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Von Palach zu Radetzky
Prag Am Prager Wenzelsplatz wurde kürzlich ein Denkmal für Jan Palach und Jan Zajíc errichtet, das an den Flammentod der beiden systemkritischen jungen Tschechen vor zwanzig Jahren erinnert. Genau dort, wo sich der 20jährige Palach 1969 aus Protest gegen die sowjetische Okkupation seines Landes und deren Folgen angezündet hatte, liegt nun ein bronzenes Kreuz auf dem Boden. Darunter sind zwei Grabhügel angedeutet. Jan Palachs Begräbnis, an dem Hunderttausende seiner Landsleute teilgenommen hatten, jährte sich am 25. Januar. Während dieses Denkmal in der tschechischen Öffentlichkeit ähnlich unumstritten ist wie das für den tschechoslowakischen Staatsgründer Masaryk auf dem Hradschiner Platz geplante, sind die Erinnerungen an die k. u. k.-Zeit Gegenstand langwieriger Diskussionen. Dennoch soll das Ende 1918 entfernte Reiterstandbild von Kaiser Franz I. ebenso wiedererrichtet werden wie jenes von Feldmarschall Radetzky am Kleinseitner Ring.
Umwege zum alten Besitz
Gstadt Die Wege ost- und sudetendeutscher Vertriebener zur Rückerlangung ihres Eigentums sind lang und mühsam. Daß sie dennoch schon heute gelegentlich ans Ziel führen, zeigt das Beispiel der sudetendeutschen Familie von Wisenberg. Deren im 17. Jahrhundert erbautes Stammschloß im nordmährischen Wisenberg (Loucna na Desnou) wurde 1945 enteignet und ausgeplündert. Danach diente es bis 1990 als "Besserungsanstalt für schwer erziehbare Mädchen". Um den immer weitergehenden Verfall seines Elternhauses zu stoppen und wieder selbst über dieses verfügen zu können, rief Franz Klein von Wisenberg eine GmbH ins Leben. An dieser sind der in Gstadt am Chiemsee wohnhafte frühere Touristikmanager und die Gemeinde Wisenstein zu je 50 Prozent beteiligt. Letztere hatte das am Fuße des Altvatergebirges gelegene Schloß vom Staat bekommen und übereignete es der neuen Firma. Jetzt soll das Gebäude zu einem repräsentativen Schloßhotel mit eigener Hausbrauerei umgebaut werden. Als Betreiber soll nach Möglichkeit eine tschechische Hotelgruppe gefunden werden, erklärte Franz Klein von Wisenberg gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Sobald dies erreicht sei, werde die tschechische Gemeindeverwaltung ihre Anteile abgeben, da sie nicht als Wirtschaftsunternehmen tätig sein will. Alleiniger Besitzer wäre dann wieder die alteingesessene Adelsfamilie.
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