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Der Abschied vom Vaterland

 
     
 
Als bald nach der Niederlage der deutschen Wehrmacht die ersten Risse in der Allianz der Sowjetunion hier und der Westmächte unter Führung der USA dort sichtbar wurden, wollten sich die beiden Machtblöcke des deutschen Potentials für ihre Streitkräfte versichern. In der Sowjetzone, später der DDR begann die deutsche Wiederaufrüstung über die Aufstellung von Einheiten der Volkspolizei bis zur National
en Volksarmee, während im Westen der Bundeskanzler Adenauer als Realpolitiker schon mit dem "Amt Blank" eine Dienststelle schuf, die die Aufstellung westdeutscher Truppenkontingente vorbereitete. Am 5. Mai 1955 begann dann offiziell der Aufbau der Bundeswehr.

Es ging ein tiefer Riß durch die Generation jener Deutschen, die den Zweiten Weltkrieg erlebt hatten. Die öffentliche Meinung wurde von einer Ohne-mich-Stimmung beherrscht. Die übergroße Mehrheit der ehemaligen Wehrmachtsoldaten lehnte es aus unterschiedlichen Gründen ab, wieder Soldat zu werden. Manche waren zu Pazifisten geworden, andere wollten nicht Uniformen anziehen, um unter dem Befehl der Sieger für deren Interessen zu kämpfen, während wieder andere verlangten, zuerst müsse die Diskriminierung der deutschen Wehrmachtsoldaten ein Ende haben. Dazu gehörte die Forderung, zunächst die noch in alliierter Haft sitzenden deutschen Soldaten freizulassen.

Immerhin aber gelang es Adenauer, in Übereinstimmung mit den Westmächten so viele ehemalige Wehrmachtsoldaten zu reaktivieren, daß die Bundeswehr aufgebaut werden konnte. Es waren 40 000 Offiziere und Unteroffiziere der Wehrmacht und der Waffen-SS, die die Bundeswehr schufen, darunter 700 Träger des Ritterkreuzes des Eisernen Kreuzes. Sie brachten die Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs ein und bildeten eine Freiwilligen-, später eine Wehrpflichtarmee, deren soldatische Qualität in den Zeiten der Ost-West-Spannungen gerühmt wurde.

Einige Namen bewährter Wehrmachtsoldaten des zweiten Weltkrieges seien genannt, die an maßgebender Stelle der Bundeswehr tätig waren: die beiden ersten und bekanntesten Offiziere der Wehrmacht waren Adolf Heusinger, bis 1944 Chef der Operationsabteilung des Heeres, dann Adenauers Berater, später Generalinspekteur der Bundeswehr und Leiter des Ständigen Militärausschusses der Nato in Washington, sowie Dr. Hans Speidel, Generalleutnant der Wehrmacht und Ritterkreuzträger, später Oberbefehlshaber der Alliierten Landstreitkräfte Mitteleuropa. Der Fallschirmjägeroffizier und Träger des Eichenlaubs zum Ritterkreuz Heinz Trettner wurde Generalinspekteur der Bundeswehr, Generalleutnant Günther Rall, Sieger in 275 Luftkämpfen, Träger des Ritterkreuzes mit Eichenlaub und Schwertern, wurde Inspekteur der Luftwaffe. Erinnert sei an Vizeadmiral Ruge, die hohen Luftwaffenoffiziere Kammhuber, Steinhoff und Erich Hartmann, an den glänzenden U-Boot-Kommandanten, später Flottillenadmiral der Bundesmarine, Otto Kretschmer, zuletzt Chef des Stabes der Alliierten Marinestreitkräfte Ostsee, Ritterkreuzträger auch er. Und so könnte man die Liste beliebig verlängern.

Sie taten ihre Pflicht und schufen im Bündnis die deutschen Streitkräfte.

Und als der Mohr seine Arbeit getan hatte, da bekam er einen Fußtritt und konnte gehen.

Zunächst zur Verteidigung ("wenn das Bundesgebiet mit Waffengewalt angegriffen" wird – Artikel 115a GG) aufgestellt, wandelten sich die Streitkräfte über eine "Armee im Bündnis" zu einer "Interventionsarmee" oder einem Expeditionsheer, das eingesetzt werden kann, wo und aus welchem Grund auch immer es übergeordnete Kräfte für richtig halten, beispielsweise zur Verteidigung der Menschenrechte. Da wäre die Bindung an das Vaterland nur eine Belastung.

