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Die rauchenden Ruinen der Multikultur

 
     
 
Im Jahre 2008, so wollen es die Stadtväter, wird Bradford Kulturhauptstadt Europas. Den Titel verleiht alljährlich das Europäische Parlament. 2008 ist eine britische Kommune an der Reihe, und die traditionsreiche nordenglische Gemeinde rechnet sich gute Chancen aus.

Zu den Sehenswürdigkeiten zählt unter anderem der Stadtteil "Little Germany". "Klein Deutschland" ist ein beschauliches Ensemble victorianischer Industrie- und Gewerbebauten, das deutsche Tuchindustrielle zwischen 1855 und 1899 in der heute knapp 500 000 Einwohner zählenden Stadt errichteten. Bradford ist emsig dabei, die Gegend in ein Vorzeigequartier umzusanieren.

Bradford ist aber nicht bloß stolz auf seine Architekt
ur, seine Museen und seine wunderschöne Landschaft, sondern – so verheißt es die stadteigene Werbung – überdies und besonders auf seine seine bunte, multi-ethnische Bevölkerung.

Genau die sollte es auch sein, die den Europäern ihre mögliche künftige Kulturhauptstadt kontinentweit bekanntmachte – mit Bildern von brennenden Barrikaden, flüchtenden Polizisten und rauchenden Ruinen. Die blutigen Straßenschlachten von Bradford markierten den vorläufigen Höhepunkt einer Reihe von Rassenunruhen in etlichen nordenglischen Industriestädten.

Das Gros der jugendlichen Gewalttäter rekrutiert sich aus den Nachfahren von Einwanderern aus Pakistan und Bangladesch. Ihre Integration in die britische Gesellschaft ist offenkundig mißlungen. Schlimmer noch: Die Abgrenzung zwischen einheimischen Weißen und "Asiaten" wächst dramatisch, wie eine erst kurz vor den Krawallen fertiggestellte Studie ermittelt hat.

Den Stadtvätern von Bradford muß bereits seit einiger Zeit gedämmert haben, daß mit ihrem propagierten Ideal vom fröhlich-farbigen Völkergemisch irgendetwas nicht stimmt. 1995 war es bereits zu Unruhen gekommen. So beauftragten sie den ehemaligen Chef des nationalen Komitees für rassische Gleichstellung, Lord Herman Ouseley, die Sache zu untersuchen.

Der vergangene Woche vorgestellte "Ouseley-Report" ist ein Schlag ins Gesicht "politisch korrekter" Multikultur-Anhänger. Lord Ouseley fand seinem Bericht zufolge eine Stadt "im Zangengriff der Angst" vor. Einwandererbanden beherrschten das Straßenbild und flößten Furcht ein. Ganze Viertel sind für Weiße praktisch unbetretbar geworden. Andererseits scheuten Alteingesessene davor zurück, die Dinge beim Namen zu nennen, um nicht "als Rassisten etikettiert zu werden", so Ouseley. Dies betrifft auch die Polizei, deren zaghaftes Vorgehen die Krawalle erst zu bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen hatte anschwellen lassen.

Für deutsche Beobachter ist das britische Szenario insofern von Interesse, als auf der Insel etliche Schritte bereits vollzogen worden sind, die hierzulande als Allheilmittel gegen mangelnde Integration angepriesen werden – wie sich erkennen läßt, ohne den geringsten Erfolg.

So haben sämtliche der jugendlichen Marodeure die britische Staatsbürgerschaft. Ja sogar eigene, muslimisch-konfessionelle Regelgrundschulen auf Staatskosten sind in England bereits der Normalfall. Ausgerechnet Bradford soll nun Vorreiter für die landesweit erste weiterführende muslimische Schule werden.

All dies Entgegenkommen führt offenbar nicht zu mehr Integration sondern zum Gegenteil, zur wachsenden Abgrenzung, wie der Ouseley-Report unumwunden aufzeigt. Die Nachgiebigkeit gegenüber den Einwanderern geht so weit, daß Bradfords Bürgermeisterin pakistanischen Eltern gestattet, ihre Kinder jahrelang von der Schule zu nehmen, um sie nach Pakistan zu schicken. Zurück in England sind sie der britischen Gesellschaft tiefer denn je entfremdet – und ihre Schulbildung ist keinen blanken Penny mehr wert.

Wer hoffte, die auch in Deutschland längst unübersehbaren Risse im multikulturellen Traum müßten die Politik alsbald zum Nachdenken, gar zur Einkehr bewegen, darf sich in Britannien eines schlechteren belehren lassen. Autisten gleich leiern die Verantwortlichen selbst nach Bradford und Ouseley-Report ihr altes "Multikultur"-Schema herunter. So will Bildungsstaatssekretärin Estelle Morris die Zahl staatlich finanzierter islamischer Regelschulen sogar noch erhöhen.

 
     
     
 
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