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Kenner der deutschen Geschichte werden sich zweifellos an das gewaltige Tannenberg-Denkmal erinnern, das, nahe des ostdeutschen Städtchens Hohenstein gelegen, an die Schlacht bei Tannenberg 1914 gemahnen sollte und ab 1934 auch die Gebeine des deutschen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg beherbergte. Wer aber war der Schöpfer dieses mächtigen Bauwerks, das den Zweiten Weltkrieg nicht überstand?
In einer exemplarischen Ausstellung würdigt die Berliner Kunstbibliothek - Staatliche Museen zu Berlin, Matthäikirchplatz 6, bis 9. Mai die Architekten Walter (1888-1971) und Johannes Krüger (1890-1975). In der Ausstellung ist erstmals eine Auswahl des etwa 250 Blatt umfassenden zeichnerischen Nachlasses der Berliner Brüder zu sehen (dienstags bis freitags 10-18 Uhr, am Wochenende 11-18 Uhr).
Eines der größten Bauprojekte der Brüder, die viele Jahre lang ein gemeinsames Büro betrieben und zu den prominenten und vielbeschäftigten Vertretern der deutschen Architekturszene zählten, war das Tannenberg-Nationaldenkmal, "das größte und bedeutendste Kriegerdenkmal, das nach dem Ende des Ersten Weltkriegs in Deutschland errichtet wurde", wie Annett Krause, Kunsthistorikerin und Praktikantin in der Sammlung der Handzeichnungen der Kunstbibliothek im Zeitraum der Inventarisierung des Krüger-Nachlasses, in einem Beitrag des Museums Journals, April 2004, erläutert.
"Ursprünglich bestand das Denkmal aus einem achteckigen Mauerring mit einem Durchmesser von etwa 100 Metern. Jede Seite wurde von einem hoch aufragenden Turm akzentuiert. Der großräumige Innenraum beherbergte im Zentrum ein Hochkeuz." Um nachträglich einen ebenerdigen Zugang zur Hindenburg-Gruft zu ermöglichen, "mußte das Niveau des Innenhofs um zwei Meter gesenkt werden. Dabei wurde zugleich das durch ein Wegesystem gegliederte Innere der Anlage zu einer einheitlichen Fläche mit Granitplatten umgestaltet und erhielt so den Charakter eines Versammlungsplatzes."
Neben diesem legendären Werk schufen die Brüder für Berlin eine stattliche Zahl von öffentlichen Bauten wie das Freibad Plötzensee, Sakralbauten wie etwa die Johannes-Kirche in Berlin-Frohnau, Banken und Bürogebäude sowie zahlreiche Land- und Wohnhäuser im sogenannten Heimatschutz-Stil. Annett Krause: "Walter und Johannes Krüger vereinigen in ihrem Werk sehr unterschiedliche Bauaufgaben in einer Architektursprache, die sowohl dem Expressionismus als auch der Neuen Sachlichkeit verpflichtet ist. Grundsätzlich ging es ihnen auch um ökonomisches, technisch versiertes und städtebaulich rück-sichtsvolles Bauen. Zeugnisse ihrer Baugesinnung prägen bis heute das Berliner Stadtbild." Os
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