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Den Retter der Marienburg hat man ihn genannt. Und tatsächlich hat er sich große Verdienste um die Erhaltung dieser bedeutenden Befestigungsanlage erworben. Noch heute erinnert eine Gedenktafel auf der Burg an ihn: Conrad Steinbrecht.
Steinbrecht wurde vor 150 Jahren, am 22. September 1849, als Sohn eines Superintendenten in Tangermünde geboren. Er besuchte das Gymnasium des Klosters Unserer Lieben Frauen in Magdeburg, wo er sich bereits mit den kirchlichen Baudenkmälern der Heimat zeichnerisch beschäftigte. Nach dem Abitur diente er als Einjährig-Freiwilliger in Torgau und machte auch den Krieg 1870/71 mit.
Bald nach Kriegsende, im Oktober 1871, begann er das Studium der Baukunst an der Bauakademie in Berlin, das er im August 1874 beendete. Durch Studienreisen und das zeichnerische Aufnehmen mittelalterlicher Kirchen bildete er sich während der Studienzeit weiter. 1875 wurde er zum Bauführer ernannt. Noch während der Ausbildungszeit war er bei den deutschen Ausgrabungen in Olympia tätig und machte auf der Rückreise eine Studienfahrt nach Italien. Nach Ablegung der zweiten Staatsprüfung wurde er 1879 zum Regierungsbaumeister ernannt und ein Jahr später Hilfsarbeiter im Kultusministerium.
Daneben beschäftigte er sich mit einem Problem, das in der Berliner Architektenschaft damals häufig erörtert wurde, mit der Wiederbelebung des Backsteinbaues. Dieser Aufgabe galt seine private Studienreise im Herbst 1880, die in Marienburg anfing und ihn bis Lübeck und ins altmärkische Jerichow führte. Entscheidend wurde aber eine große Reise, die er 1881 mit einem amtlichen Reststipendium ausführte.
Er hatte die Aufgabe, die erhaltenen Reste der Bauten des Deutschen Ordens in Ost- und Westpreußen zu studieren, zu skizzieren und zu beschreiben. Mit ausgezeichnetem Scharfblick hat er das Wesen der Ordensbaukunst, besonders der Burgen erkannt und in Reiseskizzen zeichnerisch dargestellt. Daraufhin übertrug man ihm im April 1882 die Wiederherstellung der Schloßkirche der Marienburg, die schon seit mehreren Jahren vorbereitet war.
Weitere Renovierungsarbeiten schlossen sich bald an. Das Ziel der Arbeit war der Ausbau der noch erhaltenen Räume in ihrer ursprünglichen Form, und dort, wo es nötig war, etwa an den Außenwerken, auch ihr Wiederaufbau. Das entsprach der örtlichen Überlieferung, und die geschichtlich eingestellte Tendenz der damaligen Baukunst ließ einen anderen Gedanken erst gar nicht aufkommen.
So vollendete er bis 1896 das Hochschloß, 1900 die Gastkammern, 1906 die Großkomturei, 1913 die Firmarie, und 1917 fanden die Arbeiten im Großen Remter ihren Abschluß. Daneben hatte er 1893 mit dem Ausbau des Herren-Danskers die Wiederherstellung der Außenwerke begonnen, an der er bis 1918 gearbeitet hat.
Die dekorativen Wandmalereien und die Geräteausstattung des Hochschlosses schuf Steinbrecht noch in engster Anlehnung an alte Vorbilder; auch hierbei schritt er im Mittelschloß zu freierer Auffassung vor.
Es lag ihm viel daran, die Räume der Marienburg mit guten Werken alter Kunst zu füllen. Die Kultur der Ordenszeit sollte hier eine Heimstätte finden. Auf sein Betreiben wurde 1892 die Bleilsche Waffensammlung für das Schloß angekauft. Seine ganze Arbeitskraft galt nur der Marienburg, in der er auch wohnte, um dauernd im Bau sein zu können.
Seine Studien legte er in einem vierbändigen Werk "Die Baukunst des Deutschen Ritterordens" nieder. Zahlreiche weitere Veröffentlichungen über die Marienburg und andere Ordensbauten stammen von seiner Hand. Vom Schloß Heilsberg fertigte er Zeichnungen an. Auch leitete er die Wiederherstellung des Domes in Kulmsee.
1922 schied er aus seinem Amte aus und konnte nur noch ein Jahr lang seinen Lebensabend genießen. Am 3. Juli 1923 starb er.
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