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Fast zur Tradition geworden sind die Baltikum-Reisen von Radermacher, ehemaliger Chefredakteur der Freiheits-Depesche / Das und selbst Deutsch-Balte aus Reval. Auch in diesem Jahr organisiert er eine Fahrt in die über 700 Jahre aufs engste mit der deutschen Geschichte und Kultur verbundene Region, die bestrebt ist, die alten kulturellen und wirtschaftlichen Bande zu Deutschland neu zu knüpfen. Bis zum Ende der Herrschaft des Deutschen Ordens gehörte das alte Livland (heute Estland und Lettland) zum Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Auch danach lag die Landesverwaltung auf der Grundlage weitgehender Autonomie in den Händen des deutsch-baltischen Adels und deutscher Staatsbürger, auch wenn zu verschiedenen Zeiten fremde Monarchen und ihre Statthalter diese Gebiete ihr eigen nannten. Nicht sie prägten das Antlitz dieser Gebiete, sondern die Deutsch-Balten.
Wie sehr heute Esten und Letten die Bedeutung der Deutsch-Balten würdigen, mögen zwei Beispiele illustrieren: Lennart Meri, der erste estnische Staatspräsident nach der Wende, rief am 3. Ok-tober 1993 in einer Rede zum Tag der Deutschen Einheit in Berlin die Deutsch-Balten auf, von ihrem angestammten Heimatrecht in Estland wieder Gebrauch zu machen. Die Stadtverwaltung von Riga lud den Repräsentanten der Familie Buxhoevden dazu ein, Die Festrede zum 800. Jahrestag der Gründung Rigas zu halten. Der Livenbischof Albert von Buxhoevden – vormals Domherr zu Bremen – hatte 1201 die spätere lettische Hauptstadt Riga gegründet und mit der gewaltsamen Eroberung des Landes und der Unterwerfung der lettischen Stämme begonnen. Deutlicher als diese Gesten kann die Verbundenheit der Esten und letten mit ihrer deutschen Geschichte nicht dokumentiert werden. Die Fahrt durch Lettland und Estland soll nicht nur den landschaftlichen und architektonischen Schönheiten der Länder gelten, sondern auch Begegnungen mit namhaften Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Kirche dienen. Kurzvorträge und Referate werden auf den Busfahrten über wichtige historische Ereignisse berichten. Die deutsch- und landeskundliche Reisebegleiterin Katrin Vaikmaa gibt Einblicke in die Lebenssituation der Esten und Letten heute.
Die Reise vom 24. Juli bis 4. August beginnt am Montag mit einem Flug der Air Baltic von Köln / Bonn nach Riga. Dienstag stehen die Sehenswürdigkeiten der Stadt bei der Führung durch Dom und Altstadt im Vordergrund. Im Schwarzhäupterhaus bittet die lettische Kulturgesellschaft Domus Rigensis zum Empfang. Am Mittwoch, 26. Juli geht die Fahrt über Wenden ins restaurierte Lager estnischer Waldbrüder – Widerstandskämpfer gegen die sowjetische Besatzungsmacht. Anschließend Besuch des Museumsdorfs Moniste mit Rutengängerprobe und des Munamägi, des mit 318 Metern höchsten Berges des Baltikums. Von Donnerstag bis Sonnabend werden das Kreutzwald-Museum (Dichter des Nationalepos Kalevipog) und die Stadt Dorpat (mit Führung durch Alstadt und Universität sowie St.-Johannis-Kirche) aufgesucht. Eine Fahrt zum „Blumenhof“ bei Palamuse leitet zum Vortrag des langjährigen Vorsitzenden des estnischen Schriftstellerverbandes Mati Sirkel über. Er spricht über die Rolle der Sprache bei der Selbstbehauptung seines Volkes. Danach Weiterfahrt nach Vosiku, einst Herrenhaus des Barons Timotheus von Bock („Der Verrückte des Zaren“), dort Informationsgespräch mit dem Abgeordneten Prof. Peeter Tulviste über die innenpolitische Situation Estlands, gefolgt von einem Mittag-essen im Pulverkeller Katharinas der Großen. Am Sonntag Gottesdienst in Kodavere am Peipussee, Mittagessen bei der Partnergemeinde der Lutherischen Kirche Aachen / Bonn / Köln, Weiterfahrt nach Ruil zum Stammsitz der Familie Wrangell. Kurzvortrag von Radermacher über Ritterschaftliche Reformpolitik im 19. Jahrhundert, im Anschluß Fahrt nach Wesenberg zur Besichtigung der Ordensburg. Weiter geht es nach Vosu (Ostsee), dort Treffen mit Kalev Kukk, Mitglied des Aufsichtsrates der estnischen Nationalbank und Berater des Ministerpräsidenten. Abendessen in einer historischen Bauernschänke.
Am Montag und Dienstag Führung durch Reval / Tallinn, Besuch des Parlaments, Vorträge zu Minderheiten, Konzert (deutsch-baltische Kompositionen). Mittwoch, 2. August, Fahrt nach Hapsal, dort Besichtigung der Bischofsburg und Gespräch mit Propst Tiit Salumae über die Situation der Kirche nach der Wende. Weiterfahrt nach Pernau zu den wiedererstandenen bunten Holzhäusern des Seebades. Abends gibt es ein Folklorekonzert. Am Donnerstag weitere Besichtigungen in Pernau und Riga (alte Markthallen).
Der voraussichtliche Reisepreis im Doppelzimmer beträgt 1650 bis 1675 Euro (Einzelzimmerzuschlag 200 Euro). Der Preis ist auf Selbstkostenbasis kalkuliert und für eine Teilnehmerzahl von 25 errechnet. Nähere Informationen zu den einzelnen Leistungen sowie Anmeldung bei Radermacher, Mörikestraße 41, 53121 Bonn. E.B.
Estland: Malerische und vielfältige Landschaften
Teil der Route: Die Ordensburg Wesenberg |
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