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"Das hat dem fragilen Verhältnis gerade noch gefehlt: daß Zynismus die politisch-moralische Auseinandersetzung mit der Vertreibung der Sudetendeutschen ersetzt. Ausgerechnet bei einer Gedenkfeier im ehemaligen KZ Theresienstadt meinte der tschechische Ministerpräsident Zeman sagen zu müssen, die Ausweisung der Sudetendeutschen habe den Betroffenen weder geschadet noch genützt. Das ist Menschenverachtung pur. Die als Versöhnungsdokument hochgejubelte deutsch-tschechisch e Erklärung von 1997 scheint Makulatur. Mit dem Geist des Vertrags von 1992, der beide Seiten ausdrücklich zu guter Nachbarschaft verpflichtet, sind solche Tiraden ebenfalls nicht zu vereinbaren."
"Die Welt" vom 21. Mai 2002
"Egal, ob von einer Aufhebung dieser unsäglichen Erlasse der EU-Beitritt Tschechiens formell abhängig gemacht wird oder nicht: Kabinettsmitglieder, die historisches Unrecht in provozierender Weise verteidigen, stellen sich das schlechteste Zeugnis in Sachen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit aus. Dies ist um so bedrückender, als das Land an der Moldau aufgrund seiner Geschichte und Kultur an sich zum innersten Kern eines vereinten Europas gehört."
"Neue Osnabrücker Zeitung" vom 21. Mai 2002
Lichteffekte
Wie zur Mitternacht die Mette
- darauf schließ ich jede Wette -
kann am Nordkap Sonnenbaden
heller Pelle wenig schaden.
Doch die Mette, jung an Jahren,
war in Strahlung unerfahren:
Viel zu stark mit Schein beworfen
mußte zarte Haut verschorfen!
Besser hat s der Friedman Michel,
denn beim talkenden Gestichel
darf er, wie Beleuchter meinen,
nur in bestem Licht erscheinen.
Notfalls weiß der kesse Schniegel
hinter sich sogar den Spiegel,
und mit Nußöl in den Poren
geht die Glätte nie verloren.
Gonzalo de Braganza |
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