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Verkaufsgerüchte um Haus der Räte

 
     
 
Die Eigentümer des unliebsamen Relikts aus der Sowjetära möchten endlich einen Schlußstrich ziehen. Gebiet und Stadt Königsberg, zu je 50 Prozent Eigentümer, wollen die Bauruine "Dom Sowjetow" ("Haus der Räte") loswerden. In Kürze soll in einer Sitzung über das weitere Vorgehen beraten werden. "Ich denke, daß wir das Haus der Räte zum Verkauf anbieten werden", teilte der Bürgermeister der Pregelmetropole, Jurij Sawenko, der Komsomolskaja Prawda Kaliningrad mit. Das Verkaufsangebot soll sich nicht nur an Russen wenden, sondern sich weltweit erstrecken. Zunächst sollen Sawenko zufolge sämtliche Informationen ins Interne
t gestellt werden, in der Hoffnung, daß sich irgendein seriöser ausländischer Sponsor findet, der das Monster zur 750-Jahr-Feier der Stadt verschönern wird. "Wenn Sie so wollen, wird es eine Ideologie, die Quintessenz des Monuments", so träumte es dem Bürgermeister Königsbergs.

Bisher wurde das Monument lediglich zweckentfremdet verwendet, als Übungsobjekt für die städtischen Sicherheitskräfte, die obere Etage als menschenfreier Platz von Pyrotechnikern für Feuerwerke. Im April dieses Jahres beging ein 21jähriger durch einen Sprung aus der zehnten Etage sogar Selbstmord. Die Jugend-organisation "Iduschie wmeste" ("Gemeinsam gehen") nutzte das Gebäude als Werbefläche für ein 1.200 Quadratmeter großes Plakat gegen Drogenmißbrauch. Gäste der Stadt nutzen das Gebäude als Aussichts-turm, und auf dem Dach sind Antennen der städtischen Radiostationen montiert.

In den 60er Jahren, als mit dem Bau des Hauses der Räte begonnen wurde, sollte es nach seiner Fertigstellung eigentlich zwei Zweige der Macht beherbergen. Im südlichen Flügel die Partei, im westlichen die Sowjetmacht. Weil die "sowjetische Antwort auf das Königsberger Schloß" nicht finanzierbar war, wurden die Bauarbeiten aber eingestellt, und in wenigen Jahren wurde das Gebäude von Stadtbewohnern ausgeraubt. Versuche, ausländische Firmen mit dem Weiterbau zu beauftragen, scheiterten daran, daß die Regierung keinerlei Finanzierungsgarantie geben konnte. Der damalige Gouverneur des Königsberger Gebietes, Jurij Matotschkin, beauftragte eine dänische Baufirma mit dem Weiterbau, sein Nachfolger Leonid Gorbenko versuchte, die Ruine einem Unternehmen aus Panama zu einem Spottpreis unter Mißachtung der russischen Gesetze zu verkaufen, was bis zum heutigen Tage an- dauernde gerichtliche Un- tersuchungen zur Folge hatte.

Vielleicht hoffen die derzeitigen Eigentümer insgeheim auf Sponsoren, die das häßliche Gebäude zunächst abreißen, um anschließend den - bereits in der Presse angekündigten - Wiederaufbau des Königsberger Schlosses mitzutragen.

Haus der Räte: Noch gehört es zu je 50 Prozent dem Gebiet und der Stadt
 
     
     
 
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