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Zwischen den Feiertagen wollte ich das wiedereröffnete Bodemuseum begutachten. Es war naß und kalt an diesem Tag. Auf dem Weg vom Hackeschen Markt zur Museumsinsel setzte auch noch heftiges Schneetreiben ein. Die eigene Hand vor Augen war kaum zu erkennen.
Vor dem Museum der Schock: Hunderte von Besuchern warteten disziplin iert in einer Reihe - Wind und Wetter tapfer trotzend. Das waren mehr, als an einem solchen Tag vor den Vatikan-Museen ausharren. Und das will schon was heißen! Schließlich ist Rom die Touristenstadt schlechthin (wo Besucher auch an jeder Ecke geschröpft werden).
Diese Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich die Schlange sah. Es ging so langsam voran, daß ich den Museumsbesuch auf einen Tag mit besserem Wetter verschob. Daß die Schlange kürzer wird, ist nicht zu erwarten.
Lange Schlangen gehören wieder zum alltäglichen Stadtbild. Nur daß heute niemand mehr für Konsumartikel ansteht wie in der Nachkriegszeit oder im Sozialismus - heute stehen die Gäste für Kultur an: 2004 lockte das New Yorker "Museum of Modern Art" mit einer Sonderschau in die Neue Nationalgalerie. Die Besucher standen auch dort stundenlang an. 2005 folgte die Goya-Ausstellung in der Alten Nationalgalerie und im abgelaufenen Jahr die "Versunkenen Städte Ägyptens" im Martin-Gropius-Bau. Selbst nachts öffnete das Museum am Ende seine Pforten, um den Andrang zu bewältigen.
In diesem Jahr kommt wieder eine New Yorker Kunstshow nach Berlin: Das "Metropolitan Museum of Art" zeigt 150 Meisterwerke der französischen Kunst. Außerdem wird der neugestaltete Alexanderplatz (heute noch der häßlichste Platz Europas) wiedereröffnet. Und das Hotel Adlon feiert seinen 100. Geburtstag (gleichzeitig den zehnten Jahrestag der Wiedereröffnung). In unmittelbarer Nachbarschaft wird dann auch die neue US-Botschaft fertig werden. Das sind einige der Höhepunkte, die an der Spree 2007 geboten werden.
Mit massenhaften Industrieansiedlungen wie vor einhundert Jahren wird sich die Stadt nicht aus dem Schuldensumpf ziehen können. Etwas anderes als Kultur hat Berlin kaum zu bieten, doch auch die entwickelt sich zum beachtlichen Wirtschaftsfaktor. Die WM hat das Interesse an Berlin gerade im Ausland weiter angefacht. "Fans aus aller Welt kamen nach Berlin und sind begeistert wieder nach Hause gefahren", jubelte Klaus Wowereit in seiner Neujahrsansprache.
Der Regierende weiß wovon er spricht. Zum Zeitpunkt der Ausstrahlung waren sämtliche Berliner Hotels ausgebucht. Und das seit Wochen. Die Silvesterfeier am Brandenburger Tor war ein Riesenerfolg. Trotz Krise, Staatspleite und horrender Arbeitslosigkeit - Berlin leuch |
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