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Trümmer

 
     
 
Was ist mit der CDU los? Regierungskrise, BSE-Skandal, Rentendesaster, Bundeswehrmisere, Minister mit finsterer Vergangenheit, die endlich ans Licht kommt – ein Schlachtfest für die Opposition, alles hübsch aufgereiht, sie müßte nur zugreifen.

Statt dessen stolpert die Merz-Merkel-Truppe über die Teppichkante eines nicht ganz geschmackssicheren Wahlplakats und segelt unter den Tisch. Niemand in der Union konnte oder wollte angesichts der geklonten Empörung von links an die Machwerke des SPD-Plakat-"Künstlers" Klaus Staeck erinnern, der Unionspolitiker auf das schamloseste herabgewürdigte. So konnte die SPD mit Hilfe ihr ergebener Medien in die Rolle der befleckten Unschuld schlüpfen. Mit schlapper Miene stecken Merkel und ihr Generalsekretär Laurenz Meyer
die Prügel ein. Der Fraktionsvorsitzende Merz will von allem nichts gewußt haben und zieht sich aus der Affäre.

Im Reichstag schwingt derweil der vorgeladene Trittin den Rohrstock über die Unionsreihen und dreht frech den Spieß um. Hilflos und gesenkten Hauptes lassen Merzens Mannen die Anmaßung über sich ergehen. Allein der Fuldaer Abgeordnete Martin Hohmann ist vorbereitet, bringt kritische Fragen mit Substanz – und wird von seinen Kollegen praktisch allein gelassen.

Die verunsicherte CDU-Anhängerschaft ist fassungslos, Rot-Grün kann die Häme kaum noch unterdrücken. "Der wird lange oben bleiben, und wenn er geht, wird er nur Trümmer hinterlassen", prophezeite der CDU-Abgeordnete Werner Marx nach Helmut Kohls Wahl zum Parteichef 1973. Fürwahr: Die Krise der CDU deutet hin auf einen dramatischen, personellen wie geistigen, Substanzverlust dieser Partei. Elisa Wachtner


 

 

Glücksspieler

Ausgerechnet in Wien, wo als "Sanktion" nach wie vor kein israelischer Botschafter residiert, kam es vorige Woche zu einem Treffen zwischen dem Sohn des Likud-Führers Sharon und dem Finanzchef der PLO. Spekulationen über eine Kontaktsuche des (möglicherweise) künftigen Premierministers mit dem Palästinenserpräsidenten wurden aber vom Wiener Botschafter Jassir Arafats kategorisch dementiert: Es sei nur um das Spielkasino in Jericho gegangen. Und tatsächlich spricht einiges dafür, daß der Direktor der Casinos Austria AG, die in etlichen Staaten Spielcasinos betreibt, das Treffen eingefädelt hatte.

Das Casino in Jericho war den Israelis immer schon ein Dorn im Auge – nicht nur aus religiösen Gründen, sondern weil die dort ihrer Leidenschaft frönenden Glaubensgenossen der palästinensischen Verwaltung zu beträchtlichen Einnahmen verhalfen. Sharon hatte daher im Zuge der von ihm angezettelten Eskalation mehrmals die Beschießung des Casinos durch Israel gefordert, was im November tatsächlich passierte. Seither ist es geschlossen.

Klar ist, daß die Österreicher, die etwa ein Viertel des Aktienkapitals besitzen, das Casino möglichst bald wieder aufsperren wollen. Auch der PLO-Finanzchef soll ein Mitbesitzer sein. Und Sharons Sohn ist Likud-Wahlkampfleiter, der dringend Geld auftreiben muß. Welch seltsame Interessengemeinschaft! Was wirklich ausgehandelt wurde, womöglich eine Art "Schutzgeld", werden wir aber kaum erfahren, denn beim "Geschäft" herrscht auch im Nahen Osten die "omertà", das Gesetz des Schweigens. RGK

 
     
     
 
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