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Der Schatz der Könige

 
     
 
Der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) ist es dank der großzügigen Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung gelungen, eines der herausragendsten Objekte des königlich preußischen Silberschatzes zurückzugewinnen: die sogenannte Kleine Hohenzollern-Kanne des Berliner Goldschmieds Johann Christian Lieberkühn des Älteren, die einen Zapfhahn hat und 52 Zentimeter hoch und 10,8 Kilogramm schwer ist. Die zwischen 1720 und 1733 entstandene Kanne ist geschmückt mit insgesamt 193 Medaille
n und Talern, die bis auf wenige Ausnahmen Münzprägungen des Hauses Hohenzollern aus insgesamt zwei Jahrhunderten sind. Der älteste Taler stammt aus dem Jahr 1538, die jüngsten von 1717. Die Kleine Hohenzollern-Kanne sowie weitere Spitzenwerke barocker Gold- und Silberschmiedekunst sind seit gestern im Schloß Oranienburg zu sehen.

Die neue Dauerausstellung in der Silberkammer präsentiert - neben der Hoftafel- und Silberkammer im Schloß Charlottenburg - den beispiellosen Reichtum der Silberbestellungen des preußischen Hofes. Die Prunksilber-Sammlung gehörte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu den prächtigsten Beständen ihrer Art in Europa. Daneben werden in der Ausstellung auch Schätze der herausragenden brandenburgischen Glaskunst des 17. und 18. Jahrhunderts gezeigt.

Als kostbares Tafelsilber und in Form aufwendiger Schaubuffets waren Silbergegenstände aller Art in eigenen Schauräumen zentraler Teil höfischer Repräsentation. Außer im Berliner Schloß mit dem berühmten Silberbuffet konzentrierte Kurfürst Friedrich III. , der spätere König Friedrich I., seine Silberschätze in Schloß Oranienburg. Allein dort hat sich der historische Raum bis heute erhalten, nachdem im Verlauf der Geschichte ein Großteil der Silberstücke eingeschmolzen und die Silberkammern aufgelöst wurden. Nach ihrer Restaurierung und Neueinrichtung macht nun die Oranienburger Silberkammer diese fast vergessene Pracht wieder erlebbar. Das Schloß ist übrigens ein Geschenk des Großen Kurfürsten an seine Gemahlin Louise Henriette, Prinzessin von Oranien. Bereits 1652 wurde das Schloß ihr zu Ehren "Oranienburg" getauft, und ein Jahr später nahm auch der Ort Bötzow, in dem das Anwesen liegt, diesen Namen an. Von 1651 bis 1655 erfolgte der Umbau und die Erweiterung des bereits vorhandenen Jagdhauses in ein Schloß durch den Baumeister Johann Gregor Memhardt. Es entstand ein Bau, dessen niederländische Prägung im Äußeren und Inneren unverkennbar war.

Von 1689 bis 1711 vergrößerte Kurfürst Friedrich III. den Landsitz seiner Mutter. Die Architekten Johann Arnold Nering und Johann Friedrich Eosander errichteten eine der bedeutendsten barocken Schloß-, Garten- und Stadtanlagen der Mark Brandenburg.

1802 wurde das Anwesen durch das königliche Hofmarschallamt veräußert. Es folgten die Nutzung als Baumwollweberei und Schwefelsäurefabrik, in der 1833 Fried-rich Ferdinand Runge das Anilin und die Karbolsäure entdeckte. Lehrerseminar, Kaserne und Polizeischule sind die weiteren Stationen.

Heute ist das Schloß im Besitz der Stadt Oranienburg. Seit 2001 zeigt das Schloßmuseum hauptsächlich Kunstwerke niederländischer Künstler, unter anderem Arbeiten von Jan Lievens, Govert Flinck, Jan Mijtens und Antonis van Dyck. Den Höhepunkt der kurfürstlichen Wohnung bildet die Porzellankammer. Hier waren einst nahezu 5000 Porzellanstükke aufgestellt. Heute ist eine der um 1695 für diesen Raum geschaffenen Etagèren mit ostasiatischem Porzellan des 17. und 18. Jahrhunderts bestückt und läßt den einstigen Glanz erahnen.

