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          Der Terrorismus in Spanien ist inzwischen zum traurigem Alltag     geworden. Fast jede zweite Woche kommt es zu einem neuen Toten. 
       Die Bevölkerung hat Angst, denn inzwischen kann es jeden treffen. Nicht nur Politiker,     Militärs und Guardia-Civil-Beamte, sondern auch einfache Busfahrer, Köche, Bauarbeiter        und kritische Journalisten gehören neuerdings zu den Opfern.
       Laut einer Umfrage des spanischen Meinungsforschungs-Instituts "CIS" sehen     81,5 Prozent der Spanier den Terror inzwischen als Sorge Nummer eins noch vor der     Arbeitslosigkeit (64,2 Prozent).      Ende 1999 erklärte die ETA eine 14 Monate andauernde Waffenruhe für beendet. Seitdem     versucht die Separatistenorganisation wieder mit Gewalt für einen eigenen Staat zu     kämpfen. Trotz wachsender Proteste in der Bevölkerung  selbst in ihrer baskischen     Heimat  verzichtet sie nicht auf Gewalt.
       Bei der ETA handelt es sich um eine sehr widersprüchliche Bewegung. Ihr Name, Freiheit     und Baskenland, klingt nach rechter Ideologie. Auch die rigorose Traditionspflege, welche     männerbündlerische Kultveranstaltungen einschließt, sowie der ausgeprägte Hang zur     regionalen Folklore läßt eher rechte Gesinnung vermuten. Doch definiert sie sich als     linke Widerstandsbewegung. Auch ihre Unterstützerszene ist von ihrem äußeren     Erscheinungsbild eher mit der Kreuzberger Autonomenszene als mit Skinheads zu vergleichen.     Der politische Arm der ETA, Herri Batasuna, verfügt zudem über ein Parteiprogramm mit     klassischen linken Inhalten. Dies ist vor allem in der Wirtschaftspolitk erkennbar, die     einen primitiven Antikapitalismus pflegt. 
       Zu ihrer vornehmlichsten Forderung zählt ein unabhängiges Baskenland. Damit sind rund     20 000 Quadratkilometer Land gemeint, die zum größten Teil in Spanien liegen, aber auch     zum Teil in den französischen Pyrenäen. Ferner verlangt sie den Abzug der spanischen     Sicherheitskräfte sowie die Verlegung von 600 ETA-Häftlingen in Gefängnisse, die näher     am Baskenland liegen.
       Über 800 Menschen fielen bisher dem Terror der ETA zum Opfer. Das Markenzeichen der     Separatisten sind Autobomben. Das bislang blutigste Attentat geht auf eine solche     Konstruktion zurück: 1987 kamen bei einer Explosion vor einem Einkaufszentrum in     Barcelona 21 Menschen um. 
       Die Attentate der ETA werden zunehmend feiger. Es werden nur noch Opfer auserkoren, die     nicht wie wichtige politische Entscheidungsträger vom Staat geschützt werden. Zu ihnen     zählen Polizeibeamte mittlerer und unterer Dienstgrade, Kommunalpolitiker unliebsamer     Parteien im Baskenland und Zivilisten, die sich zufällig zur falschen Zeit am falschen     Ort aufhalten. 
       Eine weitere "Spezialität" der ETA sind Entführungen. Seit 1970 kidnappte     sie 46 Menschen und erpreßte zum Teil sehr hohe Geldsummen. 
       Mafia-ähnliche Schutzgelderpressungen von baskischen Unternehmern dienen ebenfalls als     konstante Geldquelle.
       Der Drang der Basken nach Unabhängigkeit hat zum einen mit den ethnischen     Besonderheiten dieses Volkes zu tun und zum anderen mit der Geschichte, in deren Verlauf     Unterdrückung und Assimilationsversuche oft vorkamen. 
       Die Basken gelten als rätselhaftes Volk. Denn niemand weiß, woher sie kommen und wann     sie sich am Golf von Biskaya ansiedelten. Bekannt ist allerdings, daß sie keine     Indogermanen sind. Außerdem ist ihre Sprache mit keinem anderen Idiom auf der Welt     verwandt. Sie gilt als extrem schwer zu erlernen. 
       Kurios ist, daß die Unterstützerszene der ETA vornehmlich spanisch untereinander     spricht und sich in der Regel nicht mit Baskisch abmüht. Fast unglaublich erscheint die     Tatsache, daß die Basken im übrigen Spanien sehr hohes Ansehen genießen. Sie gelten als     starke und fleißige Charaktere von sprichwörtlicher Effizienz. Die baskische Küche ist     ausgesprochen beliebt und die zahlreichen Starköche aus diesem Landstrich werden wie     Popstars gefeiert.
       Was die Geschichte angeht, so trachteten die christlichen Herrscher auf der iberischen     Halbinsel häufiger danach, den Basken ihre Identität zu nehmen, sie zu Spaniern zu     machen. Eine Politik, die auch in Katalonien und Galizien hin und wieder verfolgt wurde.     Der forsch wirkende Drang nach Assimilation hat historische Gründe: Die iberische     Halbinsel war jahrhundertelang von Moslems bewohnt. Die wurden nach langen Kämpfen Ende     des 15. Jahrhunderts vertrieben. Im spanischen Volk nahm während dieser Zeit die Toleranz     gegenüber anderen Stämmen ab. 
       Diese Grundhaltung bestand bis ins 20. Jahrhundert fort. Zwar wurde den Basken 1936     Autonomie gewährt. Doch war das nur von kurzer Dauer. Nach dem Sieg von General Francisco     Franco im Bürgerkrieg galt wieder ein anderer Kurs: So mußte in den baskischen Schulen     erneut spanisch unterrichtet werden. Noch während der Franco-Ära wurde die ETA     gegründet. 1958 spaltete sie sich von der bereits 1895 gegründeten bürgerlichen     "Baskischen Nationalpartei" ab. Zehn Jahre später verübten die Separatisten     ihr erstes tödliches Attentat. 
       Es fällt auf, daß es in dem zu Frankreich gehörenden Siedlungsgebiet der Basken     bisher keinen Terror gab. Das liegt unter Umständen daran, daß Paris in der gesamten     Geschichte nicht so stark auf Assimilation bestand wie Madrid. 
       Heute genießen die baskischen Provinzen eine Autonomie, die in Europa ihresgleichen     sucht. Die Wut des übrigen Spanien nimmt daher mit jedem neuen Toten zu. Über alle     Parteigr  | 
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