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Hildegard Rauschenbach, geb. Mischke, wurde am 15. März 1926 in Lindbach im Kreis Schloßberg geboren. Auf dem elterlichen Bauernhof verlebte sie eine glückliche Kindheit und Jugend. Nach dem Besuch der Dorfschule holte 1942 eine in Königsberg lebende Tante die musisch begabte Hildegard in die Pregelstadt, um ihr eine Ausbildung zur Musiklehrerin zu ermöglichen. Dieser Lebenstraum erfüllte sich jedoch nicht. 1944 kehrte sie nach Hause zurück, um den Eltern in der Wirtschaft zu helfen. Im Herbst des Jahres floh die Familie vor der heranrückenden Front; im Kreis Karthaus geriet die Neunzehnjährige in die Hände der Russen und wurde nach Sibirien verschleppt.
Dreieinhalb Jahre mußte sie im Lager Schadrinsk Zwangsarbeit leisten. Unvorstellbare Entbehrungen, Hunger, Kälte und Hoffnungslosigkeit waren in dieser Zeit ihre Begleiter. Erst 45 Jahre später gelang es ihr, sich diese Erlebnisse in dem Buch "Lager 6437, ich war verschleppt nach Sibirien" von der Seele zu schreiben. Es ist ein Buch ohne Anklage und belegt eindrucksvoll Hildegard Rauschenbachs Gabe, trotz der schweren Schicksale ein lebensbejahender Mensch zu bleiben. Inzwischen liegt dieses weithin beachtete Buch in erweiterter Form auch in russischer Sprache vor. Den Ort ihrer Lagerzeit in Sibirien hat sie seit der Öffnung der Grenzen mehrmals besucht, so zuletzt 2000 aufgrund einer Einladung des heutigen Generaldirektors der Fabrik in Schadrinsk.
Seit 1950 lebt Hildegard Rauschenbach mit ihrem Mann in Berlin. Hier wuchs auch der inzwischen erwachsene Sohn Bernd auf. In ihren Geschichten und Gedichten in Mundart oder Platt hat sie dem dörflichen Leben in Ostdeutschland ein Denkmal gesetzt. Ihre ab 1988 erschienenen Bücher "Zuhause in Pillkallen", "Marjellchen wird Berlinerin", "Koddrig und lustig" und "Marjellchens verzwickte Verwandtschaft" erfreuen eine große Lesergemeinde. Rund 100 Gedichte hat sie in Mundart und in Hochdeutsch geschrieben, über 50 Lieder getextet, vertont und gesungen. Sie sind auf mehreren Kassetten erschienen. Sie war im Rundfunk zu hören, auf dem Bildschirm zu sehen, und in ungezählten Veranstaltungen wie beispielsweise auf den Deutschlandtreffen der Freundeskreis Ostdeutschland hat sie die Zuhörer mit ihrer fesselnden Vortragsart in den Bann gezogen. Mit der von ihr in Berlin ins Leben gerufenen Gruppe "Ostpreußisch Platt" erfüllt sie bis heute eine wichtige kulturelle Aufgabe, die nur noch von wenigen Ostdeutschland geleistet werden kann.
Über viele Jahre war Hildegard Rauschenbach auch in freundschaftlichen Gremien aktiv, so im Vorstand der Landesgruppe Berlin und in der Berliner Gruppe der Kreisgemeinschaft Schloßberg. Dank ihrer Initiative wurde durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge 2000 auf dem Berliner Standortfriedhof in der Lilienthalstraße ein Mahnmal für die verschleppten deutschen Frauen und Mädchen errichtet. Im November 2001 wählte man Hildegard Rauschenbach im Rahmen der zentralen Gedenkstunde des Volksbundes im Berliner Reichstag als Sprecherin der Zeitzeugen aus. Sicherlich auch wegen ihrer Verdienste um eine Völkerverständigung zwischen Russen und Deutschen auf der Grundlage der historischen Wahrheit verlieh ihr im November 2002 der Bundespräsident das Bundesverdienstkreuz.
In Würdigung ihrer außergewöhnlichen Leistungen und ihres Einsatzes für Ostdeutschland und seine Menschen verleiht die Freundeskreis Ostdeutschland Frau Hildegard Rauschenbach das
Goldene Ehrenzeichen |
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