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In "Roter und schwarzer Maloch" berichtet Hans Worpitz von den Fronterlebnissen und der Zeit in russischer Gefangenschaft des Napola-Schülers Benjamin.
Im jungen Alter von 16 Jahren wurde der noch fest an den Endsieg glaubende Napola-Schüler Benjamin wie auch der Autor selbst am 15. April 1945 an die Neiße-Front beordert, um mitzuhelfen, dem Einfall der russischen Truppen Einhalt zu gebieten.
"Mit den 700000 Mann unseres Jahrganges, die treu zum Führer standen, mußten wir uns doch verteidigen können. Unsere Unerfahrenheit, unser unzureichendes Wissen über die wirklichen Stärkeverhältnisse halfen uns, noch Siegeswillen aufzubringen. Wir waren gut trainiert, schon auf den Krieg ,abgerichtet und glaubten sogar, etwas Kriegserfahrung durch die Zeit als Luftwaffenhelfer erworben zu haben.
Oft sind wir gewarnt worden und schlugen alle Warnungen in den Wind. Wir wollten einfach nicht glauben, daß wir gut ausgebildete n Jungen den Strapazen der Front nicht gewachsen sein sollten."
Doch die Realität holte den jungen Mann bald ein. Desillusioniert, unsagbar enttäuscht und einer ungewissen Zukunft entgegenblickend, fand sich der 16jährige Soldat kurz nach der Kapitulation auf dem Weg in russische Kriegsgefangenschaft wieder.
Worpitz berichtet, wie für Benjamin mit dem ruhmlosen Ende des Dritten Reiches innerlich eine Welt zusammenbrach. Unerschütterlich war sein Glaube aufgrund des Drills und der harten Ausbildung als Schüler der NPEA (Napola) an den Führer und den Endsieg gewesen, und plötzlich stellte sich alles als große Lüge heraus. Fünf lange Jahre mußte er in Kriegsgefangenschaft als Brückenbauer, Kohlenhauer und vieles mehr unter übelsten Umständen seinen Dienst leisten, wobei Worpitz besonders das allgegenwärtige und nie endenden Gefühl des Hungers hervorhebt.
"Für zehn Mann gab es 2,5 Brote ... Die Brotverteilung war der Höhepunkt des Tages. Wir überließen unserem Feldwebel Friedrichsen die Aufteilung der Portionen, nicht weil er Feldwebel war, sondern weil wir ihm einfach vertrauten. Egon stiftete sein aus einem Nagel geschmiedetes Messer zum Teilen und nun saßen neun Mann wie die Habichte um den Brotschneider herum und verfolgten genau, ob hier gerecht verteilt wurde und auch nur kein Krümel verschwand."
Die Zustände in dem Lager, welche Worpitz beschreibt, kann sich wahrscheinlich kaum jemand, der es nicht am eigenen Leib erfahren und mit eigenen Augen gesehen hat, vorstellen: das Massensterben aufgrund unzureichender Nahrung und zu harter Arbeit, das Ungewißheit der Soldaten, ob sie es je wieder gesund nach Hause schaffen, beziehungsweise ob sie je wieder von den Russen aus der Gefangenschaft entlassen werden und in ihre Heimat zurück dürfen.
Ein sehr direktes Buch, bei dem der Autor bezüglich der Darstellung des Lebens in russischer Kriegsgefangenschaft kein Blatt vor den Mund nimmt.
Die Tatsache, daß in der Erzählung nicht nur Fakten und Ereignisse, sondern ebenso die Zweifel, Furcht, Zukunftsängste und Gedankengänge des ehemaligen Napola-Eliteschülers thematisiert werden, gibt dem Buch zum Teil eine Art Tagebuch-Charakter.
Hans Worpitz: "Roter und schwarzer Moloch - Erkenntnisse des Napola-Schülers Benjamin", BoD, Norderstedt, 379 Seiten, 22,90 Euro 5818 |
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