Nun ist auch das einzige erhaltene Silbergewölbe in den preußischen Schlössern erstmals der Öffentlichkeit zugänglich. Der Silberkammerraum, der noch annähernd die historische Raumstruktur aufweist, befindet sich im Erdgeschoß des Nordwestflügels. Die Schlichtheit des Raums weist darauf hin, daß es sich um einen reinen Aufbewahrungsort handelte. Nur wenn sich der Herrscher in Oranienburg befand, wurden die Schätze in dem ganzen Schloß verteilt. Und es müssen nicht wenige Kostbarkeiten gewesen sein. Bereits um 1700 waren neben wertvollen Gläsern fast 500 Silbergegenstände verzeichnet. Und selbst der als kunstfeindlich geltende und spartanisch lebende Friedrich Wilhelm I. konnte sich der Pracht nicht verschließen. Er gehörte zu den größten Auftraggebern von Goldschmiedearbeiten seiner Epoche. Im letzten Jahrzehnt seiner Regierungszeit hat er insgesamt über acht Tonnen Geschirr, Leuchter und Möbel aus Silber in Augsburg und Berlin bestellt!

Neben der Kapitalanlage hatte das Silber auch eine repräsentative Funktion. Eine in Oranienburg gezeigte Terrine von Johann Ludwig Biller II. deutet Alfred Hagemann, wissenschaftlicher Volontär im Schloßmuseum, als eine heraldische Zusammenfassung der Geschichte der Hohenzollern: "Die Terrine ruht auf vier Löwen, dem Wappen der Burggrafen von Nürnberg, dem ersten Amt der Dynastie. Darüber folgt das von brandenburgischen Adlern gehaltene Monogramm Friedrich Wilhelms am Korpus, während der Deckel von einer triumphierend in die Höhe gehaltenen preußischen Königskrone gebildet wird. Somit verkörpert diese Suppenterrine im Kleinen die Verherrlichung des Aufstiegs der Hohenzollern, der schon seit Friedrich I. der Silberschatz der Hohenzollern im Ganzen gedient hatte."

Der Besucher von heute steht staunend vor dieser Pracht, die Einblicke gibt in vier Jahrhunderte höfischer Kunst- und Kulturgeschichte. Auch wenn im Laufe der Zeit viele der Pretiosen verlorengingen oder eingeschmolzen wurden, um den Staatshaushalt aufzubessern, so sind doch erstaunlich viele Kostbarkeiten erhalten geblieben. Die stattliche Reihe prachtvoller Gläser, die in Oranienburg gezeigt wird, stammt allerdings nicht aus dem Originalbestand, ist aber dennoch eine wichtige Schöpfung aus der Zeit um 1700. Ein herausragendes Beispiel ist der repräsentative Deckelpokal, der anläßlich der Krönung Kurfürst Friedrichs III. zum ersten König in Preußen geschaffen wurde.

Das Schloßmuseum Oranienburg, Schloßplatz 1, 16515 Oranienburg, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet, Tag der offenen Tür mit Führungen, Vorträgen und Kinderprogramm, 18. Juni, von 11 bis 17 Uhr, Eintritt 4/3 Euro, Kinder unter 14 Jahre 1,50 Euro, Einritt an allen anderen Tagen 6 / 5 Euro (mit Führung), 5 / 4 Euro (ohne Führung).

Der Soldatenkönig sammelte auch Schätze aus Silber

Die Geschichte der Hohenzollern auf Terrine dargestellt

Schloß Oranienburg: In der Silberkammer sind jetzt Kostbarkeiten des königlich preußischen Silberschatzes aus dem 17. und 18. Jahrhundert zu sehen. Fotos (2): SPSG

Repräsentativer Deckelpokal: Das Glas entstand zur Krönung Friedrichs I. im Jahr 1701.
 
     
     
 
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