So wurde diese Bindung systematisch nach und nach gelöst. Vor zwei Jahren wurde es verboten, am Ehrenmal für die im Zweiten Weltkrieg gefallenen Fallschirmjäger auf dem Gelände der Franz-Josef-Strauß-Kaserne in Altenstadt-Schongau einen Kranz niederzulegen. Gleiches passierte, als man am Gedenkstein für den bei einem traurigen Unfall 1945 ums Leben gekommenen erfolgreichsten deutschen  U-Boot-Kommandanten Wolfgang Lüth auf dem Gelände der Marineschule Mürwick Blumen niederlegen wollte.

Traditionszimmer in den Kasernen zur Erinnerung an Einheiten der Wehrmacht wurden – teilweise unter rüden und unwürdigen Umständen – rigoros beseitigt. Nach bewährten deutschen Soldaten benannte Bundeswehr-Kasernen wurden umgetauft. 1999 verbot der  Verteidigungsminister Scharping  der Bundeswehr, irgendwelche dienstlichen Kontakte zur Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger zu unterhalten, obgleich man 40 Jahre lang kameradschaftlich Verbindung zueinander gehalten hatte. Die angeblich unabhängige, tatsächlich aber vom Verteidigungsministerium am Gängelband gehaltene Gesellschaft für Wehr- und Sicherheitspolitik wurde gleichgeschaltet, indem man ihr einen linientreuen General als Präsidenten oktroyierte und verbot, daß sie Vorträge zu historischen Themen halten ließ. Jede Traditionspflege wurde untersagt, angeblich nur in bezug auf die Wehrmacht, in der Praxis aber zu jeder deutschen Armee der Vergangenheit.

Und nun ist in dem Bestreben, jede Traditionspflege "in die Waschmaschine zu stecken", der "Verband deutscher Soldaten" dran. Unter dem Symbol des Eisernen Kreuzes bemüht sich dieser parteifreie Verband seit Jahrzehnten vor allem darum, ehemalige Soldaten zu beraten und sie bei der Wahrnehmung ihrer Rechte zu vertreten. Der VdS bekennt sich zur Wehrbereitschaft, sagt ja zur Bundeswehr als Verteidigungsstreitmacht unseres Vaterlandes, schützt das Andenken aller Soldaten und kämpft gegen jede Diffamierung des deutschen Soldatentums. Noch 50 000 bis 60 000 Mitglieder zählt die Organisation, die eine lesenswerte Zeitschrift, "Soldat im Volk", herausbringt, in der allerdings auch mancher Aufsatz erscheint, der nicht der politischen Korrektheit angepaßt ist.

Dem Verteidigungsministerium paßt die ganze Richtung nicht (mehr). Und so wurde der VdS nicht nur von linksextremen Kreisen, sondern auch von seiten höchster Stellen des Bundesverteidigungsministeriums unter Druck gesetzt. Die Verantwortlichen auf der Hardthöhe drohten an, daß die Bundeswehr jede Zusammenarbeit mit dem "Verband deutscher Soldaten" abbrechen werde, wenn nicht "ein grundsätzlicher Gesinnungswechsel im Verband und speziell in seiner Zeitschrift ‚Soldat im Volk‘ Platz greifen" werde. Dem bewährten und bei seinen Mitgliedern beliebten Bundesvorsitzenden des VdS, dem Generalmajor der Bundeswehr a. D. Dr. jur. Jürgen Schreiber, wurde nahegelegt, bei der Mitgliederversammlung im Mai dieses Jahres nicht wieder für den Vorsitz zu kandidieren, befürchteten doch die Verteidigungsbeamten des Ministeriums, daß an dieser knorrigen Persönlichkeit der geforderte "Gesinnungswandel" des Verbandes scheitert.

Ein weiterer Schritt ist getan, um die Bindung der Interventionsarmee, noch genannt "Bundeswehr", an ihr Volk und an ihre Nation zu lösen und aus deutschen Soldaten Nato-Soldaten zu machen, die international beliebig eingesetzt werden können, für welche Interessen auch immer.

 
     
     
 
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