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Totengräber des Friedens

 
     
 
Ein Land, zwei Völker und drei Kriege zwischen 1948 und 1973. Dies ist die prekär Ausgangsposition für Israelis und Palästinenser. Noch deutlicher wird die Brisanz, wen man die räumliche Enge hinzuzieht, in der sich die nicht enden wollende Nahostkrise vo Abgrund zu Abgrund schleppt:


Israel umfaßt mit seinen gut 21 000 Quadratkilometern etwa die Fläche vo Hessen. Rund die Hälfte davon nimmt die karge Negev-Wüste ein. Auf dem Rest drängel sich über fünf Millionen Menschen. Das Westjordanland (1,8 Millionen Einwohner) ist mi seinen 6300 Quadratkilometern etwas mehr als doppelt so groß wie das Saarland, de Gazastreifen erreicht nicht einmal die Hälfte der Fläche Hamburgs, beherbergt abe dennoch über eine Million Menschen.


Aufgeladen mit religiösen und national
en Gegensätzen ist hier eine Gemengelag entstanden, die jeder Funke zur Explosion bringen kann. Ariel Scharon war es, der mi seinem Marsch auf den Tempelberg den Funken zündete. Er wußte, daß sein Besuch garniert mit aufreizenden Worten in Richtung Muslime, die Palästinenser zur Weißglu treiben würde. Die "Zeit" urteilt: "Ganz kalt betrachtet, ist Arie Scharon, Ex-Verteidigungschef und Möchtegern-Premier, ein Terrorist in der Tradition vo Hamas und Dschihad." Seit seinem Ausflug am 28. September ist in dem den Christen Juden und Moslems heiligen Land der Teufel los.


Scharon steht für jene Israelis, denen schon das Wort "Friedensprozeß" ei Graus ist. Sie glauben, daß Israel hier nur verlieren kann – und haben, so zynisc es klingen mag, sogar gute Argumente dafür. Der Judenstaat hat in der Vergangenheit all Kriege gegen seine arabischen Widersacher gewonnen. Nunmehr ist Israel Atommacht, sollt es also erneut zum Äußersten kommen, haben seine Feinde keine Chance. Scharon blickt au die Landkarte und sieht, was sein Land in den Kriegen alles erobert hat: nebe Westjordanien, dem Golan und Gaza auch die große Sinai-Halbinsel und die "Sicherheitszone" im Südlibanon. Das meiste davon ging dann in diverse "Friedensprozessen" wieder verloren. Jetzt erhoben die Palästinenser ga Anspruch auf einen Teil Jerusalems, und Ehud Barak schien kurz davor, ihnen hie entgegenzukommen – da setzte Ariel Scharon seinen Fuß auf den Tempelberg und de Friedensverhandlungen ein vorläufiges Ende.


Aus der Sicht der Palästinenser sieht die Sache freilich anders aus. Einst kamen nu einige jüdische Siedler in ihr Land. Dann schwoll der Strom an, und schließlich wollt die Uno ihre Heimat 1947 zur Hälfte ganz den Juden übereignen, es kam zum Krieg, und die Reste Palästinas, Gaza und Westjordanland teilten sich Ägypten und Transjordanien. Nac abermaligem Krieg ging auch dies unter israelische Herrschaft. Die Palästinenser sehe sich von aller Welt verraten und von Israel zutiefst erniedrigt. Ihr Anführer Arafa läuft von Verhandlungstisch zu Gipfeltreffen, wo er – so der Eindruck seine Landsleute – um ein paar Krümel ihrer Heimat betteln muß. De Palästinenser-Präsident steht in der akuten Gefahr, vom Symbol des heldenhaften Kampfe zur Inkarnation von Demütigung und Niederlage zu schrumpfen. Arafat spürt dies nur zu genau, wie seine harte Rhetorik der vergangenen Tage belegt.


Die strategische Ausgangslage der Palästinenser ist im Vergleich zu der obe geschilderten Potenz Israels verzweifelt. Die Appelle an die "arabische Brüder" werden mit kaum mehr als Vermittlungsangeboten (Ägyptens Husni Mubarak oder dramatischen Reden (Iraks Saddam Hussein) quittiert. Pakistan, die einzige islamisch Atommacht, ist selbst ein fragiles Vielvölkergemisch und ausschließlich auf da Kräftemessen mit dem Nachbarn Indien konzentriert. Der könnte sich nur freuen, wen Islamabad mit seiner "Bombe" in Richtung Tel Aviv auch nur fuchtelte – hätte dies doch sehr wahrscheinlich einen vernichtenden Präventivschlag Israels oder ga der USA und mithin die Vernichtung des (bescheidenen) pakistanische Nuklearwaffenpotentials zur Folge.

 
     
     
 
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