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Eigene Wege eingeschlagen

 
     
 
Der Siegeszug des Impressionismus in Berlin ist das Ergebnis einer langen Auseinandersetzung konservativer Kräfte mit den Bestrebungen der aufbrechenden Moderne. 1883 wurden zum ersten Mal die Werke der französischen Impressionisten in Berlin gezeigt. Und zwar in einer der seinerzeit noch seltenen privaten Kunsthandlungen, der Galerie Gurlitt.

Vor allem meinte man, daß impressionistische Werke "unvollendet" und "skizzenhaft" seien, oder gar "stümperhaft ausgeführt". In einigen wenigen Jahren hatten sich aber auch die Berliner an diese neue Sehweise gewöhnt, in der die Spontaneität des Vortrags wichtiger war als ein wie auch immer geartetes "erbauliches" Motiv. Die Anfeindungen, die dieser neuen Kunstrichtung entgegengebracht wurden, waren jedoch nicht nur künstlerischer Art. Nein, die Anfeindungen, denen sich der Impressionismus hier ausgesetzt sah, waren vor allem chauvinistischer Natur: Für viele der rechtsrheinische
n Zeitgenossen war dies eine Kunst, die aus Frankreich herüberkam, vom "Erzfeind", den man erst vor wenigen Jahren im Krieg 1870/71 bezwungen hatte. Und mehr oder weniger eindeutig und offen ausgesprochen lehnte man die neue Kunstrichtung aufgrund dieser Tatsache ab.

Viele der deutschen Künstler suchten, eigene Wege zu gehen, sich auf ihre Tradition berufend und nicht auf einen "importierten Stil". Die Maler der Worpsweder Künstlerkolonie leisteten Hervorragendes in dieser Beziehung, aber auch kluge und weitsichtige Lehrer - wie der Ostpreuße Lovis Corinth, wie Gotthardt Kuehl oder auch Eugen Bracht - erreichten Bedeutendes: Sie förderten eine ganze Generation von Künstlern in der Suche nach ihrem eigenen Weg, der zwar die Anregungen aus Frankreich aufgriff, diese aber dennoch eigenständig umsetzte. Der "gemäßigte Impressionismus deutscher Prägung", den eben jene Lehrer mit ihrer Aufgeschlossenheit gefördert und somit erst ermöglicht hatten, trat bald darauf seinen Siegeszug an.

"Natürlich bin ich ein großer Bewunderer französischer Kunst", hat Lovis Corinth vor Studenten in Berlin einmal gesagt, "deshalb aber braucht man nicht blindlings und urteilslos alles nachzuahmen, was von Frankreich geboten wird." Der Künstler solle von Frankreich lernen und nicht "irgendeine Methode ... bis zu seinem 60. Lebensjahr stupide verfolgen, sondern er soll mit seinem Können aus sich selbst herausholen das, was ihn bewegt, und von seiner Überzeugung nicht um einen Finger breit weichen".

Die Winter-Ausstellung der Galerie Barthelmess & Wischnewski vereinigt 48 Arbeiten unterschiedlicher mit Berlin verbundener Künstler, die allesamt vom Einfluß der französischen Impressionisten profitiert hatten, aber dennoch ihren eigenen künstlerischen Weg gegangen sind. Neben Hans Hartig, der als einer der bedeutendsten Schüler Eugen Brachts die Berliner Kunstszene vor dem Ersten Weltkrieg entscheidend prägte, sind vor allem Elisabeth Büchsel und Konrad von Kardorff zu nennen. Zu sehen sind aber jeweils auch ein Hauptwerk von Müller-Schönefeld ("Kaffeegarten bei Berlin") und von Paul Hoeniger ("Blick über Dächer"), die auf zahlreichen bedeutenden Ausstellungen zu sehen gewesen waren und die auch damals schon die "neue Kunst Berlins" repräsentierten. gbw/os

Die Ausstellung "Impressionismus in berlin" ist in der Galerie Bar-thelmes & Wischnewski, Giesebrechtstraße 10, 10629 Berlin, montags bis freitags von 10 bis 13 Uhr und von 14.30 bis 18.30 Uhr, sonnabends von 11 bis 15 Uhr zu sehen, bis 28. Januar 2007.
 
     
     
 
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