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Über die Vorteile einer gemeinsamen europäischen Währung wurde viel gesagt und geschrieben. Da diese Vorteile so beschaffen sind, daß Sie nicht jedermann sofort einleuchten, wurden speziell in den vom Euro benachteiligten Staaten Milliar- denbeträge für "Meinungsbildung" aufgewendet. Dem Normalverbraucher wurde eingeredet, daß er sich beim Auslandsurlaub künftig das Geldwechseln ersparen könne und daß die Kosten der Euro-Umstellung keinesfalls auf Bankkunden oder Verbraucher abgewälzt würden. Dem Wirtschafts treibenden wurde gesagt, der Geschäftsverkehr mit dem Ausland werde billiger sein und es könne auch nicht mehr vorkommen, daß wegen einer Abwertung - etwa in Italien - die Exporte leiden.
Nun, man probiere heute beispielsweise, in Frankreich mit einem Hundert-Euro-Schein zu bezahlen. Und was die Umstel- lungskosten betrifft, so trägt man sie eben indirekt als Steuerzahler oder sorgfältig "verpackt" über geänderte Verpackungseinheiten und Tarifstrukturen. Und auch die Spesen für Auslandsüberweisungen sind unverändert hoch geblieben. Und die Sache mit dem Wechselkursrisiko bei Exporten? Es wurde sorgfältig verschwiegen, daß analog zum Wegfall von Risiken auch die Chancen wegfallen.
Eine Schweizer Studie über die Kosten eines allfälligen EU- und Euro-Beitritts der Eidgenossen enthüllt nun aber einen weiteren Aspekt, der von den Propagandisten völlig übergangen und wahrscheinlich sogar übersehen wurde: Die Notenbanken lukrieren nämlich Gewinne aus der Ausgabe von Banknoten, weil diese keine Zinsen kosten, aber zum Ankauf zinsenbringender Anlagen verwendet werden. Diese Gewinne, die nunmehr der Europäischen Zentralbank zufallen, werden zwar an die nationalen Notenbanken weitergegeben, aber - wie könnte es anders sein - zu einem Schlüssel, der pro Kopf gerechnet wiederum die Nettozahler Bundesrepublik Deutschland und Republik Österreich kraß benachteiligt. Laut Schweizer Berechnung reduziert sich so die Basis der möglichen Zinserträge um 31,6 Milliarden Euro für die Bundesrepublik Deutschland und um 3,6 Milliarden für die Republik Österreich, während sie sich für die Französische Republik um 38,2 Milliarden erhöht. (Für die Schweizerische Eidgenossenschaft ergäbe sich eine Reduktion um 12,7 Milliarden.) Die jährlichen Zinsenausfälle, die auf dieser Basis tatsächlich zustande kommen, hängen natürlich von der Geldmarkt-Situation ab.
Verständlich wird die Sache dadurch, daß bisher Deutsche Mark und in entsprechend geringerem Ausmaß Schilling-Noten in den östlichen und südöstlichen Nachbarländern zirkulierten, jetzt aber durch den Euro ersetzt sind. Und so läßt sich auch erahnen, welche gigantischen Zinsengewinne die (wohlgemerkt: privaten) Notenbanken in den Vereinigten Staaten daraus lukrieren, daß zinsenlose US-Dollar-Noten überall in der Welt im Umlauf sind und gehortet werden. Prof. Dr. Küssner |
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