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Dabei sein ist alles - mit dem hehren olympischen Motto dürfte sich so mancher über das eher dürftige Ergebnis hinweggetröstet haben, mit dem er den Wahlsonntag beendete. Spitzenreiter: "Deutschland-Bewegung" - bundesweit ließen sich gerade einmal 575 Anhänger zum Urnengang bewegen (nur Erststimmen), womit immerhin die Zahl der eingetragenen Mitglieder deutlich überschritten wurde. Zehn weitere Kleinparteien, darunter die KPD, blieben bei den Zweitstimmen unterhalb von mageren zehntausend Stimmen. Bei den Erststimmen erreichten mit KPD und "Deutschland-Bewegung" insgesamt vier Grüppchen nicht einmal die Eintausender-Marke.
Weitaus erfreulicher stellte sich das Wahlergebnis für den CDU-Abgeordneten Martin Hohmann dar. Mit 54 Prozent der Erststimmen verbuchte der Nordhesse das landesweit beste Einzelergebnis. Im gesamten Bundesgebiet kamen nur drei Parteifreunde auf noch bessere Werte. Womit auch bewiesen wäre, daß es sich durchaus lohnt, betont konservatives Profil zu zeigen.
Das galt übrigens, wenn auch mit umgekehrtem politischem Vorzeichen, für Christian Stroebele ebenso. Stramm links, kantig, unbequem, aber den eigenen Prinzipien treu - so holte der Grüne einen Wahlkreis (und das einzige Direktmandat seiner Partei bundesweit) in Berlin und degradierte die PDS-Fraktion zum kleinstmöglichen Kaffeekränzchen; nur noch zwei Damen halten das tiefrote Fähnlein aufrecht.
BdV-Präsidentin Erika Steinbach schrammte haarscharf an einem Achtungserfolg vorbei: In ihrem Frankfurter Wahlkreis blieb sie nur um 409 Stimmen hinter ihrer sozialdemokratischen Mitbewerberin zurück, bundesweit das zweitknappste Ergebnis! Zweifacher Trost für die Vertriebenen-Präsidentin: Ein sicherer Landeslistenplatz bedeutete das Ticket nach Berlin, und Deutschlands angeblich beliebtester Politiker, Bundesaußenminister Fischer, der ebenfalls im Wahlkreis Frankfurt II angetreten war, bekam über 23.000 Stimmen weniger als Frau Steinbach.
In Bayern kann man über die Spitzenergebnisse anderer Parteien allenfalls matt lächeln. Was nördlich des Weißwurst-Äquators als herausragend gilt, würde am Fuße der Alpen oder im Bayerischen Wald eher den Zugang zum dörflichen Stammtisch erschweren.
50 Prozent plus x sind für einen strammen CSUler Pflicht, 60 plus x gelten als normal, um überregionale Aufmerksamkeit zu erzielen, braucht man schon vorndran eine Sieben. "Bundessieger" Ernst Hinsken glänzte übrigens mit 74,8 Prozent. Dennoch: Das wohl auffälligste Einzelergebnis brachten die Nordlichter zustande. Im Stimmbezirk Eppendorf staunten die Auszähler zunächst über 38 Prozent ungültige Stimmen, setzten dann aber noch einen drauf, indem sie der CDU ganze 0,2 Prozent zusprachen.
Die Korrektur des Rechenfehlers dauerte mehrere Tage; der hanseatischen CDU brachte sie außer der Gewißheit, so ungeliebt nun auch wieder nicht zu sein, keinen Gewinn.
Für Peter Gauweiler ist seit dem 22. September die politische Welt wieder in Ordnung: Der urige Oberbayer, der aus eigener leidvoller Erfahrung weiß, was man unter "Karriereknick" zu verstehen hat, kandidierte gegen den Willen diverser "Parteifeinde" im Wahlkreis München Mitte. Den vertritt er nun im Bundestag - eine herbe Herausforderung für die Berliner Parlamentsstenographe |
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