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Rückblicke auf große Ereignisse besitzen den Vorteil, die Kraftlinien der Interessenlagen Beteiligter genauer verfolgen zu können: „Besser als Krieg“ orakelte „Der Spiegel“ nicht ungeschickt angesichts des Mauerbaus, obgleich die Redaktion es besser weiß. Die Springersche „WamS“, wie immer auf bewährtem Kurs der Gegenküste, fragte den Ex-US-Minister MacNamara mit Bedacht: „Hätten die USA Krieg riskiert?“. Natürlich nicht. Und nur dann, wenn ihre Einflußzonen berührt worden wären. Genau dies war nämlich zwischen Kennedy und Chrustschow in Wien verabredet und von US-Senator Fulbright im Juli 1961 freimütig propagiert worden, er verstünde nicht, warum die Russen durch Berlin nicht eine Mauer zögen. Verdeckter Freibrief für Moskau und die Gespenster eines atomaren Krieges bilden nunmehr das Instrumentarium der Propaganda. Den Schlüssel findet man stimmig in Henry Kissingers Memoiren:Bei aller sonstigen Gegnerschaft (von Sowjets und Amerikanern) waren wir uns immer einig, wenn es der Dämpfung der Deutschen diente.
Inzwischen korrespondiert die nun zügig ausgewalzte Kriegsverhütungformel, die die westlichen Alliierten von ihrer Inaktivität und Sowjetkumpanie freisprechen soll, mit der durchsichtig falschen innerdeutschen Formel(wie Präsident Rau jetzt während seiner Gedenkrede zum 13. August wieder), wonach die Mächtigen des SED-Regimes „ihr eigenes Volk“ einsperrten. Sie trennten aber das deutsche Volk insgesamt, womit auch dieses Volk einem Auftrag unterlag, den das Grundgesetz benannte. Müller
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