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Wieder ein paar Enttäuschte mehr

 
     
 
Wenn Friedrich Merz eine neue politische Heimat suche, habe er ja seine Telefonnummer, spottete Guido Westerwelle nach der Rückzugsankündigung des renommierten CDU-Politikers. Auf den Fluren der Hauptstadt ist man sich indes ziemlich einig, daß der Fernsprecher des FDP-Vorsitzenden stumm bleiben wird. Warum eigentlich? Wegen des unüberhörbaren Unmuts innerhalb der Union über die "Sozialdemokratisierung" der eigenen Partei müßten enttäuschte Schwarze doch Schlange stehen bei den Liberalen?

Tun sie aber nicht. Trotz beachtlicher Umfragewerte
gelingt es den Freidemokraten nicht, in ihrer Traumrolle als "einzig marktwirtschaftliche Partei" wirklich zu glänzen. In Bayern wollen die Liberalen in spitzer Anspielung auf eine Unionsparole aus den 70ern plakatieren: "Freiheit statt Sozialismus - FDP statt CSU!" Von der Union enttäuschte Bürgerliche werden über diese nette kleine Gemeinheit schmunzeln, mehr aber kaum - wieder so eine neckische Idee vom Westerwelle.

Hier liegt das Problem der FDP: Offenbar fehlen auch ihr die Köpfe, um glaubhaft als solide bürgerliche Alternative Unionswähler und nicht zuletzt CDU/CSU-Politiker zu sich herüberzuziehen. Das

Image der Effekthascherei klebt an Westerwelle und mit ihm an der gesamten Partei, der die profilierten Köpfe fehlen wie weiland Otto Graf Lambsdorff.

Die Union kann das kaum beruhigen. Die ohnehin schwindende Motivation ihrer gerade noch gut 550000 Mitglieder dürfte durch den Abgang von Merz einen weiteren Dämpfer erhalten haben. Merkels schwarze Kabinettshälfte erscheint ihnen als bekenntnisfreie Truppe von Machterhaltern.

Friedrich Merz hat alle Gedanken an eine Parteigründung von sich gewiesen, Fraktionsvize Wolfgang Bosbach ebenso. Worauf hofft Bosbach? Was meint Merz, wenn er sagt, er wolle sich trotz allem "weiterhin engagieren"? Denkbar wäre, daß beide - jeder auf seine spezielle Weise - schon einmal vorsichtig auf Distanz zur Kanzlerin gehen, um sich für einen späteren Neuanfang zu empfehlen. Geht das träge Experiment Schwarz-Rot zu Lasten der Union zu Bruch, wird es kaum Merkel sein, welche die CDU-Basis als "Hoffnungsträger des programmatischen Neubeginns" auf den Schild heben wird.

Die Zeit arbeitet gegen die Union. Die Erosion ihrer einst treuen Stammwählerschaft schreitet schon seit vielen Jahren voran, neue Konkurrenzparteien schossen zuletzt wie Geysire aus der verkrusteten Oberfläche des bürgerlichen Lagers. Wie das Beispiel des Hamburgers Ronald Schill (fast 20 Prozent) zeigte, sind die Heimatlosen am Ende verzweifelt genug, um bei der Wahl der Alternativen zur Union alles andere als zimperlich zu sein. Seit Merz Rückzug sind es wieder ei
 
     
     
 
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