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Zwei Bemerkungen des amerikanischen Präsidenten Bush müßten in Berlin, Paris und Brüssel eigentlich die diplomatischen Alarmglocken schrillen lassen. In Tokio bezeichnete Bush die Japaner als „unsere besten Verbündeten“, und in Südkorea definierte er das 21. Jahrhundert als das „pazifische Jahrhundert“. Bei beiden Bemerkungen darf man davon ausgehen, daß sie nicht nur in die Ohren der Asiaten geflüstert waren. Sie galten auch Europa. Das wird umso deutlicher, als Bush auch die Beziehungen zu China lobte, obwohl Peking manche Differenz mit Washington hat, etwa die Waffenlieferungen an den Iran oder die Verfolgung religiöser Minderheiten.
Der Ton gegenüber China, einem der pazifischen Partner, war überraschend freundschaftlich. Die pazifische Option gewinnt Konturen in Washington. Sie wird schon seit Jahrzehnten als Alternative oder Ergänzung zur atlantischen Verbindung, sprich zu Europa diskutiert. Mit Reagan s Weltpolitik erfuhr sie in den achtziger Jahren erste starke Impulse, als manche führenden Europäer sich von der Raketen-Nachrüstung bedrängt fühlten, die Europa vor der Hegemonie der damaligen Sowjetunion rettete und das Ende des Kommunismus Moskauer Prägung einleitete. Japan stand in Blüte, die asiatischen Tigerstaaten setzten zu ihren Sprüngen an. Man hat diese pazifische Option Amerikas in Europa nie so richtig ernst genommen. Knorrige US-Botschafter in Bonn wie Burns und Walters sorgten freilich in Washington dafür, daß die atlantische Wertegemeinschaft als Band des Bündnisses lebendig und erhalten blieb. Walters starb vor ein paar Tagen. Ein symbolischer Tod. Mit Männern wie Walters stirbt eine Generation, die eine emotionale Bindung zu Europa hatte. Bush junior gehört schon zur nächsten Generation, er hat diese Bindung nicht mehr. Für ihn ist die pazifische Option real.
Aus Japan oder Südkorea hört Bush keine Kritik wie aus Frankreich und Deutschland. Auch sind die Märkte im rasch alternden Europa nicht mehr so interessant. Und schließlich spürt er in Asien, daß man dort seinen „Krieg gegen den Terrorismus“ ernster nimmt und seinen Plänen einer Raketenabwehr nicht so skeptisch gegenübersteht.
Hinzu kommt, daß die Nato im Krieg gegen den Terrorismus keine militärische, nur noch eine politische Rolle spielt und Washington diesen Krieg de facto alleine führt. Jetzt wird sogar diese politische Rückendeckung im Fall Irak noch in Frage gestellt, und zwar bei einem Diktator, der unter internationaler Beobachtung steht und sich der Kontrolle mit allen Mitteln entziehen will. Es ist für Bush schwer zu verstehen, daß man Saddam Hussein gegenüber dem amerikanischen Verbündeten politisch in Schutz nimmt. Und es ist für den Präsidenten einer Weltmacht mit einer großen Armee ebenfalls schwer zu verstehen, daß ein wirtschaftlich so potenter Verbündeter wie Deutschland so wenig Mittel für seine Verteidigung aufbringt.
In dieser Stimmungslage werden Differenzen zu Gegensätzen. Aber statt sie im stillen, diplomatischen Kämmerlein auszusprechen, hängen die Außenminister Deutschlands und Frankreichs sie an die große Glocke der Öffentlichkeit - vielleicht, weil das Punkte im Wahlkampf bringt.
Man wird sich natürlich weiter um Verständigung bemühen, aber der Prozess der inneren Abkoppelung der USA von Europa, jedenfalls der politischen Elite in Washington, beschleunigt sich. Im selben Maß wächst das Interesse für die pazifische Option. Gewiß, die Gesellschaftssysteme zwischen Amerika und Asien sind sehr unterschiedlich, aber das sind sie mittlerweile auch zwischen Europa und Amerika. Vor allem aber gilt in Washington: Wer es ernst meint mit der Wertegemeinschaft, der muß auch ernst machen mit seinen Werten und der Gemeinschaft. Es sei denn, er nimmt die gemeinsamen Werte nicht so ernst. Dieser Eindruck scheint sich in Amerika zu verfestigen. Maria Klausner
„Die eigentliche Heimat der Preußen oder ,Pruzzen‘ war das Baltikum. In Königsberg wurde ihr erster König gekrönt. Das liegt heute in Rußland, wird jetzt Kaliningrad genannt, wo aktuell sehr gute BMW-Automobile gebaut werden. Wenn die Sache mit Brandenburg nicht klappt: Vielleicht kann man mit Rußlands Präsident Putin über einen kleinen Doppelnamen sprechen. Plus gemeinsame Gebietsherrschaft mit der EU. Schließlich war er es, unter dem Leningrad in St. Petersburg zurückbenannt wurde.“
Peter Gauweiler, bayerischer Minister a. D. (CSU)
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