiffahrtsweg auf der unter russischer Souveränität stehenden Seite des Haffes viele gefährliche Wracks lägen und die Führung durch einen Lotsen deshalb aus Sicherheitsgründen nötig sei. In der Praxis führt der Lotsenzwang dazu, daß eine Fahrt durch das Pillauer Tief für polnische Schiffe praktisch unmöglich ist. Andere als polnische und russische haben sowieso keine Chance. Das Ergebnis ist, daß Elbing als Meereshafen praktisch aufgehört hat zu existieren. Daß hiervon auch polnische Segelschiffe betroffen sind, trifft zusätzlich den polnischen Tourismus auf dem und um das Haff.
Polnische Bemühungen, das Problem zu lösen und das Pillauer Tief für die internationale Schifffahrt zu öffnen, scheiterten bisher an der russischen Seite. Zusätzlich erschwert werden Lösungsversuche dadurch, daß in Pillau Rußlands Baltische Flotte liegt und deshalb die Russen an möglichst wenig internationalem Schiffsverkehr in diesem Raum interessiert sind.
Ökologisch ist der Stichkanal im polnisch verwalteten Süden der Nehrung nicht unproblematisch, da die Ostsee Salzwasser und der südliche Teil des Frischen Haffes reines Süßwasser mit entsprechend vielen Süßwasserfischen hat. Gespräche mit den Gegnern des Kanalbaus stellte Meereswirtschaftsminister Wiechecki bereits in Aussicht. |
|