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An der Börse in Wien herrscht nur geringe Risikobereitschaft der Anleger

 
     
 
Seit Jahrzehnten beklagen Wirtschaftsfachleute und Politiker, daß die Österreicher zu wenig Risikobereitschaft zeigen: Daß also die meisten Rück- lagen in Sparguthaben und Anleihen fließen, daß dementsprechend die österreichischen Unternehmungen mit zu wenig Eigenkapital ausgestattet sind und daß die Wiener Börse eine marginale Rolle spielt. Die immer wieder nur halbherzig getroffenen politischen Entscheidungen, vor allem aber die Machenschaften auf dem international
en Kapitalmarkt haben sich allerdings meist als Bestrafung der Mutigen erwiesen.

Ein Paradebeispiel sind die Vorgänge um die Bank Austria (BA): Die größte österreichische Bank ist vor drei Jahren von der HypoVereinsbank (HVB) übernommen worden. Zwecks Umgehung von EU-Kartellrechtsbestimmungen geschah dies durch Aktientausch. Die Aktionäre der BA erhielten Aktien der HVB, die damals mit 63 Euro notierten, aber wesentlich weniger wert waren, sonst wären sie nicht bald danach auf sechs Euro abgesackt. (Der Ertragswert der BA wurde damit höher als der Börsenwert des gesamten HVB-Konzerns).

Da BA-Aktien ein Viertel des an der Wiener Börse gehandelten Kapitals ausgemacht hatten, war deren Verschwinden aus der Notierung ein schwerer Schlag für den Wiener Aktienhandel. Die Schwierigkeiten der HVB veranlaßten diese nun, zum Löcherstopfen ein Viertel der BA-Aktien wieder auf den Markt zu werfen. Angepeilt war ein Ausgabekurs von 34 Euro je Aktie, tatsächlich mußte man mit 29 Euro antreten: Es war den Anlegern nämlich nicht entgangen, daß die Verschiebung von Beteiligungen zwischen "Mutter" und "Tochter" den Substanzwert der BA angegriffen hatte.

Dennoch war die Ausgabe der "jungen" BA-Aktien mehrfach überzeichnet. Aber trotz der Überzeichnung fiel die BA-Aktie unmittelbar nach Ausgabe deutlich unter den Ausgabekurs! Reichlich seltsam. Eine Erklärung dafür wäre, daß Großanleger mit noch deutlicherer Überzeichnung gerechnet hatten, nun also mehr Aktien als geplant zugeteilt bekamen und diese wieder auf den Markt warfen. Für Privatanleger, die sich nochmals an die BA-Aktie gewagt hatten, war es jedenfalls eine weitere Enttäuschung. Die Neue Zürcher Zeitung, bekannt für diplomatische Wortwahl, spricht von "ungewöhnlichen Begleitumständen". Und Börsenkenner rechnen damit, daß die HVB die profitable BA wieder vom Markt nehmen wird, sobald sie selber aus den roten Zahlen ist.

Apropos rot: Der größte ursprüngliche Aktionär der BA, die eigentümerlose (aber rote) Stiftung AVZ, die entsprechend viel durch den Aktientausch mit der HVB verloren hatte, beteiligte sich neuerlich an der BA und ist nun sowohl der zweitgrößte HVB-Aktionär wie auch der zweitgrößte BA-Aktionär. Das und alles andere läßt sich nur verstehen, wenn man übergeordnete Interessen voraussetzt, die irgendwo Richtung "Bilderberg" zusammenlaufen.

Das meiste Kapital in Österreich fliesst in feste Sparguthaben

Für die Hypovereinsbank ist die Bank Austria ein Gesundungsbrunnen

 
     
     
 
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