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Das Jagdhaus Pait entstand aus der alten Revierförsterei Pait, die erstmals 1886 in der jagdlichen Literatur Erwähnung findet. Die Försterei Pait lag einst in dem inmitten des Bruchwaldes einsam gelegenen Dorf Pait, am Ufer des gleichnamigen Flüßchens. Das Dorf wurde im Laufe der Zeit vom Forstfiskus aufgekauft, und es blieben später nur noch die Gebäude der Revierförsterei und eine Waldarbeitersiedlung bestehen.
Kaiser Wilhelm bewohnte die Försterei Pait erstmals vom 18. bis 20. September 1904. An die kleine und äußerst bescheidene Revierförsterei war ein einfacher Seitenflügel angebaut worden, in dem die Jagdwohnung des Kaisers eingerichtet wurde. Erneut zur Elchjagd erschien der Kaiser im Jahre 1907 in Pait. In der Zwischenzeit war noch ein weiterer Seitenflügel an das Jagdhaus angebaut worden, in den nun der Förster übersiedelte. Dessen Wohnung und Büroräume fielen nun dem Jagdgefolge des Kaisers zu. Der Kaiser selbst bewohnte hauptsächlich den Raum mit Balkon im östlichen Seitenflügel. Er begnügte sich mit drei bis vier Gästezimmern. Erst zu Görings Zeiten wurden separate Verwaltungsgebäude, Scheu-
nen und Garagen errichtet, entstand der Jagdhauskomplex, von dem nur noch Ruinen übrigblieben. Im Jahre 1910, vom 12. bis 14. September, weilte Wilhelm II. wieder und nun zum letzten Male im Jagdhaus Pait.
Zu Beginn der Regierungszeit Kaiser Wilhelms I I. gab es in dem Elchrevier etwa 200 Elche, im Jahre 1914, zu Beginn des Ersten Weltkrieges, schon 800.
Nach den Kriegs- und Revolutionswirren der Novemberrevolution ging der Elchbestand durch Wilderei und unkontrollierte Abschüsse stark zurück. Es war dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Preußens und gebürtigen Königsberger Dr. h. c. Otto Braun, zu danken, daß rechtzeitig Schon-
bestimmungen erlassen wurden und der Elchbestand sich wieder erholen konnte. Braun folgte dem ins holländische Exil gegangenen Kaiser als Jagdherr in Pait.
Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, bestimmte Hermann Göring das Elchrevier zum Elchschongebiet und behielt sich selbst das Jagdgebiet und die stärksten Schaufler zum Abschuß vor. Göring zog als neuer Jagdherr in das Jagdhaus Pait ein, das zu diesem Zweck 1934/35 großzügig umgebaut wurde.
In der Hungerzeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die ostdeutschen Elche zunächst Beute von Wilderern und Militärjägern. Der Elchwald wurde Jagdgebiet der Baltischen Rotbannerflotte. Das Jagdhaus Pait wurde im Laufe von 55 Nachkriegsjahren verschiedenen Nutzungen zugeführt, während ringsum die Förstereien, Waldarbeiterhäuser und sogar die Dörfer und Siedlungen verwahrlosten, verfielen und schließlich verschwanden. Zuletzt diente das Jagdhaus Pait einer Pelztierfarm als Lagergebäude und Futterhaus. Die Balkone und Holzbauten verrotteten und verfielen, die Fenster und Türen wurden einbruchssicher zugemauert.
Das gesamte Gebiet versank im Dschungel des Bruchwaldes und der Moore, in dem es kaum noch Brücken und nur noch wenige befahrbare Wege gab. Als infolge des Endes des kalten Krieges im Jahre 1990 erstmals Touristen, Besucher und vertriebene respektive geflüchtete Bewohner den Elchwald (wieder) sahen, verrieten die Ruinen nichts mehr von einstiger Herrlichkeit und Jagdleidenschaft. H. J. S. / J. L. |
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