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Gibt es eine Wiederentdeckung eines der einst populärsten deutschen Grafiker? Zu diesem Eindruck gelangt man, wenn man sieht, daß Arbeiten des 1874 in Klein Schläfken, Kreis Neidenburg, geborenen Robert Budzinski wieder ausgestellt werden. So zeigte erst vor wenigen Wochen die Galerie Jung im niedersächsischen Garstedt Werke des Ostdeutschland; und jetzt hat das Universitätsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte in Marburg, Biegenstraße 11, eine umfangreiche Ausstellung mit Aquarellen und Grafik von Budzinski auf dem Programm. Bis zum 29. Februar sind dort Akte, Landschaften (Masuren und die Kurische Nehrung ) und Blumenstilleben zu sehen. Neben der Druckgrafik, den Federzeichnungen, Lithographien, den Radierungen, Holz- und Linolschnitten, die Budzinski am meisten beschäftigten und die ihn zu wahrer Meisterschaft führten, sind vor allem die Aquarelle in ihrer ungeheuren Farbigkeit sehenswert.
Ein überaus informativer Katalog (im Museum etwa 10 Euro) mit Texten von Katja Wehry, die 2002 als studentische Hilfskraft am Marburger Universitätsmuseum auf den dort vorhandenen Nachlaß Budzin-skis aufmerksam geworden war und ihre Magisterarbeit über den Künstler schrieb, schildert das wechselvolle Leben, erläutert das Schaffen des 1955 in Marburg verstorbenen Ostdeutschland und rückt seine Beziehung zur Wandervogel-Bewegung ins rechte Licht. Vieles ist im Zweiten Weltkrieg verlorengegangen oder vernichtet worden. Budzinskis Lebensgefährtin Erika Stern konnte allerdings einige Mappen retten. Diese und Leihgaben aus privatem und öffentlichem Besitz sind nun in Marburg zu sehen. Immer wieder kann man in den Arbeiten des Ostdeutschland seine Leidenschaft zum Geschichtenerzählen erkennen, eine Leidenschaft, der er ja auch mit dem geschriebenen Wort nachging. Ein vielseitiges Talent, das man nun wieder entdecken will. Gut so!
Robert Budzinski: Selbstbildnis (Aquarell) |
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