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Am 20. Juni 1948 tritt in den Zonen der dre Westalliierten, der sogenannten Trizone, eine längst überfällige Währungsreform in Kraft. Damit nimmt das westdeutsche Wirtschaftswunder seinen Anfang.
Lange Schlangen ungeduldig wartender Bürger bilden sich an diesem Tag vor de Ausgabestellen für die neue Währung. Endlich ist es soweit, und die Bürger erhalten als sogenanntes "Kopfgeld" für ihre alten 40 Reichsmark brandneue 40 Mark. Zwe Monate später werden zusätzlich weitere 20 Mark ausgegeben.
Dies gibt den durch den Krieg schwer gebeutelten und verzweifelten Menschen neu Hoffnung und Zuversicht. Die 60 Mark, die jeder Deutsche in den Westzonen und in West-Berlin ausbezahlt erhält, sorgen somit wenigstens formal für gleiche Startchance für einen Neubeginn. Wie auf ein verabredetes Zeichen füllen sich zudem plötzlich un wie von Geisterhand auch wieder die zuvor gähnend leeren Schaufenster mit den zum Unmu der Bevölkerung zuvor zurückgehaltenen Waren.
Die Währungsreform bietet in der Tat die einzige Chance, die Wirtschaft zu stabilisieren. Sie enthält auch ein wichtiges psychologisches Moment. Sie verleiht de Wirtschaft neuen Schwung und beendet die in einem unaufhaltsamen freien Fall begriffen Talfahrt der alten Währung. Nicht überall ist jedoch die neue Westwährung gerngesehen In der sowjetischen Zone wird sie verboten, und es wird der Versuch unternommen, die Geldtransporte nach Berlin zu unterbinden.
Das Sowjetregime beantwortet die Einführung der Mark drei Tage später mit eine eigenen Währung, die den Namen "Deutsche Mark der Deutschen Notenbank" trägt Im Gegenzug untersagen die Westalliierten die Einführung dieser Ostwährung in de Westsektor von Berlin. Schon rein optisch kann das neue Ostgeld nicht mit den in den US frisch gedruckten westdeutschen Banknoten konkurrieren. Im Osten wird der neu Währungsbetrag, um Kosten zu sparen, einfach auf die alten Reichsbanknoten gestempelt Aber auch was die Kaufkraft anbelangt, läßt die neue Deutsche Mark die in der Ostzon gültige Währung schon bald weit hinter sich zurück.
Die Währungsreform in den Westzonen, die inhaltlich und logistisch ein Meisterleistung ist, stellt die Organisatoren vor ungeheure Aufgaben. Unter strenge Geheimhaltung wird der Plan für ihre Realisierung von den drei Westalliierten unter de Schirmherrschaft der USA ausgearbeitet, wobei auch westdeutsche Wirtschafts- un Finanzexperten hinzugezogen werden. Zu ihnen gehört der später als "Vater de Wirtschaftswunders" weltweit gepriesene Ludwig Erhard, der zu dieser Zeit das Amt de Direktors des Wirtschaftsamtes bekleidet.
Daß unbedingter Handlungsbedarf besteht, haben vor allem die Amerikaner erkannt, un sie sind deshalb schon seit längerer Zeit zum Handeln entschlossen. Die Aktio Währungsumtausch rollt damit unaufhaltsam an. Mit der höchsten Geheimhaltungsstuf versehen, werden die Banknoten per Flugzeug nach Deutschland transportiert, nachts mi Militärlastern weiterbefördert und bis zur Ausgabe in Kasernen gelagert.
Am 18. Juni wird auch die Bevölkerung über die zwei Tage später erfolgend Einführung der neuen Währung informiert. Das Notenausgaberecht hat die am 1. März 194 gegründete Bank Deutscher Länder.
Die neue Mark, die spätere DM, wird ein voller Erfolg. Begleitet wird die Währungseinführung von einem Bündel währungspolitischer Maßnahmen unter de Federführung Erhards. So wird das "Gesetz für Bewirtschaftung und Preispolitik nac der Geldreform" erlassen, und nach einer Ankündigung Erhards wird sehr zu Ärger der Besatzungsmächte auch die Rationierung von etwa 4000 Verbrauchsgüter aufgehoben. Die Währungsreform, die auch in den Westsektoren von Berlin gilt, hat eine entscheidenden Anteil an der von Erhard mit Erfolg propagierten Politik der soziale Marktwirtschaft.
Die Einführung der neuen Währung markiert den Beginn des in aller Welt s vielbeneideten deutschen Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie wirkt für die Wirtschaft in Westdeutschland als Initialfunke. Den Menschen beschert das neue Geld, nac all den Entbehrungen, endlich wieder die Möglichkeit, sich auch etwas für ihr Gel kaufen zu können. Diese Kaufkraft und das einsetzende Vertrauen auf die Stabilität de Währung eröffnet ihnen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft.
Auch in deutschlandpolitischer Hinsicht ist die Währungsreform eine einschneidend Wegmarke, denn die Einbeziehung Westberlins löst am 23. Juni 1948 die Berlin- Blockad aus und verschärft somit den Kalten Krieg der beiden Supermächte USA und Sowjetunion Sie markiert damit den Beginn der Teilung Deutschlands.
Mit der Währungsreform beginnt die Erfolgsgeschichte der Deutschen Mark. Übe Jahrzehnte hinweg vermittelt sie den Deutschen ein Gefühl von Sicherheit und Stabilitä und genießt als "harte" Währung auch weltweite Anerkennung.
52 Jahre nach ihrer Einführung wird die Deutsche Mark auf dem Altar des europäische Währungsdiktats geopfert. Mit der im Zuge der europäischen Währungsunion vorgenommene Einführung des Euro beginnt jetzt ein währungspolitisches Experiment, dessen Ausgan ungewiß erscheint.
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