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Mit „Emden“ trug der am 1. Februar 1916 bei „Weser“ in Bremen vom Stapel gelaufene Kleine Kreuzer einen großen Namen. Immerhin hatte der am 9. November 1914 nach einem Gefecht mit dem britischen Kreuzer „Sydney“ bei den Cocos-Inseln auf Strand gesetzte erste Träger dieses Städtenamens mit seiner Handelskriegsführung Seekriegsgeschichte geschrieben. So zierte denn auch statt des Stadtwappens das Eiserne Kreuz seinen Bug.
Nach den obligatorischen Probefahrten setzte am 12. März 1917 der Zweite Führer der Torpedostreitkräfte seinen Stander an Bord. Als dieser am 5. Juni des Jahres zum Ersten Führer der Torpedostreitkräfte aufstieg, wurde sein Kreuzer Flaggschiff. Das Schiff stand inzwischen im Sicherungsdienst in der Nordsee. Eine Unterbrechung brachte im September und Oktober 1917 die Beteiligung an der Eroberung der seinerzeit zum Zarenreich gehörenden baltischen Inseln in der östlichen Ostsee. Danach ging es zurück in die Nordsee. Hier diente die „Emden“ als Führungsschiff bei diversen Attacken der deutschen Torpedobootstreitkräfte auf gegnerische Handelsschiffe. Zu seinem letzten aktiven Einsatz kam der Kreuzer Anfang Oktober 1918 beim Rückzug der Torpedo- und U-Boote aus den geräumten Stützpunkten in Flandern. Zur geplanten Teilnahme an der Großoffensive in den Englischen Kanal zur Unterbrechung der gegnerischen Nachschubwege kam es dann wegen der Novemberrevolution nicht mehr.
Ab dem 11. November 1918 schwiegen an den Fronten die Waffen. In gewisser Hinsicht paradox, gewann die „Emden“, obwohl Kriegsgerät, erst nach dem Abschluß dieses Waffenstillstands eine gewisse historische Bedeutung. Zusammen mit der deutschen Hochseeflotte begab sie sich auf den Weg in die Internierung. Standesgemäß diente dem Verbandsführer, Konteradmiral Ludwig von Reuter, mit der „Friedrich der Große“ anfänglich ein Schlachtschiff als Flaggschiff. Auf den größeren Einheiten wie der „Friedrich der Große“ war die Stimmung jedoch revolutionärer als auf den kleineren wie der „Emden“. So bot die gesamte „Emden“-Besatzung Reuter einen Flaggschiffwechsel an, den dieser dann auch vornahm. So wurde der Kleine Kreuzer am 25. März 1919 Flaggschiff des Internierungsverbandes. Von hier aus gab der Verbandsführer am 21. Juni 1919 um 11 Uhr den berühmten Befehl zur Selbstversenkung des einstigen Stolzes der Nation.
Da der Befehl auf dem Flaggschiff zuletzt umgesetzt wurde, gelang es den Briten, das Schiff vor dem Versinken auf Grund zu setzen. Es wurde abgedichtet, leergepumpt und nach Rosyth überführt. Bei der Aufteilung dessen, was von der einst kaiserlichen Flotte übriggeblieben war, unter den Kriegssiegern, erhielt Frankreich am 11. März 1920 den Kleinen Kreuzer zugesprochen. Die Schäden am Rumpf waren jedoch derart groß, daß die Beute nicht mehr gemäß ihrem ursprünglichen Zweck verwandt werden konnte. So wurde sie von ihren neuen Besitzern ab 1922 für Sprengversuche genutzt und anschließend bis 1926 abgewrackt. M. R.
„Emden“: Auf ihr befahl Reuter der deutschen Hochseeflotte die Selbstversenkung. |
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