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Seit dem Herbst 2001 finden auf dem Königsberger Schloßgelände archäologische Grabungen statt. Nun nähren neue Entdeckungen in den freigelegten Kellergewölben vor Ort den Wunsch nach einem Wiederaufbau des Königsberger Schlosses. Das einstige Wahrzeichen der Pregelstadt könnte schon bis 2010 wiedererstehen, meldet der "Spiegel" optimistisch und beruft sich in dieser Einschätzung auf den Königsberger Stadtarchitekt en Alexander Baschin. Das Magazin unterstützt die Ausgrabungsarbeiten und veröffentlichte nun neue Bilder aus den Gewölben. Die Stimmung unter den heutigen russischen Bewohnern sei dank der konstanten Forschungsarbeiten und den bisherigen Funden umgeschlagen - zugunsten eines Wiederaufbaus, so das Nachrichtenmagazin.
Zu den spektakulären Ausgrabungen bisher zählte zwar nicht - wie von einigen erhofft - das Bernsteinzimmer, doch kann sich die Bilanz sehen lassen. Unter den Entdeckungen ist eine okkulte Silberschatulle mit Medaillen und Amuletten, gefunden im Juni 2005. Der damals von Experten als "Sensation" gewertete Silberschatz inspirierte offenbar die Entdeckerfreude der für die Ausgrabung Verantwortlichen des Königsberger Kunsthistorischen Museums. Wenn schon nicht das Bernsteinzimmer, so könnten doch weitere Kunstgegenstände aus dem einstigen Schloßmuseum zu Tage gefördert werden, so die Hoffnungen der Grabungsleitung.
Dank der bisherigen Funde gilt bereits als sicher, daß zumindest Teile des Kellergewölbes nach Ende der "Schatzsuche" als Freilichtmuseum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen. Noch einen Schritt weiter geht der Stadtarchitekt Alexander Baschin im Interview mit der Zeitung "Komsomolskaja Prawda": "Die Anlage ist Teil des ostdeutschen Kulturerbes - wer würde es wagen, an dieser Stelle etwas anderes zu errichten als das Königsberger Schloß?" 5000 Gegenstände wurden bereits aus den verschollenen Kunstsammlungen, die das Schloß vor dem Krieg beherbergte, ausgegraben. Der 80 Meter lange Keller des Westflügels ist freigelegt - nun fehlt allein repräsentative Ausstellungsfläche. Zu diesem Zweck könnte das Kellerareal als überglastes Museum in den zu errichtenden Schloßbau eingefügt werden, so die derzeitigen Überlegungen. Die Gebietsregierung und sogar der Kreml unterstützen den Plan, den historisch bedeutsamen Bau zu rekonstruieren, meldet die Zeitung "Königsberger Express".
Offizielle Beschlüsse, wie sie vom Bürgermeisteramt und der Gebietsregierung benötigt würden, liegen aber offenbar noch keine vor. Auch sei die Finanzierung noch offen, so Baschin gegenüber der "Komsomolskaja Prawda". Dennoch: Die Stimmung bei Offiziellen wie Bevölkerung tendiert zum Wiederaufbau des Schlosses, sei es als Kulturzentrum, Museum oder als Teilrekonstruktion. Wladimir Putin habe zum Wiederaufbau bereits 50 Millionen US-Dollar zugesagt, so der "Königsberger Express". Auch bei anderen Prominenten kämen Nachbaupläne gut an, so der "Königsberger Express".
Auch laufen derzeit Verhandlungen mit russischen Hotelkonzernen. So könnte der barocke Unfried-Bau des Schlosses als Hotel wiedererrichtet werden. Erst Anfang Dezember hatten Arbeiter einen zwei Meter hohen Gang unter diesem Schloßteil freigelegt. Der gut erhaltene unterirdische Verbindungsweg stammt mutmaßlich aus dem 15. Jahrhundert und verband einst Schloß und Dom miteinander. Der Moskauer "Protera"-Konzern habe nun zu einer Kopie des Unfried-Baus eine 50 Millionen Dollar Investition zugesagt, so Baschin.
Inzwischen werden die Aufbaupläne für das Schloß - in welchem Umfang es auch immer realisiert werden mag - in Königsberg in die Pläne zur Belebung des Zentrums eingebunden. Nicht nur Baschin setzt sich für ein echtes Geschäftszentrum im alten Stadtkern Königsbergs ein. Dazu gehört für ihn auch der Wiederaufbau des Kneiphofs. Erste Gebäude wurden dort bereits errichtet.
Attraktion: Neuerdings lockt ein Beobachtungsplatz zum Blick in die Vergangenheit des Schlosses. |
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